Mein Schottlandbericht
Der 9.Tag-in den Highlands/Ullapool-Poolewe
9. Tag, Mittwoch, der 11.05.
Das Frühstück am nächsten Morgen war eine Katastrophe. Es gab kein selbstbedienungs-Müsli, sondern schon vorbereitetes von der Hausherrin. Mochte ich aber nicht. Danach kam der Teller mit den warmen Sachen. Nichts war frisch, sondern alles war fertig für die Mikrowelle und kam grade aus dieser. Nach dem tollen Frühstück, der letzten B&B war dieses wirklich eine Zumutung. Das schlimmste war allerdings, dass die Hausherrin immer den Eindruck vermittelte, dass wir ihr zur Last fielen. Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen, bezahlten das Zimmer und machten uns sofort auf den Weg.
An diesem Tag wollten wir endlich die wunderschöne Westküste Schottlands erreichen. Wir hatten im Vorfeld schon eine Menge von der Schönheit und Einzigartigkeit dieser Seite Schottlands von Einheimischen gehört und wir sollten nicht enttäuscht werden.
Der erste Stop sollte Ullapool an der Nordwestküste sein. Um nach Ullapool zu gelangen, mussten wir die Highlands auf der A837 von Culrain bis nach Ledmore fahren. Diese Strecke führt durch die tiefen, gebirgigen, mit Heide überwucherten Highlands.
Überall ragen Berge aus dem Boden hervor und alles ist in Braun- und Beigetönen gehalten. Man sieht km weit nichts außer braun-beigen Bergen mit manchmal schneeweißen Bergkuppen. Vor langer Zeit war auch dieser Teil der Highlands einmal grün und bewaldet, doch die Engländer versuchten mit dem Holz der Wälder schnelles Geld zu machen und rodeten was das Zeug hält. Heute mussten die schönen, grünen, dichten Wälder dem Heidekraut weichen. Hier und da begegneten man einigen Schafen, Radfahrern und Wanderern, aber ansonsten ist dort nichts. Einfach nichts. Keine Dörfer und erst Recht keine Städte. Die A837 führt teilweise an dem kleinen Fluss Oykel vorbei. Bei Ledmore, dem nördlichsten Punkt Schottlands, den wir an diesem Urlaub sehen sollten, bogen wir nun auf die A835 Richtung Ullapool ein. Auch diese Strecke erwies sich als landschaftlich sehr sehenswert. Sie führt durch die Berge der Highlands hindurch, vorbei an kleinen Flüssen und Seen. Nach einiger Zeit erreichten wir nun das kleine Fischerörtchen Ullapool.
Es liegt an der Westküste Schottlands direkt am Nordufer des Loch Broom, welches in den Atlantik mündet. Diese hübsche Stadt wurde 1788 von der British Fisheries Association gegründet und es leben dort mittlerweile rund 1100 Leute. Die Haupteinnahmequelle ist der Fischfang und vor allem der Tourismus, da Ullapool der wohl beliebteste Ferienort der nördlichen Highlands ist. Mitte der 40iger Jahre wurde dieser Ort durch Oskar Kokoschka in mehreren Aquarellen festgehalten. Um uns diesen schönen Ort anzuschauen, hielten wir auf dem Besucherparkplatz in der Nähe des Wassers und sahen uns etwas um. Ich konnte dort einige wunderschöne Fotos von dem Hafen schießen.
Nach kurzer Zeit setzten wir unsere Fahrt jedoch fort, da wir an diesem Tag noch viel vor hatten und noch eine Bleibe für die Nacht suchen mussten. Aus diesem Grund fuhren wir die A835 weiter Richtung Süden bis wir den Berg Beinn Dearg 1081m passierten, wir stiegen aus, denn dort befinden sich die Falls of Measach. Ein Wasserfall, der 46 m donnernd in das Tal stürzen soll und den man am besten von der Hängebrücke über den Canon aus bestaunen kann. Bei unserer Ankunft mussten wir leider feststellen, dass der Eingang zu dem Wasserfall aus Gründen der mangelnden Sicherheit verschlossen war und auch wohl verschlossen blieb. Die Begehung der Wasserfälle von Measach war deshalb unmöglich, aber immerhin konnten wir das Wasser das Tal runterstürzen hören.
