Eine Reise durch die arabische Welt
Tag 6: Nizwa - Al Ayn - Dubai
Donnerstag, 23.02.2012
Bahla - Nizwa - Dubai
Guten Morgen Oman,
klingt schon toll irgendwie. Nach dem frühen Aufstehen, wie sollte es auch anders sein, hatten wir ein wirklich gutes Frühstück mit leckerem Rührei. Überraschenderweise sprachen die wenigen anderen Hotelgäste im Frühstücksraum auch fast alle deutsch. Die waren in kleinen geführten Gruppen unterwegs. Wir fragten uns, ob es daran liegt, dass nur die Deutschen extrem zeitig (halb 7) aufstehen...?! Egal. Unser Plan für heute war klar und wieder einmal mit vielen Zielen gespickt.
Erster Anlaufpunkt war dann auch der nahe gelegene Bahla Souk, auf dem donnerstags ein Tiermarkt abgehalten werden sollte. Also nix wie hin. Das Treiben war kunterbunt und wild und am Hauptplatz um einen alten Baum herum stand ein wildes wuselndes Rudel an Männern, die komplett durcheinander schrien und gestikulierten. Als wir näher kamen, konnten wir die Struktur des Gewühls etwas besser durchschauen. In der Mitte und am Rande standen potenzielle Käufer für Ziegen. Die Tiere warteten auf Pickups auf ihren Einsatz und wurden dann im Kreis um den Baum herum getragen, getrieben oder einfach auf allen Vieren am Seil gezogen, da die Ziegen das gar nicht lustig fanden und sich oft sträubten. So ging das eine Ewigkeit. Hektisches Gefeilsche und Untersuchungen der Ziegen (mal hier reinkneifen, mal dort...) waren wirklich spannend anzusehen. Und obwohl es wie vor hunderten Jahren traditionell gehandhabt wurde, war das Prinzip das Gleiche wie in jeder modernen Gesellschaft. Denn auch hier gab es diejenigen, die ihre Ziegen verkaufen wollten und den Auftrag einem die Verkäufer gaben, die gegen Provision die Tiere besonders toll und lautstark anpriesen, und auf der anderen Seite gab es die Käufer, die bei Gefallen der Tiere den Zuschlag erhielten. Wir schauten uns das Ganze wirklich lange an und machten herrliche Studien der Menschen hier. Hendi kam sich anfangs ein bisschen komisch vor und wich Marco keinen Schritt von der Seite, da sie weit und breit die einzige Frau war und dann auch noch unverschleiert, das zog schon sehr viele Blicke der Männerwelt an, die sicherlich einfach nur genauso neugierig waren wie wir. Für uns war der Besuch dieses Tiermarktes ein absolutes Highlight dieses Urlaubes. Alles war so ursprünglich, keine anderen Touristen, sondern einfach so aus dem Leben einer anderen Welt gegriffen...und wir mittendrin.
Nachdem sich der Markt Punkt 9 Uhr wieder auflöste, verließen wir Bahla in Richtung Nizwa. Die Innenstadt wurde vor ein paar Jahren komplett restauriert und gehört nun zum Weltkulturerbe. Ist auch wirklich hübsch anzusehen, es gibt ein Fort (wie hier überall) und drumherum ist der Souk, der aus diversen Markthallen und Gängen besteht, in denen viele Händler ihre Waren anpreisen. So gibt es einen Obst- und Gemüsesouk, einen Fischsouk (auf dem ganz frischer Fisch angeboten und vor unseren Augen zerhackstückelt wurde), den Handwerkssouk, Gewürzsouk u.sw. Auch hier gibt es einen großen Tiermarkt, der jedoch immer freitags stattfindet. Da Nizwa auch für seine Silberschmiedekunst bekannt ist, ließ es sich Hendi nicht nehmen, ein kleines Andenken in Form eines Armbandes und ein Paar Ohrringen zu kaufen. Für den Rest des Tages freute sie sich wie ein Schneekönig darüber. Sind aber auch wirklich schöne Schmuckstücke.
