Rajasthan und noch ein wenig mehr von Indien.....
Varanasi
Heute früh mussten wir schon um 8 Uhr los. Shyem meinte, die Fahrt könnte sich -je nach Verkehr- hinziehen. Wie Recht er doch hatte, das haben wir abends um 21 Uhr gemerkt, als wir endlich eingecheckt hatten. Aber der Reihe nach.
Die Fahrt verlief recht zügig, unterbrochen von einer Teepause, wo wir mal wieder einen anderen Snack probiert haben, eine Art kleine Kartoffelpuffer, aber total anders gewürzt und zusätzlich mit kleinen Gemüsestückchen drin.
Irgendwann unterwegs haben wir die beiden Holländer von gestern in ihrem Toyota Geländewagen überholt, uns gegenseitig angehupt und zugewunken. Ein paar Stunden später mussten wir erneut Rast einlegen, wir haben schliesslich keinen zweiten Chauffeur, und das Fahren strengt mächtig an, da man sich keine Unaufmerksamkeiten leisten kann. Shyem hatte Hunger, es gab hier Dal (ein Linsengericht), Blumenkohl-Kartoffel-Gemüse, Roti aus dem Lehmofen oder Reis. Sah alles richtig lecker aus, so daß ich mir auch was bestellt habe, mein lieber Mann hatte noch keinen Hunger, er wollte am späten Nachmittag was im Hotel essen, dachte er sich so ....
Als wir uns umdrehten, hatten gerade die beiden Amsterdamer gehalten, auch sie wollten eine Pause einlegen. So haben wir zu fünft zusammen gesessen, uns von ihrer Tour erzählen lassen und somit eine interessante Rast gehabt. Im Internet kann man ihre Reise auf www.lovetheworld.nl verfolgen, das werden wir, wenn wir zu Hause sind, auf jeden Fall machen. Seit August letzten Jahres sind sie schon unterwegs. Ganz schön mutig!!!
Gegen 18 Uhr waren wir mitten im Verkehrsgetümmel Varanasis (vormals Benares), mal wieder einer 4-5 Millionenstadt, so genau weiß das keiner. Man kann dieses Chaos unmöglich beschreiben, das muss man erlebt haben. Selbst unser Fahrer hat mehrmals nach dem Weg gefragt, zumal es mittlerweile auch noch dunkel geworden war. Von Abblend- oder überhaupt Licht hat man anscheinend noch nichts gehört in diesem Land. An einer Kreuzung Trillerpfeife, ich dachte zuerst, ein Polizist versuche, den Verkehr zu regeln. Als wir vorbeifuhren, stand da ein ausgezehrtes Männlein mit rotem Stirnpunkt und grauen längeren wirren Haaren auf dem Podest eines Mastens, pfeifend und hüpfend, wild mit seinen Armen hin und her fuchtelnd - so stellen wir uns das indische Rumpelstilzchen vor. Auf das Verkehrsgeschehen hatte seine Aktion jedenfalls keinerlei sichtbare Auswirkungen.
Im Hotel angekommen, fehlte die Buchungsbestätigung für dieses Hotel - mehrere Anrufe später war von der Co-Agentur ein Mitarbeiter vor Ort, der mit uns 2 weitere Hotels angefahren hat, im zweiten sind wir dann geblieben, das erste war in Umbauphase. Das Hotel "Buddha" ist sauber und in Ordnung. Angeblich wäre gerade in dieser Woche irgend eine heilige Veranstaltung und alles ausgebucht, vielleicht auch überbucht - ob wir das glauben sollen? Nun, das werden wir wohl noch in Delhi mit unserer Agentur klären müssen.
Nach dem Frühstück sind wir mit dem Tuk-Tuk zu den Ghats mit den Verbrennungsstätten gefahren. Hier baden sich die Gläubigen, die heiligen Männer sind fast nackt und tauchen sich dabei mehrmals mit dem Kopf unter Wasser, direkt daneben wird Wäsche gewaschen. Unterwegs Bettler oder Leute, die Postkarten verkaufen oder anderes anbieten. Eigentlich geht das Leben vor Sonnenaufgang hier schon los - einfach zu früh für uns.
An zwei Ghats finden die Leichenverbrennungen statt - am Marnikarnika-Ghat kann man das alles aus der Nähe betrachten. Fotoverbot aus Respekt vor den Toten. Die Leichen sind in Tücher gehüllt - sehr reiche Leute lassen sich mit Sandelholz verbrennen, das ein Vielfaches kostet. Nur Personen, die eines natürlichen Todes gestorben sind, dürfen sich an diesem Ghat verbrennen lassen - Kinder, Schwangere und Sadhus werden gar nicht verbrannt. Diese Leichen werden nur in Tücher gehüllt und mit Steinen beschwert im Ganges versenkt. Da der Wind heute sehr günstig für uns als Besucher geweht hat, waren wir von evtl. unangenehmen Gerüchen verschont. Hinter und neben diesem Ghat, Holzstapel über Holzstapel. Fortdauernd wurden Holzscheite auf den Schultern zu dem Ghat getragen. Das war wirklich recht interessant und in keinster Weise ekelerregend oder abstoßend - einfach ein natürlicher Abschied vom Leben. Wenn man in dieser Stadt stirbt, kommt man direkt in den Himmel - ohne Wiedergeburt. Daher kommen auch viele Gläubige mit Sterbenden in diesen Ort, um ihnen so den Weg ohne Reinkarnation zu ermöglichen.
Leider war heute Streik für sauberes Ganges-Wasser, dem sich auch die Bootsführer angeschlossen haben, so daß wir unsere geplante Bootsfahrt leider nicht machen konnten.
Mit dem Tuk-Tuk zu den Ghats
Aufbruch: | 27.02.2012 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 26.03.2012 |