Beluga in Gallien - Auf nassen Pfaden zum Eiffelturm

Reisezeit: April - Oktober 2009  |  von Doris Sutter

Canal Latéral á la Loire

Die Loire - Ein ewiger, nicht zu bändigender Fluss.
Unter der Regie des Ingenieurs L.A. Mazoyer entstand das bekannteste Monument der französischen Wasserwege, der Pont-Canal de Briare. Mit 663 m war er das größte Aquädukt Europas. Die Metallkonstruktion stammte aus den Werkstädten Daydé und Pillé. Die Maurerarbeiten wurden von einer Firma ... Gustave Eiffel ausgeführt. Eiffel stahl Mazoyer die Schau. Der Pont-Canal gilt bis heute als sein zweites Meisterwerk nach dem Eiffelturm.

Briare, eigentlich noch am alten Henri-Kanal gelegen, ist ein Muss für alle Kanalskipper. Wer nicht in den Yachthafen schleusen möchte, kann im ehemaligen Handelshafen im Loire-Kanal vor der Kanalbrücke anlegen. Auch von hier aus ist es nicht weit in die Stadt.

Der Pont-Canal ist eine Einbahnstrasse. Es gibt allerdings keine Verkehrsregelung. Wer zuerst kommt mahlt zuerst. Will heißen, wer zuerst einfährt, egal ob Sportboot oder Penische hat Vorfahrt, alle anderen warten vor dem Trog.
Von der Kanalbrücke aus präsentiert sich die ganze Pracht des breiten Flusses. Gleich dahinter ist noch einmal ein winziges Aquädukt über eine Straße.

Briar le canal

Briar le canal

der ehemalige Kanal

der ehemalige Kanal

Die Kanalbrücke von der Loire aus

Die Kanalbrücke von der Loire aus

ein Loire-Kahn

ein Loire-Kahn

Jedes kleine Nest, an dem wir vorbeikommen, hat einen Anleger mit Pollern, teilweise mit Strom und Wasser und oft ist der Aufenthalt kostenlos. Der Kanal ist hier in einem sehr guten Zustand und macht einen gepflegten Eindruck. Die erste Gelegenheit für einen Besuch an der Loire ist der kurze Seitenarm nach St. Thibault, einer ehemaligen Siedlung von Loire-Schiffern.
Gleich hinter St. Satur ist direkt am Ufer des Loire-Kanals ein Supermarkt mit einer Tankstelle.
In Marseilles-sur-Aubigny stoßen Kanal und Loire fast zusammen.
Jetzt ist der Loire-Kanal lange nicht mehr so gut in Schuss wie zu seinem Beginn. Teilweise sind die Kanalufer eingebrochen oder die Spundwände wurden nur notdürftig repariert.
Ein weiterer Höhepunkt der Reise ist die Überquerung der Allier. Eine Doppelschleuse, deren erste Kammer mit abfallenden Wänden bestimmt 12 m hoch ist, ich glaube aber noch viel, viel höher. Man kann es schlecht schätzen wenn man in der Schleuse liegt, dann kommt es einem vor wie ein Hochhaus. Der Schleusenmeister senkt einen Haken herab und holt das Tau nach oben.
Zwei Kammern klettern wir aufwärts, um direkt in einem schönen 18bogigen, 343 m langen Aquädukt die Allier zu überqueren. Der atemberaubende Anblick eines wilden Flusses öffnet sich uns.

Nach einem kurzen Abstecher nach Nervers schippern wir weiter durch Platanenalleen und Wald, manchmal öffnet sich eine Viehweide mit weißen Charolais-Rindern oder ein riesiges Maisfeld.
Immer noch sind die Schleusen handbetrieben, und das einschießende Wasser sorgt für Schwung. An Schleuse 20 steht ein Hinweisschild, ob der Zugang zur Loire in Decize offen oder geschlossen ist.

An der Brücke, kurz vor dem Abzweig nach Decize, ist ein Anleger mit einem Wasseranschluss und neben der Brücke ein Supermarkt mit Tankstelle. Wieder einmal eine günstige Gelegenheit einzukaufen ohne meilenweit zu schleppen. Decize liegt auf einer Felseninsel zwischen zwei Loire-Armen und trägt deshalb seinen Namen " in der Loire sitzend" zu Recht.. Decize sollte man anschauen!
Die letzten Kilometer des Loire-Seitenkanals sind sehr, sehr ländlich. Zwischen Schleuse 10 und 9 ist eine Brücke mit dem Hinweis 3,45 m. Es war uns knapp, aber es reichte. Vor Schleuse 6 zweigt ein kleiner unscheinbarer Kanal ab in ein genauso unscheinbares kleines Nest, Dompierre-sur-Besbre, mit einem, wenn es nicht ausgebaggert wurde, sehr verschlammten Hafenbecken. Eine geruhsame Fahrt bringt uns nach Digoin.
Vor Schleuse 1 zweigt ein letzter Seitenkanal ab, Richtung Roanne. Er führt geradewegs in die Provinzen Brionnais und Charollais, der Heimat des Charollais-Rinds. Auch er hatte einen Anschluss an die Loire.
Digoin ist eine echte Wasserstadt. Hier fließen die Kanäle Centre, Roanne und Loire zusammen, außerdem durchfließen die Stadt gleich vier Flüsse, Arroux, Bourbince, Vouzance und Arconce. Seit dem 18.Jh. ist sie ein lebhafter Kanalhafen. Höhepunkt der Stadt ist die Kirche. Ein beeindruckender Bau des 19. Jh. aus dem goldenen Stein des Brionnais in romanobyzantinischem Stil erbaut.
In Digoin überqueren wir zum letzten Mal die Loire mit einem Pont Canal. 243 m lang, 11 m breit, ein wunderbarer letzter Blick auf den Fluss. Wir fühlen ein bisschen Wehmut, ein wunderschöner Wasserweg ist zu Ende.
Au revoir Loire! A la prochaine!

Kanalbrücke über die Allier

Kanalbrücke über die Allier

Nevers

Nevers

erst Schleuse, dann Schwimmbad, jetzt tot
Nevers

erst Schleuse, dann Schwimmbad, jetzt tot
Nevers

Abschiedsblick

Abschiedsblick

Pont Canal Digoin

Pont Canal Digoin

© Doris Sutter, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Crew der BELUGA ist wieder auf Tour. Diesmal verbringen Boot und Mannschaft einen Sommer in Gallien. Die Reise führt vom Rhein über Mosel, viele Kanäle und zahllose Schleusen mitten hinein ins Herz von Frankreich. Paris, die Stadt an der Seine, Frankreichs prächtige Hauptstadt mit ihren faszinierenden Brücken, ist eines der Ziele, das man erkunden will. Weiter geht die Reise per Boot an die Loire und ins Burgund.
Details:
Aufbruch: April 2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: Oktober 2009
Reiseziele: Deutschland
Luxemburg
Frankreich
Der Autor
 
Doris Sutter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Doris sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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