Nach dieser Niederlage bogen wir von der A835 auf die A832, die wieder Richtung Küste führte. Auch diese Strecke ist wunderschön. Sie führt durch die Berge hindurch und später auch an der Küste entlang. Auf den Strecken an der Küste, jenseits der Städte und Dörfer, kann man immer wieder wundervolle, weiße Sandstrände mit türkisblauem Wasser sehen. Anders als im Süden Schottlands ist man auf dieser Strecke fast allein. Nach einiger Zeit hielten wir an einem Strand und waren mutterseelen allein. Nicht ein Fußstapfen war im Sand zu sehen. Es war als wären wir die ersten Menschen an diesem Strand. An der Seite mündete ein Fluss in das Meer. Das Wasser war glasklar. Passiert man während der Fahrt solch einen Strand sollte man auf jeden Fall aussteigen und die Ruhe und den Ausblick auf den blauen Ozean genießen. Es ist gigantisch.
Nach unserem Spaziergang und mit ein paar Muscheln in der Tasche setzten wir unsere Fahrt fort. An diesem Tag wollten wir noch die Inverewe Gardens besuchen. Aufgrund des milden Klimas in der geschützten Bucht des Loch Ewe, welches in den Atlantik mündet, gedeiht in diesem Garten eine üppige subtropische Pflanzenwelt. Dort gibt es einiges zu sehen, z. B. farbenfrohe Rhododendren, Azaleen, Magnolien, Eukalyptus aus Neuseeland, japanische Farne, Lilien aus dem Himalaja, Wasserlilien, riesige Vergißmeinnich, schottische Kiefern und seltene Palmenarten. Leider war es bei unserer Ankunft schon zu spät, so dass wir nicht mehr genug Zeit gehabt hatten, uns von der Schönheit des Inverewe Garden selbst ein Bild zu machen.
Aus diesem Grund fuhren wir weiter nach Poolewe, eine kleine Stadt direkt am Loch Ewe, wenige km von den Inverewe Gardens entfernt, um uns einen Campingplatz zu suchen.
Wir wurden auch sehr schnell fündig, denn in Poolewe gibt es einen Platz des Camping- and Caravaningclubs, mit dem wir schon gute Erfahrungen machen durften. Uns wurde ein Platz mit direktem Blick auf das Meer zugeteilt.
Nachdem wir uns etwas zu essen mit unserem Bunsenbrenner zubereitet und gegessen hatten, wollten wir noch die Gegend von Poolewe erkunden. Wir fuhren also eine Single Track Road 8einspurige Straße mit Haltebuchten) Richtung Big Sand hoch. Big Sand sollte das letzte Dörfchen für eine längere Zeit sein, der Rest der Straße verlief nur am Meer entlang, vorbei an Wiesen mit allen möglichen Tieren. Plötzlich begegnete uns so eine Highlandcattle-Kuh. Sie stand mitten auf der Straße und sah nicht so aus, als ob sie für uns Platz machen wollten. Sie kam immer näher zum Wagen und ging dann ganz dicht an uns vorbei. Wir dachten nur "oh Gott, bitte nicht austreten". Es wäre nur eine Kleinigkeit für die Kuh gewesen unser Auto zu demolieren. Aber es ging alles gut und wir konnten unsere Fahrt durch die Einöde fortsetzen. Hier und da sah man mal ein Haus und nach einiger Zeit sah man 5 Häuser relativ dicht beisammen stehen, das war das Dorf Melvaig. Keine Geschäfte, keine Straße, nur 5 Häuser, die eine Stadt bilden. Das war schon witzig. Bis zum Rubha Reidh, dem Ende dieser Straße, konnten wir leider nicht fahren, da die Straße wenige km vorher privat wurde. Wir drehten um und fuhren die gleiche Strecke wieder zurück, vorbei an wundervollen Sandstränden und tollen Klippen.
Es war dort wirklich wunderschön und ich kann es jedem nur empfehlen, mal eine dieser kleinen unbedeutenden Straßen zu fahren, denn dort gibt es auch eine Menge zu sehen und zu erleben.
Wieder an unserem Zeltplatz angekommen, gingen wir noch auf ein Bier in den einzigen Pub im Ort, der an ein Hotel angeschlossen ist. Dort war nicht sehr viel Betrieb und wir gingen nach einer Stunde wieder. Weil es noch hell war, beschlossen wir noch ein Stückchen an dem kleinen Fluss, der vom Loch Maree in das Loch Ewe, also im Atlantik mündet, spazieren zu gehen. Der Fluß war glasklar und er führte durch Berge hindurch. Nach einiger Zeit kehrten wir um und gingen zurück zum Campingplatz des Camping- and Caravaningclubs.
Aufbruch: | 03.05.2005 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 17.05.2005 |