Syria - For Heaven's Sake
Von Dair az-Zur nach Aleppo
Tag 7
28.05.2010, Freitag, 324km
Heute geht es weiter nach Aleppo. Unterwegs wollen wir am Assad-Stausee halt machen.
Dazu hatten wir von Deutschland aus einen Wagen mit Fahrer gemietet. Kostenpunkt 90 EUR. Als wir vor Ort nachfragen, sehen wir in leere Gesichter. 'Okey, okey, welcome!', ist die einzige Reaktion. Dann folgt offensives Schweigen. Wir bleiben dran und haken nach. Dies setzt nun wilden Aktionismus in Gang. Hyperaktives Telefonieren auf der Anbieterseite. Nach einer Weile stehen zwei Fahrer vor uns. Noch bevor wir einschreiten können, streiten sie sich um die europäische Kundschaft. Wir sind einen langen Moment zwar potentieller Kunde, aber nicht unbedingt König. Bis sich einer der beiden, Mahmud, durch gezielte Intervention davon überzeugen lässt, mit dem Geschrei aufzuhören und loszufahren.
Hup, hup. 'Fifty kilometer nothing left and right', erläutert Mahmud und hupt was die Tröte hergibt. Es geht entlang an staubigen, gesichtslosen Straßendörfern. Hup, hup. Das Licht scheint seltsam gelblich. Wir fahren durch einen Sandsturm. Hup, hup. 'Time is big', philosophiert Mahmud. Hup, hup. 'I speak English something', fährt er fort und stellt seinen Wortschatz sofort unter Beweis: 'Damascus, Palmyra, Aleppo...'. Huuuuup.
Den Assadstausee und die dazugehörige Burg Quala'at Djabr erreichen wir über den Ort ath-Thaura. Vor der Überfahrt des Damms gibt es eine Polizeisperre. Genau: Pässe vorzeigen. Burg und See sind im Sandsturm kaum zu erkennen. Wir besichtigen sie dennoch, wobei es nur ein halber Besuch wird, da uns der Wind beinahe über die völlig ungesicherten Abgründe weht. Zum Abschluss ein erfrischendes Bad im Stausee - auch wenn das wahrscheinlich gar nicht erlaubt ist.
Nachdem wir zur Mittagszeit ein französisches Pärchen kennengelernt und Mahmud gegen deren Fahrer ausgetauscht haben, kommen wir gegen 16:00 Uhr in Aleppo an. Unser Hotel Dar Halabia liegt direkt im Suq, kostet 45 EUR das Doppelzimmer. Gehobene Klasse. Heute ist Freitag, alle Geschäfte sind geschlossen und so machen wir uns auf zur Zitadelle. Und die ist wirklich 'ne Wucht. Ein wunderbarer Platz. Wahrscheinlich der schönste, den ich in Syrien gesehen habe.
In der Hoffnung auf geöffnete Geschäfte steuern wir gen Abend das christliche Viertel Djudaide an. Auf dem zentralen Platz Sahat al-Hatab verbringen Jung und Alt die lauen Abende. Wir auch. Auch hier gibt es übrigens einen freundlichen Spirituosenladen, wo wir uns eine nette Flasche Wein spendieren. Wer ein Zimmer in Aleppo sucht, sollte es in diesem lauschigen Viertel versuchen.
Aufbruch: | 22.05.2010 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 01.06.2010 |