Mount Everest Trek 2002

Reisezeit: März / April 2002  |  von Simon K.

Nach der Leselektüre "In eisige Höhen" war mir klar, dass ich irgendwann zum Everest muss...Da ich nicht Messners Halbbruder aus zweiter Ehe bin, musste es genügen bis an dessen Fuß zu wandern...also an den Fuß des Everest, nicht an Messners Quadratlatschen....Said and done ! Poldi und ich machten uns also anno 2002 auf den beschwerlichen Weg nach Nepal...

"Vorbereitung" und ab dafür nach Kathmandu

Himalaya

Himalaya

Nepal 04.03. - 02.04.2002

Poldi und meine Kleinigkeit hatten schon vor längerer Zeit beschlossen, den höchsten Berg der Welt, den Mt.Everest, aus nächster Nähe zu betrachten. Nachdem wir einige Lektüren über den Berg und Trekking in Nepal durchforstet und sogar gelesen hatten, sollte es in diesem Jahr nun Wirklichkeit werden...

Unsere körperliche Vorbereitung beschränkte sich im Wesentlichen darauf, ab und an mal ins Fitnesstudio zu gehen und etwas fürs Gewissen zu machen. Wie so oft litt die Motivation nach ein paar Wochen sehr, so daß ich, auch bedingt durch meinen Mopedcrash, das letzte halbe Jahr vor unserem Urlaub nichts mehr in meine Physis investieren konnte.
Im Nachhinein die richtige Wahl
Poldi, gestählt durch zahllose Besuche im "Sports Up", war dann auch im Zenit seiner Leistungsfähigkeit als wir am 04.März aufbrachen um uns Selbst zu bezwingen.

Es sollte in Ansätzen gelingen...

04.März 2002 Stuttgart-Amsterdam-Emirate-Kathmandu

Unser Flug war angesetzt auf 13.05 Uhr in Stuttgart. Super pünktlich hat uns Saskia zum Flughafen gebracht, wo wir dann auch noch Notausgang Sitzplätze ergattern konnten, zwecks der Beinfreiheit versteht sich.
Wir kamen aber nicht wirklich weit, da Poldi seine Stöcke nicht als Handgepäck mitnehmen durfte. Das hat uns der "nette" Herr beim einchecken natürlich vorenthalten. Naja, nicht so schlimm, ich mußte mich in der Zwischenzeit von einer American Express Tante zutexten lassen...Gähn...Nerv...Gähn...Lauf weg...

Der Flug dauerte schlappe 1,5h und war nicht weiter erwähnenswert.
Im gelobten Land angekommen folgten wir sofort unserem Instinkt und wanderten ins Städtle zum Fichten

Der Bulldog Coffe-Shop empfing uns mit offenen Armen und siehe da, schwupps waren wir auch schon lustiger als zuvor.
Nichtsdestotrotz hatten wir alle unsere Sinne beisammen und fanden auf Anhieb zurück zum Flughafen Shipol.
Dort rein in den Flieger und ab dafür. So gegen 0.45 Uhr, alle pennen, schnarchen oder röcheln neben, hinter oder vor mir. Na geil, hauptsache Ihr schlaft gut...tstststs. So gegen Drei Uhr werden wir wohl im Jemen...oder Emirate...oder Dubai...who knows...zwischenlanden. Dann nochmal 4h und schon sind wir da.
Poldi sieht im Moment so aus als ob er den Trekk eben zum zweiten Mal hinter sich gebracht hat, total gerädert, das ist aber eigentlich normal... .
Nun denn, ich sitz da also recht unbekümmert in meinem vor Beinfreiheit nur so strotzenden Sessel und denk mir nichts Böses, als direkt vor mir ein Mann aus der Toilette fällt?!?!
Nanu?? Wasn' hier los??? Egal, außer mir haben ja alle gepennt, also ich hin und erstmal geschaut ob er noch lebt. Puls war noch da und ich konnte endlich mal mein gesammeltes Erste Hilfe Knoff-Hoff anwenden. Die Stewardess stand ganz andächtig neben mir und war wohl froh nur zuschauen zu müssen. Aber alles halb so wild, der soeben Auferstandene durfte auf unseren Platz um sich zu erholen, er hatte nur einen kleinen Kreislauflähmer.

Um 3 Uhr waren wir dann im Jemen, kurz aus dem Flieger und eine halbe Stunde später wieder rein. Um 08.00Uhr waren wir dann endlich in KTM angekommen.
Es folgte ein wenig Visumsstress und Chaos, aber alles Gepäck war da und Felix holte uns wie versprochen vom Flughafen ab. Die Nepalis stehen zu Dutzenden vorm Eingang und möchten Touris abrippen. Aber nich mit uns, Freunde der Sonne...

