Kuba - der Westen 2010

26.-28.3. | All-inclusive oder In welchem Land sind wir hier eigentlich?

Nach fast 10 Stunden Schlaf wartet die Dame vom Reiseveranstalter mit dem obligaten Begrüßungstreffen. Wir haben zwar 15 Tage All-Inclusive gebucht, wollen aber die Anlage verlassen, sobald wir einigermaßen erholt sind, um ein bisschen das wahre Kuba kennenzulernen. Jedenfalls wirkt Frau Reiseveranstalter ziemlich überrascht, als wir sie fragen, ob wir Teile unseres Gepäcks am Zimmer lassen können, wenn wir durchs Land reisen werden...

15 Tage All-inclusive - für uns heute unvorstellbar! Wir haben dieses Angebot gebucht, weil es billiger war als der Flug alleine gewesen wäre (was uns die Dame am Air Berlin-Schalter auch bestätigt hat) - schon eigenartig, oder? Am 1. Tag erholen wir uns von der Anreise, den 2. Tag genießen wir so richtig, und am 3. planen wir unseren Kuba-Urlaub ab dem 4. Tag.

Ein All-inclusive-Urlaub in Varadero ist super, ist toll - hat aber mit Kuba nichts zu tun. Varadero ist der Touristenort hier, alles ist dem Tourismus untergeordnet, jeder hier spielt mit. Zur Verdeutlichung ein kleiner Abstecher in Kubas Okönomie: Kuba hat seit 2004, als der US-Dollar verboten wurde, zwei Währungen: den Peso, die Moneda National, die Währung für die Einheimischen (CUP) und den Convertible Peso, die Währung für die Touristen (CUC). Der CUC entspricht im Wert ungefähr dem US-Dollar, der CUP der Einheimischen ist dagegen fast nichts wert (ungefähr 1/25 des CUC). Touristen müssen alles in CUC bezahlen, und die Kubaner sind natürlich ganz gierig auf CUC, weil diese für sie das Tor zum Luxus öffnen. Der Monatslohn eines Arztes beträgt hier umgerechnet ungefähr 15 CUC, Touristen bezahlen zB für die Busstrecke Varadero-Havanna (ca. 160km) 10 CUC - daher ist es auch verständlich, dass Privatpersonen das Mitnehmen von Touristen verboten ist...

Wieviel Trinkgeld gibt man vor diesem Hintergrund dem Zimmermädchen? Sind 3 CUC (für uns nicht einmal 3 EUR), für die sich unseres mehrmals überschwänglich bedankt hat, zu viel (immerhin fast der Wochenlohn eines Arztes...)? Soll man Mitbringsel wie Zigarren oder Rum, die auf Schritt und Tritt angeboten werden, "schwarz" oder doch lieber auf offiziellem Weg erwerben?

Als All-inclusive-Tourist mangelt es einem hier wirklich an nichts - Essen und Trinken in Massen von frühmorgens bis spätabends, die üblichen Animationsprogramme (Gott sei Dank nicht aufdringlich) und dazu Meer und Strand wie aus dem Bilderbuch - was will man mehr? Und doch hat das Ganze auch Kehrseiten:

Wenn man nämlich bedenkt, dass das Gros der Lebensmittel nur für die Touristen importiert wird, während ein großer Teil der Bevölkerung hungert.
Wenn man zusieht, wie sich viele Gäste schon nach dem Frühstück beginnen, volllaufen zu lassen, mancher gleich mit Rum pur, und das bei 30° und mehr.
Wenn man mitbekommt, wie mancher Gast das wirklich sehr bemühte Personal von oben herab behandelt.
Oder wenn bei der abendlichen Tanzshow so manch beschwipster Zuschauer mit geilem Blick darauf wartet, dass der eine oder andere String-Tanga bei einer akrobatischen Einlage verrutscht.

Wir versuchen trotzdem, diese ersten drei Urlaubstage zu genießen, uns drei Tage zu erholen. Das Wetter spielt mit: nachdem es die letzten Tage vor unserer Ankunft kühl und wechselhaft gewesen ist, haben wir 3 Tage Badewetter, wenn auch nicht wolkenlos. Aber Wolken und Wind machen die Hitze erst erträglich.

Apropos Wind: Unsere Anlage liegt im Westen von Varadero, und bei Westwind riecht man leider die Raffinerie, an der wir auf dem Weg vom Flughafen vorbei gefahren sind (den Geruch kennt jeder Wiener von der Fahrt zum / vom Flughafen Schwechat). Gott sei Dank kommt der Wind nur in der 1. Nacht aus West, dreht dann auf Nord und Ost.

Um von der Anlage zum Strand zu gelangen, muss man die Hauptstraße von Varadero auf einem Schutzweg überqueren - eine Straße, auf der allerdings weniger Fahrzeuge als auf den meisten Straßen und Gassen Wiens fahren... Zudem bleiben ausnahmslos alle Kubaner sofort stehen, wenn man den Gedanken fasst, eventuell demnächst die Straße überqueren zu wollen (aufpassen muss man nur auf die Touristen!)...

Apropos Touristen: In unserer Anlage wohnen vor allem Russen (unauffällig), Deutsche (unangenehm, wenn im Rudel), Kanadier (sehr unangenehm, wenn besoffen) und Tschechen (unauffällig). Ostern ist hier Hauptsaison, und täglich kommen mehr Leute an.

Die 3 Tage sind erholsam und schön, und trotzdem freuen wir uns, ab morgen das andere Kuba kennenzulernen. Wo genau wir hinfahren werden, wissen wir noch nicht; wir planen, mit dem Mittagsbus nach Havanna zu fahren, und dann werden wir sehen. Darum heißt es heute noch (um-)packen, da wir nur mit jeweils einem Rucksack fahren wollen.