Syria - For Heaven's Sake
Aleppo
Tag 8
29.05.2010, Sonnabend
Aleppo, antik Halab, ist die schönste Stadt Syriens. Sauberer als Damaskus. Viel belebter. Wurde nie von den Franken besetzt. Eine stolze Stadt. Der Suq ist umwerfend und unübersichtlich. Sogar mein Reiseführer würde sich hier verlaufen. Also Kompass gezückt und grob die Richtung halten. So findet man aus jeder Ecke wieder heraus. Kann ich jedem Leser uneingeschränkt empfehlen.
Am Nachmittag will ich das legendäre Hotel Baron sehen. Von Agatha Christie bis Lawrence von Arabien haben hier schon echte Größen übernachtet. Die Hotelbar müsse man unbedingt betreten haben. Der Stadtplan hilft ein wenig bei der Suche. Hitze. Verschnaufen. Ananasbrause. Aufstehen. Weitersuchen. Finden. Enttäuschung. Mein Gott ist der Laden vergammelt. Nicht einmal mehr der Charme vergangener Zeit ist geblieben.
Schon als ich eintrete schleicht sich ein griesgrämiger Kellner misstrauisch von hinten heran. 'Restaurant closed'. Ich drehe mich um und staune ihn mit offenem Mund an. 'The restaurant is closed', wiederholt er mit stolzem Gestus. Ich staune zum Spaß weiter. 'The restaurant is...'. Ich mag ihn einfach nicht, rühre mich keinen Zentimeter von der Stelle und ziehe die Schultern nach oben. '...closed', vollendet er erneut. Meine Schultern bleiben oben. Gut, es zieht etwas am Hals, aber jetzt will ich wissen, ob er noch einen weiteren Satz kann. 'Closed!' Gilt das als Satz? Unsicher kommt er auf mich zu. Gekonnt weiche ich etwas zurück. Zwei Arme fuchteln vor mir herum. Es sei halt geschlossen, sollen sie sagen. Da könne man nichts machen. Aber Tagestouren in die Umgebung könne er mir verkaufen. So ein Mistkerl. Während meine Schultern sinken, drehe ich mich um und mime die Harmlose. Als würde ich gehen. Er lässt augenblicklich von mir ab und schleicht in eine andere Richtung davon. So schnell ich kann, renne ich nun in die Bar. Ach herrje. Das wäre doch nicht nötig gewesen. Was für ein Anblick. Ein vergammelter Raum. Abgeranzt und deprimierend. Mir fällt vor allem der Hund auf. Eine dieser übellaunig dreinschauenden Riesendoggen. Hechelnd liegt er in der Ecke. Schleim tropft aus dem Maul. Lieber kein Bier als hier.
Zum Abend essen wir standesgemäß auf der Terrasse des Beroea. Mit freiem Blick auf die Zitadelle. Das Essen ist Spitze. Wie immer verschiedene Vorspeisen: Mutabbal und Tabbule. Danach Hühnchen gegrillt mit Salat und Fladenbrot. Die Hintergrundmusik wird gewechselt. Für uns? Europäischer Dudelpop quillt unablässig aus den Boxen. Später noch 'Time to say goodbye'. Was uns das wohl sagen soll?
Aufbruch: | 22.05.2010 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 01.06.2010 |