Rein in sein Büssle und todesmutig in den Linksverkehr gestürzt. Oh my God, wieso stirbt hier nicht jede Sekunde Einer??? Das kann eigentlich gar nicht glatt gehen???? Das absolute und unkontrollierteste Chaos I have ever seen in my whole life!!
Irgendwie haben wir überlebt und sind bei Felix im Trekkers Holiday Inn eingelaufen. Sehr schönes, ein wenig außerhalb gelegenes Hotel mit superlieben Angestellten und Angestelltinnen.
Im übrigen hat es ca. 25 Grad und Sonne en masse, aber in den Bergen erwarten uns wohl bis zu -17 Grad...So what, Beavis??
Wir werden sehen...

Mittwoch 06.03.2002, Kathmandu (KTM)

Den gestrigen Abend haben wir mit Felix und noch ein paar Dudes mit Tuborg verbracht. Hier im Hotel sind noch Ralf und Ying, ein Studi-Pärchen aus Kallsruuh. Mit eben diesen Beiden sind wir gegen 10Uhr zum Frühstück und anschließend rein nach KTM zum Durbar Square mit der Taxe geschippert. Die Fahrt dauert so ca. 15-20 min und kostet 80 Rupies ( 1 Euro +). Ist nicht sooo teuer.
Der Durbar Square ist eine Art Basar wo man allen möglichen Krims Krams kaufen kann( Statuen, Buddha, Ganeschas...) Die Jungs sind übelst penetrant und weichen dir nimmer von der Seite. Und wenn Du Ihnen sagst das Du kein Schmuck willst dann sollst Du eben Hasch kaufen.
Mir wollte einer eine Buddha-Figur für 20 US-$ vertickern. " Nein Danke ich will keine..." "Bitte Bitte, very cheap price.." Ja nee, is klaa. Nach minutenlangem Gebettel war er schon bei 250 Rupies (7,50DM) angekommen. "Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeiheiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin..." " Na gut, dann solle ich eben mit in seinen Room kommen und Ihm was zu kiffen abkaufen". Aber auch das lehnte ich dankend ab. Nun ja, die Leute haben nicht wirklich viel aber wenn ich jedem was abkaufen würde, könnt ich mir auch eine eigene Maschine chartern...Immerhin haben wir dann noch einem kleinen Jungen 100 Rupies fürs Schlange beschwören gegeben. Die Cobra hat das allerdings herzlich wenig gekümmert. Egal, war trotzdem cool. Von dort aus sind wir dann in Richtung Thamel, dem Tourizentrum von KTM, gelaufen. Die Straßen sind gesäumt von kleinen Läden mit Schmuck, Klamotten, Essen usw...

Der Verkehr war, wie am Vortag, atemberaubend. Mopeds, Autos, Busse, LKWs, TukTuks, Fahrräder, Kühe, Fußgänger. Alle auf einmal und vor allem wild hupend zu siebt nebeneinander! Keine Ahnung wie das geht, aber es läuft.

Sobald man an einem Laden auch nur den Hauch von Interesse ausstrahlt, ist man gefangen. Sie zwingen dich quasi zuzuhören und rein zukommen und Kohle liegen zu lassen. Ist echt übel. Wir sind dann noch mit den Beiden in eine Pizzeria eingekehrt und haben geschlemmt. Anschließend haben Holger und Ich beschlossen zur Boudhanath-Stupa zu gondeln. Diese liegt nur 5 min von unserem Hotel entfernt. Aber da wir uns ja in der Stadt befanden mußten wir fahren. Also ratzfatz ein TukTuk angehalten, eingestiegen und losgeröhrt. Nach ein paar quälenden Bergetappen waren wir am Ziel angekommen. Die Stupa liegt auf einem Hügel und ist von unzähligen Affen bewohnt. War ein netter Anblick. Außerdem hat man eine tolle Sicht über KTM. Leider fing es an zu regnen, trotzdem war es angenehm warm. Also nix wie heim! " Nochmal kurz überlegen: Fußweg 5 Minuten zum Hotel, das schaffen wir! Aber wo geht's lang?????" Natürlich hatte keiner von uns eine Ahnung wo der vermaledeite Fußweg war. Egal, Taxi checken und heimkutschieren lassen. Inzwischen hatte es gut angefangen zu schütten. Der Taxifahrer hatte aber nicht den blassesten Schimmer und fuhr und fuhr und fuhr und fuhr...
" Des kann doch ned sein, wir wohnen doch nur 5min weg und der Socken gurkt hier schon ne halbe Stunde rum"!? Also wir den Fahrer fett angemault und raus aus der Karre. Jetzt standen wir irgendwo im Nichts im Vollseuch und hatten keine Ahnung wo wir waren.

