Syria - For Heaven's Sake

Reisezeit: Mai / Juni 2010  |  von Sarah Paulus

Von Damaskus nach Palmyra

Tag 3
24.05.2010, Montag, 220km

Heute steht Busfahren auf dem Plan. Mit dem Taxi geht es für 100 SYP zum Busbahnhof Garadjat al-Harasta, der etwas außerhalb liegt. Wir steigen aus und sind sofort mittendrin. Die Werber der verschiedenen - tja, wie soll man sagen - Reisebüros haben uns erspäht und machen übereifrig auf sich aufmerksam. Noch haben wir keinen Sinn dafür. Erst heißt es Pässe vorzeigen und eine Sicherheitsschleuse überwinden. Taschen und Körper werden geröntgt. Natürlich piept es. Natürlich kümmert es keinen. Nachdem wir den inneren Kreis betreten haben, sind die Ticketverkäufer nicht mehr zu halten. Von allen Seiten wird gewunken und geworben. Etwas unschlüssig stehen wir herum und missachten schließlich den Ratschlag meines Reiseführers, der recht parteiisch eine ganz bestimmte Busgesellschaft empfiehlt. In der Hektik können wir sowieso kein Firmenschild finden und gehen auf einen jungen Mann zu, der mir ganz nett erscheint. Hoch erfreut strahlt er seine Wettbewerber an und bittet uns in einen kleinen Laden. Dort kaufen wir zwei Tickets für 200 SYP p.P. und wischen uns verhohlen den kalten Schweiß von der Stirn. Wiederum Pässe vorzeigen, um die Tickets auch in Besitz nehmen zu können. Dann zum Polizeibüro, das mit Mühe an einem Ende des Busbahnhofs zu finden ist. Auch hier Pässe vorzeigen. Ein gelangweilter Blick des Beamten und ein gütiger Wink seiner Hand bringen uns ein weiteres Stück voran. Fast geschafft. Nun noch die konkrete Station des Busses finden: Nr. 20. Der nette Herr vom Ticketschalter schiebt uns durch die Menschengruppen. Wir setzen uns auf eine Bank.

Um 11:00 Uhr soll es los gehen. Und tatsächlich. Pünktlichst erscheint ein vollklimatisierter Reisebus. Mit Innentoilette. Wunderschön glänzt das Raumschiff in der Morgensonne, was Herrn Rolf deutlich enttäuscht. Hatte er sich doch auf einen der uralten Klapperkästen gefreut, die in großen Mengen, bunt bemalt und rostig durchs Lande ruckeln.

Busfahrer

Busfahrer

Gegen 13:00 Uhr erreichen wir Palmyra und werden von Hamed überschwänglich begrüßt. Wo wir übernachten? El Nakheel. Wunderbar! Das gehöre seiner Familie. Auf die gleiche Weise werden zwei weitere Jungs bearbeitet, die wir unbekümmert zu Aussies deklarieren. Zu viert werden wir nach einigem Hin und Her in ein Auto gestopft und die beiden Australier outen sich als ein Neuseeländer und ein Ire. Enge macht ja manchmal gesprächig. Die beiden Mitreisenden jedoch nicht. Jedes Wort muss denen aus der Nase gezogen werden. Witze? Fehlanzeige. Joke Stopper.

Hamed ist ein quirliges Marketingtalent. Er bietet ununterbrochen Touren an. Unsere beiden Australier schalten in den Organisationsmodus und schwups haben sie ein dickes Besichtigungspaket für den Abend und den ganzen nächsten Tag geschnürt bekommen. Der üppige Preis überrascht sie dann doch und während wir schon aussteigen, ziehen sich die australisch-syrischen Verhandlungen zäh dahin. Wir sind angekommen, trinken den Begrüßungstee und buchen später fast nebenbei beim lieben Hamed einen Sonnenuntergang auf der Burg Qala'at Ibn Ma'n.

Fahrgemeinschaft

Fahrgemeinschaft

Das El Nakheel - oder Al Nakhiel, oder ... - ist eine gute Wahl. In einer Seitenstraße gelegen und im Beduinenstil eingerichtet, liegt es definitiv im guten Mittelfeld. Das Doppelzimmer für 1.800 SYP pro Nacht.

Hotel

Hotel

Palmyra besteht aus zwei Teilen: Dem wohl schönsten Ruinenfeld Syriens und einer etwa 30.000 Einwohner zählenden Kleinstadt. Die Hauptstraße ist schnell durchbummelt. Doch es gibt Wichtigeres: Ganz in der Nähe soll es auf einem von Beduinen betriebenen Campingplatz einen Pool mit Blick auf den Baal Tempel geben. Nach einigem Herumgeirre finden wir ihn und sind sofort verliebt. Der morgige Tagesplan ist klar.

Baal

Baal

Am späten Nachmittag sitzen wir neben dem Ruinenfeld im legendären Hotel Zenobia. Hier wohnt und gibt man sich gediegen. Nicht mit uns. Wir setzen uns ungeduscht, mit verstaubten Wüstenhemden auf die Terasse. Ein großartiger Blick. Die tiefstehende Sonne taucht die Szenerie in wunderschön warme Farben. Ein eiskaltes, diesmal libanesisches Bierchen. Ein weiteres. Und noch eins. Ein herrlicher Ort, um zu versacken. Blöd nur, dass wir zu dieser Sonnenuntergangstour müssen. Leicht angedöselt zahlen wir und treffen Hamed mit den braven Aussies im bezahlten Schlepptau.

Zenobia

Zenobia

Spätabends. Downtown Palmyra. Neonbeleuchtete Dunkelheit. Wir sitzen in einem kleinen Restaurant direkt an der quirligen Hauptstraße, sozusagen dem Ku'damm von Palmyra. Wir mampfen dieses wunderbar syrische Essen und bestaunen die schöne Atmosphäre. Dazu ein köstliches Bierchen. Heaven on earth.

Ku'damm

Ku'damm

www.umdiewelt.de

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© Sarah Paulus, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reiche Historie, arme Diktatur, liebevolle Menschen und niedlicher Spätsowjetismus.
Details:
Aufbruch: 22.05.2010
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 01.06.2010
Reiseziele: Syrien
Der Autor
 
Sarah Paulus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.