Italien 2011 - Fortsetzung des Berichtes Frankreich 2011

Reisezeit: September / Oktober 2011  |  von Uschi Agboka

Aosta-Tal – Breuil-Cervinia - Aosta

Breuil-Cervinia, 2.055 m, 3 Grad

Breuil-Cervinia, 2.055 m, 3 Grad

Breuil-Cervinia, 2.055 m
Breuil ist der französische und Cervinia der ital. Name des Ortes, beide Bezeichnungen wurden zu einem Doppelnamen zusammengefasst und bedeuteten übersetzt "Sumpfiges Gebiet am Matterhorn".

Breuil-Cervinia, 2.055 m
Breuil ist der französische und Cervinia der ital. Name des Ortes, beide Bezeichnungen wurden zu einem Doppelnamen zusammengefasst und bedeuteten übersetzt "Sumpfiges Gebiet am Matterhorn".

Breuil-Cervinia - Der Ort ist ein bekannter Urlaubsort, ein exclusives Ziel im Wintersport. Durch seine Nähe zum Gletscherskigebiet von Zermatt ist das ganze Jahr über Wintersport möglich.

Breuil-Cervinia - Der Ort ist ein bekannter Urlaubsort, ein exclusives Ziel im Wintersport. Durch seine Nähe zum Gletscherskigebiet von Zermatt ist das ganze Jahr über Wintersport möglich.

Von Breuil-Cervinia führt ein Saumpfad über den 3.301 m hohen Theodulpass nach Zermatt.

Von Breuil-Cervinia führt ein Saumpfad über den 3.301 m hohen Theodulpass nach Zermatt.

Prächtige Rinder im Aosta-Tal

Prächtige Rinder im Aosta-Tal

14. Oktober 2011 - 38. Tag - Gefahrene Meilen: 74 (119 km)

Aosta-Tal - Breuil-Cervinia - Aosta

Heute Morgen haben wir nur 3,8 Grad. Wir bleiben daher länger liegen, heizen erst einmal ein. Dann läuft Rolf zum Bäcker, langsam kommt die Sonne, es wird wärmer und Gott sei Dank geht kein Wind. Und was entdecken wir? Auch der zweite Badelatschen ist verschwunden, nicht auffindbar. Welches Tier braucht hier Badelatschen? Leider kann mir zunächst niemand eine Antwort auf diese Frage geben. Trotz der Kälte, 9 Grad, frühstücken wir draußen, warm angezogen, doppelte Strümpfe etc. Es fehlen nur die Handschuhe! Rolf entsorgt Abwasser und tankt Frischwasser, die Toilettenentsorgung folgt heute Abend oder morgen früh. Wir wollen morgen früh starten, Richtung Heimat. Doch zunächst steht heute noch eine weitere Tour auf dem Programm, Richtung Matterhorn. Mal schauen, was uns der Tag bringt. Um 10.30 Uhr fahren wir los, ins Gebirge, nach Breuil-Cervinia, 2.055 m, 3 Grad. Als wir vom Tal ins Gebir-ge fahren, sieht es dort bedrohlich aus, dunkel, keine Sonne zu sehen. Doch oben auf der Höhe wird es besser, die Sonne scheint. Der Ort, nahe am Matterhorn (ital. Monte Cervino, franz. Mont Cervin) gehört zu der ital. Gemeinde Valtournenche, einem Seitental des Aosta-Tales. Breuil ist der französische und Cervinia der ital. Name des Ortes, beide Bezeichnungen wurden zu einem Doppelnamen zusammengefasst und bedeuteten übersetzt "Sumpfiges Gebiet am Matterhorn". Der Ort ist ein bekannter Urlaubsort, ein exclusives Ziel im Wintersport. Durch seine Nähe zum Gletscherskigebiet von Zermatt ist das ganze Jahr über Wintersport möglich. Von Breuil-Cervinia führt ein Saumpfad über den 3.301 m hohen Theodulpass nach Zermatt. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. begannen von Breuil-Cervinia aus die Besteigungen des Matterhorns, mit 4.478 m einer der höchsten Berge der Alpen. Wegen seiner markanten Gestalt und der Besteigungsgeschichte ist das Matterhorn einer der bekanntesten Berge der Welt. Man sollte nicht vergessen, dass seit 1865 über 450 Bergsteiger am Matterhorn ums Leben gekommen sind, mehr als an jedem anderen Berg der Welt.