Die kurze Stippvisite in Nizwa beendeten wir recht fix, nachdem uns ein paar Halbwüchsige und ihr Vater entgegen kamen, bewaffnet mit zwei Gewehren und einem Langsäbel. Keine Ahnung, was die damit vor hatten. Sie wirkten recht freundlich, gingen aber recht zielstrebig in ein Haus hinein. Naja. Bloß weg.
Nun hieß es die Heimreise anzutreten. Zunächst machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Tanuf, einem alten verlassen Dorf, in dem nur noch die Ruinen der alten Lehmhäuser stehen. Weiter ging es dann zu den Bienenkorbgräbern von Al Ayn, etwa 25 km von Ibri entfernt. Schon ohne die Gräber ist die Kulisse beeindruckend. Aus dem Nichts steigen Berge bis 3000m vor einem auf, da müssen die Alpen aber mal alle Register ziehen, um da noch ansatzweise mithalten zu können. Spätestens hier ärgerten wir uns ein wenig, dass wir keinen 4x4 SUV gemietet hatten, sondern nur unseren normalen Mitsubishi Lancer (13 PS, zumindest gefühlt). Mit dem Geländewagen hätten wir einfach einmal in irgendein Wadi fahren oder eine der vielen unbefestigten Bergstraßen bezwingen können. Da gibt es hier wirklich tolle Touren, die einen erneuten Besuch im Oman nicht ganz so unwahrscheinlich machen. So beließen wir es aber bei normalen und wirklich gut ausgebauten Straßen. Die Bienenkorbgräber sind eine interessante Erscheinung, weil sie wie Bienenkörbe aussehen und sich gegen ein gewaltiges Bergmassiv im Hintergrund abzeichnen. Die Gräber sind touristisch recht unerschlossen und so wunderte es auch nicht, dass es keine Ausschilderung oder gar einen Parkplatz gab. So hielten wir einfach und liefen quer durch eine Oase hinauf zu den am Hang liegenden Gräbern. Von hier aus hat man einen schönen Ausblick auf das Tal und die grüne Oase inmitten der kargen Steinwüste.
Nach einem kurzen Fotoshooting ging es nun weiter über Ibri Richtung Grenze, über Al Ain bis nach Dubai City. Die Einreise in die Emirate ist im Übrigen bei Weitem strenger als die in den Oman. Hier wird man x-Mal nach Pass und Autounterlagen gefragt und sogar mitsamt des Autos fotografiert (Ampel rot - Auto hält - es blitzt - Ampel grün - weiterfahren bis zum nächsten Fenster). Etwas eigenartig fanden wir, dass wir kleine weiße Zettel spazieren fahren durften. Am ersten Fenster haben wir den Zettel erhalten, mussten nach 15m am nächsten Fenster anhalten und diesen Zettel wieder abgeben. Völlig sinnfrei.
Die recht eintönige Fahrt durch die Wüste nutzten wir wieder zum Hören unseres Hörbuches, bis wir schließlich in der Dubai Mall am Burj Khalifa ankamen, um uns pünktlich um 19 Uhr die beeindruckenden Wasserspiele anzuschauen. Ist schon ein krasser Gegensatz zwischen dem Sultanat Oman und dem Emirat Dubai. Eine kleine Stärkung später entschlossen wir uns recht spontan, noch einmal Richtung Burj Al Arab zu fahren, da es bei Nacht wirklich schön beleuchtet ist und ein schönes Fotomotiv abgibt. Dort aßen wir am Strand den wohl besten Schokokuchen, den wir beide je gegessen haben. Den hatten wir uns aus der Dubai Mall mitgebracht.
Am Ende des Tages dann noch ein kleiner Besuch zum Erlebnisaustausch bei Hendi's Eltern im Zimmer, die doch beruhigt waren, dass wir heil wieder angekommen sind.
Nun wird für morgen wieder gepackt. Am Nachmittag geht's aufs Schiff, darauf sind wir schon ganz gespannt. Zuvor bereisen wir jedoch noch die restlichen kleineren Emirate Richtung Norden.
Wie es war, schreiben wir dann morgen.
Juts Nächtle
H&M
Aufbruch: | 20.02.2012 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 03.03.2012 |
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