Syria - For Heaven's Sake
Dair az-Zur
Tag 6
27.05.2010, Donnerstag
Dair az-Zur bildet eine zähe Melange aus Lärm, Hitze, Dreck und unvollendeten Bauversuchen. Auch hier winken Bashar der Große nebst totem Papa von jeder erdenklichen Häuserwand. Der größte Suq lebt von 07:00 bis 11:00 Uhr auf. Danach versinkt die Stadt in eine mehrstündige Ohnmacht. Erst gegen 19:00 Uhr erwacht sie zu neuem Leben. Gegen 22:00 Uhr glühen immer noch 38 Grad Celsius.
Was macht man einen ganzen Tag in einer solchen Stadt? Zunächst einmal Ausschlafen. Frühstück von 07:00 bis 09:00 Uhr? Zu früh. Nichts für uns. Dann versuchen wir aufzustehen. Die Klimaanlage ist schon seit gestern ausgestellt. Die Hitze steht drückend im Raum. Also dösen wir noch ein bisschen. Um dann den Stadtbummel zu beginnen.
Der Euphrat führt relativ wenig Wasser. Zu wenig Niederschlag? Aufgrund des weiter nördlich gelegenen Assad-Staudamms? Oder aufgrund der aktiven Wasserregulierung nördlicher Nachbarn? Ein schöner Ausflug mit Boot kommt so jedenfalls nicht in Frage.
Es ist ein Erlebnis durch die Fressstraße zu bummeln - durch die Sh. Khalid ibn Walid. Vorbei an zahllosen Hähnchenbratständen und sich einen süßen Tee in einem der völlig heruntergekommenen Teehäuser zu gönnen. Hier verbringen zahnlose Männer mit unglaublich zerfurchten Gesichtern ihre Stunden. Wahrscheinlich auch ihr Leben. Sie heißen uns Europäer liebevoll willkommen. Sie kichern scheu und lassen sich dann doch nach einiger Zeit, nur noch leicht kokettierend, fotografieren. Schön ist es hier. Wir sind unendlich verzückt.
Zum späten Nachmittag kommen wir mit einem Syrer ins Gespräch, der in den 80er Jahren zwei Jahre in Potsdam studiert hat. Das muss man sich mal vorstellen: Man latscht irgendwo in der Welt herum und dann das. Wir sind uns sofort sympathisch und so lädt er uns spontan zu einer Probe seiner lokalen Folkloretruppe ein. Wir betreten ein öffentliches Klubhaus, das ganz sicher in der sozialistischen Zeit Syriens entstanden ist. Die Intensität von Musik und Musikern beeindruckt uns sehr. Wir trinken Tee und schwatzen ausgiebig über Allah und die Welt.
Abendbrotzeit. Die syrischen Hähnchen schmecken im ganzen Land äußerst lecker. Für den echten Individualgenießer lohnt sich ein Abendessen in einer der einfachen 'Restaurants'. Deren Betreiber sind schier aus dem Häuschen, wenn wir stehen bleiben, ein wenig schauen, reingehen und tatsächlich das essen, was auf den Tisch kommt. Heute Abend versuchen wir Hähnchenfleisch-Spieße mit ganz viel Salat, Hummus und Fladenbrot. Als wir den Gastraum betreten, sind schon einheimische Gäste da. Wir werden freundlich begrüßt und, jawohl, zuerst bedient! Ausländerfreundlichkeit. Für insgesamt 150 SYP.
Aufbruch: | 22.05.2010 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 01.06.2010 |