Saumpfade sind für Wagen und Gespanne zu steile, schmale, unwegsame Straßen, auf denen früher mit Hilfe von Säumern und Saumtieren (Esel, Maultiere, Pferde) Güter transportiert wurden. Ein Saumzug bestand aus mehreren Tieren, die hintereinander auf dem Pfad gingen. Eine Pferdelast nannte man Saum, sie wog zwischen 120 und 130 Kilogramm. Meist wurde nur das erste Tier von einem Führer geführt, die anderen Tiere liefen angebunden oder frei hinterher. Die meisten Saumpfade sind verfallen oder wurden zu richtigen Straßen ausgebaut, siehe die bekannte österreichische Felbtauernstraße. Bei uns im Bayerischen Wald (Grafenau) wird jedes Jahr ein historischer Säumerzug (Salzsäumer!) abgehalten. Er erinnert an den "Goldenen Steig", einen Saumpfad, der im Mittelalter Böhmen mit der Donau verband. Dabei musste der Mittelgebirgszug des Böhmerwaldes bzw. der Mittelgebirgszug des Bayerischen Waldes überquert werden.

Wir machen einen Rundgang durch den noblen Ski-Ort, doch uns gefällt es hier gar nicht, scheussliche Hotels haben die schöne Landschaft verschandelt. Wir finden eine Bank, von der aus man einen herrlichen Blick auf den in der Sonne glitzernden Berg hat. Als wir zurück fahren, liegt die Straße total im Nebel, unheimlich. Von der Landschaft ist nichts mehr zu erkennen, irgendwie gruselig so zu fahren, ohne Sicht. Mir ist ganz schön mulmig, was Rolf wieder zum Lachen bringt. Unten im Tal angekommen scheint die Sonne und es ist warm. Wir begeben uns nun in das historische Zentrum von Aosta.

Aosta wurde durch Augustus aus einem bestehenden Legionslager heraus, dessen Grundriss für die Stadt übernommen wurde, durch Veteranen der kaiserlichen Leibwache (3.000 Mann), der Prätorianer, gegründet, um 25 v. Chr. Dies geschah, um die Route über den Kleinen St. Bernhard zu sichern. Nach der Öffnung des Großen St. Bernhard nahm der Ort an Bedeutung zu. Aosta wurde schachbrettartig angelegt, sie bestand aus 64 Stadtteilen und hatte die Form eines Quadrates. Diese römische Struktur ist noch heute in der Altstadt Aostas zu erkennen. Die Stadtmauer hatte auf allen vier Seiten ein Tor. Es gab ein Forum, ein Amphitheater und Thermen. Pippin der Jüngere hatte im frühen Mittelalter eine Fehde mit den Langobarden in der Gegend. Karl der Große errichtete die Via Frandigena durch Aosta nach Rom. Vieles aus der römischen Zeit ist heute noch zu sehen, die Stadtmauer ist in großen Teilen noch vorhanden. Eines der Stadttore, die Porta Praetoria, mit dem davor liegenden Triumpfbogen des Augustus (Arco d'Agosto) ist besonders schön. Reste des Amphitheaters und des Forums sind ebenfalls zu besichtigen. Auf dem Platz, wo sich früher das römische Forum befand, steht die Ende des 4. Jh. entstandene Kathedrale Santa Maria Assunta. Der heutige Bau geht auf das Jahr 1025 zurück. Ein Bauwerk von imposanter Dimension, das sich aus einem einzigen Kirchenschiff, einer Taufkirche und zahlreichen angrenzenden Räumen zusammen setzt. An die Kirche erstreckt sich der Kreuzgang. Im Museo del Tesoro findet man einen Überblick über die Kunst des Aosta-Tals aus der Zeit zwischen dem 13. und 18. Jh.

