Beluga in Gallien - Auf nassen Pfaden zum Eiffelturm
Die Marne
Die Marne entspringt auf der Hochebene von Langres und mündet nach 525 km nahe der Pariser Innenstadt in die Seine. Sie ist deren längster Nebenfluss.
Schiffbar sind ca. 180 km ab Epernay. Die Marne hat 18 Schleusen, im Oberlauf haben sie Penischenmaß und zum Teil schräge Wände, im unteren Abschnitt wachsen sie auf 125 m Länge. Die Kleinschleusen sind alle automatisiert und können von der Bootsbesatzung mit einer Fernbedienung selbst in Gang gesetzt werden. Die größeren Schleusen werden von Schleusenpersonal bedient.
Wir beginnen unsere Reise in der Champagner-Stadt Epernay, im Herzen der Champagne. So geruhsam wie der kleine Fluss vor sich hin plätschert ist auch unsere Fahrt. Fast jeder kleine Ort hat einen Steiger für Gäste im Wasser. An Schleuse 1 erhalten wir unseren télécommande, die Fernbedienung. Die Wände der drei ersten Schleusen sind schräg, jedoch mit Schwimmstege.
Die Landschaft rundherum ist von Weinanbau geprägt.
In Dormans eine Rast einzulegen ist kein Fehler. Direkt neben dem Steiger ist eine Freizeitanlage mit Schwimmbad, Minigolf-Anlage, Sport- und Spielplatz.
In Chateau Thierry steht das Geburtshaus von Jean de la Fontaine. Er ist einer der bedeutendsten Erneuerer der Fabeln. Auch die Tiergeschichten von Aesop sind bis heute überliefert. Aber es war La Fontaine, der sie im 17. Jahrhundert wieder salonfein machte. Deshalb, der geneigte Leser möge mir den Hochmut verzeihen, befinde ich mich mit meinen Kinderbüchern in illustrer Gesellschaft.
Eine lange Kaimauer und ein kleiner Steiger laden zu einem Halt in der Stadt ein. Leider ist der Stromkasten nur noch eine Ruine. Will man nach einem ausgedehnten Stadtbummel lieber die Ruhe der Natur genießen, findet man nur sechs Kilometer km weiter an Schleuse 6 - Azy-sur-Marne- eine Kaimauer mit Wasser und Mülltonne. Im Oberwasser der Schleuse 7 ist sehr nahe ein Supermarkt.
Die Marne schlängelt sich nun durch dichte Wälder, unterbrochen von Kornfeldern und Weinbergen zu Schleuse 10. Hier werden wir unsere Fernbedienung wieder los. Ab sofort sind die Schleusen besetzt. Die Marne ist jetzt breiter und ähnelt mehr einem Fluss, als einem Wiesenbach. Meaux liegt an einer hufeisenförmigen Schleife der Marne, die durch den 12 km langen Canal de Meaux à Chalifert abgekürzt wurde, wodurch eine Insel entstand. Sie ist für den Wasserwanderer in jedem Fall einen Besuch wert. Die Stadt hat einen "Halte fluvial" mit vier großen Steigern gebaut. Meaux hat eine wunderschöne Cathédrale und samstags einen üppigen Markt. Und in Meaux gibt es eine richtige Sportboot-Werft.
Schleuse Meaux entlässt uns einen halben Meter tiefer in den Umgehungskanal. Spektakulär ist er nicht, aber keinesfalls hässlich. Der Port autonome de Paris hat hier einige Anleger geschaffen. Ein Schwimmsteg liegt in dem geschlossenen Lateralkanal des Grand Morin bei Esbly. Schleuse 13, der 290 m lange Tunnel von Chalifert, dann Schleuse 14, in kurzen Abständen, senken sie uns mehr als sechs Meter auf das Niveau der Marne. Wir fahren weiter flussabwärts.
Die Gemeinde Lagny hat sich besonders angestrengt. Hier liegen mehrere Schwimmstege im Wasser, einer sogar fast 100 m lang, mit Wasser und Strom. Liegen ist für 48 Stunden kostenlos. Jetzt trennen uns noch knapp 30 Kilometer von der Mündung in die Seine. Entsprechend lebhaft ist der Penischen-Verkehr.
Schleuse 15 Vaires bringt uns in den Canal de Chelles. Immer noch fahren wir durch dichten Laubwald, doch immer öfter unterbrechen ihn Fabrikanlagen.
Im Unterwasser von Schleuse 16 ist die base nautique de Neuilly-sur-Marne. Der Gästesteg hat keinerlei Landverbindung, das muss man sich nicht antun. Nur sechs Kilometer weiter ist der Port de Plaisance de Nogent-sur-Marne. Wir ergattern den letzten freien Platz.
Auch Nogent hat einiges zu bieten. Ich finde den Hafen Nogent sur Marne eine echte Alternative zum Hafen Arsenal in Paris, der zwar sehr zentral, aber auch sündhaft teuer ist, und meist liegt man im Päckchen, weil der Hafen überfüllt ist.
Eine ähnlich gute Gelegenheit wie Nogent ist der Hafen von Joinville-le-Pont. Auch von hier kommt man bequem nach Paris.
Immer noch macht die Marne einen sehr friedlichen, ja ländlichen Eindruck. Sie schlängelt sich mit bewaldeten Ufern an teils wunderschönen Villen vorbei. In Joinville-le-Pont erfährt der natürliche Flusslauf noch einmal eine letzte Korrektur. Eine große Schleife wird durch einen 600 m langen Tunnel abgeschnitten. Der Tunnel ist gut beleuchtet, breit und Ampelgeregelt. Er führt unmittelbar zur Schleuse St.Maur. Jetzt bleibt uns nur noch eine Schleuse. Hier beginnen die Brücken. Eine Brücke hinter der anderen, fast hat man das Gefühl, dass die Marne hier überdacht ist. An unserer Backbordseite taucht ein chinesischer Gebäudekomplex auf. Ein Hotel mit einem sehr fremdländisch anmutenden Pavillon. Ein Vorgeschmack auf die gesamte Fülle und Farbenpracht des französischen Lebens. Fünf Kilometer oberhalb der Île de la Cité mündet die Marne in die Seine. Wir sind in Paris.
Aufbruch: | April 2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2009 |
Luxemburg
Frankreich