Also nächstes Taxi, aber auch der wusste weder wo wir hinwollten noch wo wir waren. Hmmmm, tolle Wurst! Nächstes abgefangen, alles im strömendstem Regen, und den gefragt. Aber der wusste glaube ich nichtmal seinen Namen. "Also, zieh ab du Pfeife..."
Es schüttete immer noch ...
Dann haben wir endlich mal rausgefunden wo wir waren. Immerhin. Und nun auch einen Fahrer gefunden, der wußte wo wir hinwollten und der sein Hirn nicht mit Klebstoff weggepustet hat ...kleiner Scherz, die haben uns einfach nicht verstanden...
Normaler Preis wären 80 Rupies gewesen. Er ganz easy und relaxed zu mir :"400!!!!" "Du hast wohl ein Rad ab" schleuder ich Ihm entgegen, "kriegst 200!! Und das ist noch zu viel".
Schallendes Gelächter bricht aus Ihm heraus...
Schlußendlich waren wir patschnass und hatten auch keinen Ehrgeiz mehr hier noch ein Celebrity Deathmatch zu veranstalten, so daß wir uns auf 250 Rupies einigten. Der Socken hat uns abgelinkt, aber wir konnten nichts machen, er saß da am deutlich längeren Hebel.
Die Fahrt gestaltete sich auch sehr eindrücklich für meine Begriffe. Nach ungefähr 3min klatschte ein Jugendlicher aus dem vor uns fahrenden! Bus voll auf die Straße! Dem ist wohl der Grip vom Turnschuh abhanden gekommen und so hat er einen klassischen Highsider aufs Parkett, oder besser, in den Staub gelegt. Hat übel ausgeschaut aber er ist sofort wieder aufgestanden und weiter.
Zwei Minuten später, ich mich soeben vom "Flying Nepali-Teen" erholt, bekreuzigt sich unser "Hell-Taxi-Driver", weil am Straßenrand gerade ein Toter auf eine Bahre gehieft wird... und das alles vor meinem Fenster. "Ganz schön was los hier", denk ich mir und schon stecken wir mitten in der Rush-Hour. Naja, mich schockt nichts mehr hier und mit Shivas Hilfe sind wir dann doch noch wohlbehalten im Hotel angekommen.

Im Nachhinein stellte sich heraus, das wir an der falschen Stupa waren und sämtliche Taxifahrer zu Unrecht verdammten...Ähem...tschuldigung...
Bei einer Tasse heißem Milk-Tea haben wir uns von dem Abenteuer "Dreckige Großstadt" erholt. Anschließend wollte ich Poldi noch eine gediegene Backgammonschlappe zukommen lassen, was sich im Nachhinein als ein "Kalter" erwiesen hat. Ich hab eine 1 : 3 Lektion kassiert aber die Rache wird kommen....

Den Abend haben wir mit Ralf und Ying verbracht, Kniffelspielchen gestartet, ein paar Tuborg verhaftet und gegen 02 Uhr ab ins Bettchen .

Donnerstag, 07.03.2002 KTM

So, heute sollte also der letzte Tag in normaler Höhe sein, welchen wir auch standesgemäß erst um 11 Uhr begonnen haben. Recht verknittert sind wir zum Frühstück gewankt und erlebten die Ankunft eines weiteren Deutschen namens Bertram. Ein junger Mann der ohne konkretes Ziel allein nach Nepal gekommen ist ???????!!!!!!

Nun denn, heute wollten wir uns dann aufmachen zur richtigen Stupa. Um dieses Vorhaben erfolgreich zu bestehen, hat Felix uns eine Angestellte mitgegeben die den Weg kannte. Nach einem niemals wiederzufindenden Weg waren wir an der Stupa, die wirklich mächtig groß ist, umsäumt von Trödlern, Geschäften, Hunden mit offenen Wunden und Geschwüren am Hintern, Tauben und Schulkids.

War schön aber wir wollen wieder zurück und lähmen. Im Trekkers Holiday Inn angekommen, lauschen wir bei kalter Pepsi einer Innsbruckerin, die soeben vom Everest Trekk zurückgekommen war. Sie ist wohl sowas wie eine Reiseleiterin und hat eine Gruppe angeführt. Sie war total begeistert und schwärmte in den allerhöchsten Tönen. Das verschärfte unsere Vorfreude noch viel mehr...

Da wir am nächsten Tag um 5 Uhr raus mußten, sind wir relativ zeitig in unser Bettchen gehüpft. Noch kurz ein Gute Nacht Bussi  und dann ab zum Rekordschnarchen.

Kathmandu

Kathmandu

Durbar Square

Durbar Square

Boudnath Stupa

Boudnath Stupa

5 Dollar

5 Dollar

Auch 5 Dollar

Auch 5 Dollar

ich scheue mich nicht, auch eher unvorteilhafte Fotos von mir zu veröffentlichen

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Trekkers Holiday Inn: Eine fantastische Herberge

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Nachbarinnen

Nachbarinnen

Kloster um die Ecke

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Bunt ist das Dasein und granatenstark

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Boudnath Stupa

Boudnath Stupa

Yeti Airlines schafft Vertrauen

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© Simon K., 2011
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: März 2002
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: April 2002
Reiseziele: Nepal
Der Autor
 
Simon K. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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