Wir schauen uns das Prätorianer-Tor an und den Bogen des Augustus, 1. Jh. v. Chr. Später sitzen wir an einem Platz in der Sonne und geniessen die Wärme. Die Altstadt von Aosta ist sehr schön, kein Autoverkehr, nur einige Busse, die mit Gas betrieben werden. In einem kleinen Feinkostgeschäft erstehe ich nochmals Nudeln, getrocknete Steinpilze und Öl. Mittlerweile ist die obere Etage des Campingbuses das reinste Warenlager. Die Kathedrale Santa Maria Assunta mit dem Grabmal Thomas von Savoyen (14 Jh.) und das Theatro Romano stehen als nächstes zur Besichtigung an. Auch das Calvin-Kreuz, hier Croce di Citta genannt, finden wir in der Via Croix-de-Ville, vor der evangelischen Kirche. Es wird berichtet, dass der reformierte Theologe Johannes Calvin 1536 ins Aosta-Tal kam, um die Menschen zum Protestantismus zu bekehren. Man ergriff Maßnahmen gegen ihn und er musste flüchten. Um seine Flucht zu feiern, wurde der Name Jesu über alle Tore der Stadt geschrieben und das Steinkreuz errichet. Nachdem wir unseren langen Stadtrundgang beendet haben, geht es zurück auf den Campingplatz, Ankunft 16.15 Uhr. Rolf hat unterwegs einige schöne Rinder, mit prächtigen Halsbändern und Glocken fotografiert. Und in der Altstadt von Aosta konnten wir eine Katze beobachten, die auf der Lauer lag, doch die Taube war immer schneller. Auf unserem Platz oben auf dem Berg ist es kalt. Rolf lädt das Motorrad auf den Hänger und erledigt andere nötige Arbeiten. Zum Abendessen gibt es frische Pfifferlinge, Kalbsgeschnetzeltes, Salat, Brot und Weißwein. Schon um 19 Uhr müssen wir uns in den Bus verziehen, draußen ist es zu kalt, höchstens 12 Grad und dabei geht ein heftiger Wind. Leider können wir unseren Film "Open Range" nicht zu Ende anschauen, die Technik spinnt mal wieder. Um 22 Uhr gehen wir schlafen.

Bilderalben unter www.harley-rolf.de

Aosta - Rathaus (Piazza Emilio Chanoux)

Aosta - Rathaus (Piazza Emilio Chanoux)

In den Gassen von Aosta

In den Gassen von Aosta

Aosta - Vieles aus der römischen Zeit (hier die Überreste des antiken Theaters) ist heute noch zu sehen.

Aosta - Vieles aus der römischen Zeit (hier die Überreste des antiken Theaters) ist heute noch zu sehen.

Aosta - Eines der Stadttore, die Porta Praetoria.

Aosta - Eines der Stadttore, die Porta Praetoria.

Aosta - In der alten Befestigungsmauer am Prätorianer Tor ist ein Luxus-Restaurant sehr stilvoll untergebracht.

Aosta - In der alten Befestigungsmauer am Prätorianer Tor ist ein Luxus-Restaurant sehr stilvoll untergebracht.

Aosta - Reste des Amphitheaters sind  zu besichtigen.

Aosta - Reste des Amphitheaters sind zu besichtigen.

Aosta - Reste des Amphitheaters

Aosta - Reste des Amphitheaters

Aosta - Amphitheater

Aosta - Amphitheater

Aosta - Prätorianer Tor

Aosta - Prätorianer Tor

Aosta - Eingang zum Kryptoportikus. Zu welchem Zweck die Römer diese riesigen unteririschen Gewölbe angelegt haben, ist ein Rätsel.

Aosta - Eingang zum Kryptoportikus. Zu welchem Zweck die Römer diese riesigen unteririschen Gewölbe angelegt haben, ist ein Rätsel.

Aosta - Die Funktions dieses unterirdischen Gewölbes ist bis heute unbekannt.

Aosta - Die Funktions dieses unterirdischen Gewölbes ist bis heute unbekannt.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Tour über 39 Tage, von Niederbayern, durch Frankreich (Zentralmassiv) und weiter nach Italien (Ligurien und Aostatal). Hier der zweite Teil - Italien.
Details:
Aufbruch: 07.09.2011
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 15.10.2011
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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