Beluga in Gallien - Auf nassen Pfaden zum Eiffelturm
Die Seine zu Berg
Von Paris bis Nogent-sur-Seine
Von ihrer Quelle auf dem Plateau von Langres, 34 km nordwestlich von Dijon, benötigt die Seine 782 km bis sie sich in der Nähe von Le Havre endgültig im Ärmelkanal verliert. Schiffbar sind allerdings nur 517 km.
In Marcilly-sur-Seine vereinigt sie sich mit der viel größeren Aube und heißt bis zum Zusammentreffen mit der Yonne Petit-Seine.
Vom Zusammenfluss mit der Yonne bis Paris heißt sie Haut-Seine und ist von Marcilly bis Paris kilometriert. Mitten in Paris ändert die Seine ihren Namen in Basse-Seine und ab Rouen bis zum Meer in Seine-Maritime. An der Île de la Cité beginnt die Kilometrierung aufs Neue. Etwa in Höhe der Pont Notre-Dame endet km 170 und beginnt Kilometer 0.
Wir befahren die Haute-Seine von Paris bis zur Yonne und haben auf dieser Strecke acht Schleusen. Unsere Reise beginnt am Sportboothafen Paris Arsenal. Auf den folgenden knapp fünf Kilometern bis zur Mündung der Marne überspannen uns nicht weniger als zehn Brücken. Wohn-Penischen liegen am Ufer. Alte, vergammelte Boote, Frachtschiffe, Hotelschiffe, Restaurantschiffe. Ich bin ein bisschen erschöpft von all den Eindrücken, als wir unsere erste Schleuse, Port-á-l'Anglais 10, erreichen. Die Seine leidet hier an einer Überdosis Beton. Im Einzugsbereich von Paris ist sehr viel Industrie. Ein Kohlekraftwerk, Müllverbrennungsanlage, Silos, Mühlen, Sandbetriebe. Die Ufer zugepflastert mit Wohnschiffen. Hochhäuser, sogar ein Neubauviertel.
Es wird etwas freundlicher, und wir entschließen uns, im Port aux Cerises eine ruhige Nacht zu verbringen. Es sollte sich jedoch herausstellen, dass die Nacht alles andere als ruhig wird. (Beluga in Gallien) Auf unserem weiteren Weg zeigt sich neben dem Fluss immer noch das gleiche Bild, Hochhäuser, Wohnschiffe, Industrie, dazwischen viele Bäume und auf dem Fluss unheimlich viel Verkehr. Aber auch die ersten gelben Teichrosen und irgendwo auf einem Stein sonnt sich eine Schildkröte.
In den Schleusen müssen wir generell auf Frachtschiffe warten, die dann hinter uns einfahren. Wir sind in Frankreich. Da gilt für jeden: Egalité! Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Als allerdings ein Schubverband hinter uns einfährt, wäre es mir anders schon lieber gewesen.
Bald bekommt die Seine ein anderes Gesicht. Sie wird ländlicher, auch die Orte an ihren Ufern strahlen mehr Frieden aus. In Melun versuchen wir, einen ruhigen Nachtplatz hinter der Insel zu bekommen, doch leider vergebens. Also vorne an die Mauer, leider dem Schwell der vielen Frachtschiffe ausgesetzt.
Morgens trifft uns die volle Wucht der einsetzenden Berufsschifffahrt, und wir flüchten. Kurz hinter Melun erreichen wir das Gebiet der Fantasievillen. Das Tal der Seine wird immer schöner. Dicht bewaldet die Ufer. Das Gebiet der Wochenendhäuser der Pariser zieht langsam an uns vorbei. Auch hier ungewöhnliche, teils prachtvolle Gebäude. Aber auch niedliche kleine Holzhäuser. Rechts von uns zweigt der Canal du Loing ab. Vor uns St. Mammés, ein bekanntes Schifferdorf. Es liegen viele Penischen hier. Schiffe in Fahrt und abgewrackte. Es gibt eine Werft mit Trockendock und eine Tankstelle am Wasser, die Frachtschiffe und Sportboote betankt. Und eine Steganlage für Boote aller Größen
Auch auf unserem weiteren Weg die Seine bergwärts liegen viele Penischen an den dicht bewaldeten Ufern.Riesige Kiesgruben werden noch ausgebeutet, die meisten der Einfahrten sind hier allerdings geschlossen. Spinnennetzartig breiten sich die Hochspannungsleitungen eines Kraftwerks über den Fluss, dann folgt Schleuse 1, Varennes. Hier endet die Nummerierung der Schleusen und die Haute-Seine. Wenige Kilometer weiter erreichen wir Montereau-faut-Yonne. Hier mündet die Yonne in die Seine. Untermittelbar hinter der ersten Yonne-Brücke liegt am rechten Ufer der Yonne ein Schwimmsteg unterhalb der alten Stadtmauer. Nicht gerade preiswert, aber mit Blick auf die wunderschöne Kirche.
Weiter geht es mit der Petit-Seine und Schleuse 13. Das Adjektiv petit hat die Seine hier wirklich verdient. Sie wird immer schmaler. Die Wasserbauer haben sie von allem befreit, was einen Fluss ausmacht.
An einem naturbelassenen Flussstück vor Bray-sur-Seine sind einige wunderschöne Wochenendhäuschen, ein richtiges Highlight. In Bray ist ein Halte de Plaisance. Der Steiger liegt oberhalb der Brücke und den Liegeplätzen der Berufsschifffahrt an einem Park. Strom und Wasser sind kostenlos.
Oberhalb von Bray wird die Seine wieder natürlicher. Wir verlassen die Seine und fahren zwischen den Schleusen 7 und 5 in einem schnurgeraden, schmalen Seitenkanal weiter.
Kurz vor Nogent-sur-Seine erreichen wir wieder den natürlichen Flusslauf. Les Grandes Moulins, ein grandioses Mühlengebäude, nutzt immer noch die Kraft des Seine-Wassers für seine Arbeit, und versperrt die Weiterfahrt. Ein kleiner Seitenarm führt um die Stadt herum. Oberhalb Schleuse 4 kann man im "Mühlenkanal" wieder ein Stück zurück fahren und findet dort einen Halte fluvial.
Wir bleiben unterhalb der Mühle, direkt gegenüber der Markthalle, denn wir wühlen hinter der Brücke mit dem Schild 1,40 m bereits Schlamm auf. Hier gibt es zwar keinerlei Versorgung, aber für einen Kurzaufenthalt können wir auch darauf verzichten.
In Nogent endet für uns die Fahrt auf der Seine zu Berg. Beluga ist mit den falschen Maßen geschlagen für die garantierte Wassertiefe von 1,20 m und für die Brückenhöhe von 3,15 m bis Marcilly-sur-Seine. Dort endet der schiffbare Teil der Seine.
Aufbruch: | April 2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2009 |
Luxemburg
Frankreich