Rajasthan und noch ein wenig mehr von Indien.....

Nachdem wir am gestrigen Tag einen Relaxing-Day einlegen sollten, laut unserem Reiseplan, wurden wir in ein Hotel gebracht, das wirklich am AdW lag. Man konnte dort eventuell Trekking machen oder eine Jeep-Safari. Andere Angebote haben sich uns nicht aufgezeigt. Diese eine Nacht haben wir uns als wirklich einzige Gäste gegönnt, eigentlich ein sehr gutes Hotel mit großem Pool, aber für uns hatte es den Eindruck eines Geisterhotels, ein wenig wie im Film "Shining", nur wärmer.

Heute sind wir nach Ranakpur gefahren. Auf dem Weg ein kurzer Stopp in einem kleinen Ort mit Krishna-Tempel. Die Menschen - wie überall auf unserer bisherigen Reise - sehr freundlich, überall tönt es, "Hello, whats your name", usw. Hände werden uns entgegen gestreckt, die wir schütteln müssen. Auf dem Tempelvorplatz Kinder, die uns anlachen und Männer um uns herum. Überhaupt ist uns aufgefallen, dass die Frauen sich sehr im Hintergrund halten. Auch in den Hotels und Restaurants arbeiten ausschließlich Männer. An unserem Auto haben sich dann alle von uns verabschiedet, so oft scheinen Touristen diesen Ort nicht zu besuchen.

In Ranakpur angekommen, gibt es einen wunderschönen Jain-Tempel aus dem 15. Jh. Der Tempel ist aus Marmor und zählt zu den Höhepunkten indischer Steinmetzarbeiten und Architektur. Die Anlage ruht auf insgesamt 1.444 Säulen. Man darf weder Essen noch Trinken mit hineinnehmen, auch nichts aus Leder, selbst Rucksäcke oder Taschen werden kontrolliert.

Der Tempel befindet sich an einer Straße, an der sich auch einige Hotels befinden. Unser Hotel, das "Chandra Resort", ist ein kleineres Haus mit gutem Restaurant. Hier werden wir 2 Nächte bleiben müssen, morgen ist der Höhepunkt des "Holi-Festes". Lt. unserem Fahrer ist an diesem Tag mit Beeinträchtigungen bei Weiterfahrt zu rechnen, da die komplette Bevölkerung am Feiern und -durch den Verzehr entsprechender Genußmittel- nicht ganz bei sich sein könnte.

Heute morgen haben wir uns erst einmal richtig ausgeschlafen. Nach dem Frühstück hat uns Shyem zu einem kleinen Tempel mitgenommen, wo gerade die Geburt des mittlerweile 4-monatigen Babies gefeiert wurde. Die Familie und Bewohner der unmittelbar daneben gelegenen Häuser waren alle versammelt. Laut getrommelt wurde, die Frauen haben dazu getanzt. Mit Geldscheinen in der Hand wurde über den Kopf des Kindes gefahren und das Geld dann auf die Trommel gelegt und weiter getanzt, wir taten das gleiche und umgehend musste ich dann auch noch zu indischer Trommelmusik tanzen. Aber Hemmungen muß man einfach ablegen. Danach haben sich alle auf die Erde gesetzt, ich mitten dazwischen, und wir bekamen in einem Stück Zeitungspapier gekochte und karamelisierte Samen als Süssigkeit gereicht. Trotz Verständigungsproblemen hat es Spaß gemacht. Das Geschenk für das Baby muß man ihm direkt in die Hand geben, egal was es ist, Süssigkeiten, Geld oder was anderes, wichtig ist, es kommt von Herzen, das erklärte uns Shyem.

Danach löste sich die Gesellschaft auf und wir wurden noch eingeladen, das Privathaus einer Familie anzuschauen. Die junge Frau des Hauses stellte fest, dass sie und ich fast genauso groß sind. Die Familie lebt von ihrem Land und ein paar Tieren, der Mann arbeitet in einem Laden und kam später auch noch hinzu. Auf einmal tauchte die 90-jährige Uroma auf, die sofort auf mich fixiert war und auf einmal mit mir tanzen musste. Sie war mich andauernd am anfassen und drücken, hat mir zuletzt noch die Hände geküßt und mir irgend etwas erzählt. Shyem hat gelacht, es nicht übersetzt, aber gemeint, ich wüsste schon, was sie meint. Als Abschied kam die junge Frau noch mit Farbe und hat Hardy und mich anl. des Holi-Festes im Gesicht mit dem Finger rot angemalt.
Zurück im Hotel hatten wir unsere Mühe, das ganze wieder zu entfernen.

Als wir später mit Shyem noch kurz zusammen saßen, versicherte er uns, dass er so ein "funny couple" noch nie gefahren hat - ob es stimmt, weiß ich nicht, gelacht haben wir jedenfalls schon viel.