Mit dem Motorrad durch Italien
Mittwoch, 05.09.2012
Der Tag fing so an, wie sich der alte geneigt hatte. Dichte Wolken, zwischendurch immer mal wieder Regenschauer bei allerdings recht warem Temperaturen. Die Erde dampfte und die dadurch entstandene Luftfeuchtigkeit tat das ihre.
Der heutige Tag sollte nicht viel Gutes bringen. Nachdem ich am Piazza Leonardo da Vinci einige Aufnahmen von Florenz gemacht hatte (der Platz liegt hoch über der Stadt) ebenso von seiner Skulptur des David, unter der sich auffallend viele Chinesinnen vielsagend kichernd haben fotografieren lassen, war Stadtbesichtigung angesagt. Außerdem, in 1991 hat ein bekloppter Italiener auf die Statue mit einem Hammer (wie vielsagend) eingeschlagen, hat aber nur eine linke Zehe getroffen. Kaum vorszustellen, wie frustriert heute die Damen nach Hause gegangen wären, hätte dieser Attentäter zum Beispiel den Familienschmuck getroffen.
Bitte um Entschuldigung für meine kurze Abschweifung (schon wieder mal) vom eigentlichen Thema. Ich wollte also in die Stadt fahren, mein Moped stand schon bereit, als mir von einem Fremdenführer bedeutet wurde, dass Stadtbesichtigung ja, aber Motorrad nein. Die gesamte Innenstadt ist für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Ich war schon ziemlich angesäuert, bei dieser Luftfeuchtigkeit in Motorradklamotten durch die im wahrsten Sinne des Wortes, Stadt zu stiefeln.
Beim Dom, Santa Maria del Fiore angekommen, wollte ich nun zu den Außenaufnahmen schreiten und musste bei dieser Gelegenheit feststellen, dass ich die Kamera im Topcase meines Mopeds liegen gelassen hatte. So werde ich dann gezwungen sein, mir einige Fotos aus dem Internet zu stibitzen. Mit einen dicken Hals bin ich dann weiter und habe mir die wichtigsten Dinge, die zweifelsohne, auch wenn ich nun mal nicht der Kultur-Freak bin, angeschaut.
Nassgeschwitzt habe ich mich dann wieder auf mein Moped geschwungen und habe die Reise Richtung Rom fortgesetzt. Ich muss gestehen, ich konnte der Versuchung nicht wiederstehen, am Wrack der "Costa Concordia",ich hätte fast geschrieben "Costa Cordalies" (hätte ja auch gespasst) die im Prinzip am Wege lag, vorbei zu schauen. Ich bin dann links auf die Halbinsel San Stefano eingebogen, die Giglio vorgelagert ist, von wo aus man das Wrack mit ganz viel Phantasie vor der Insel Giglio sehen konnte. Allerdings habe ich mir die Perversität verkniffen, auch noch mit einem eigens eingerichteten Shuttelboot dorthin zu fahren, wo 34 Menschen ihr Leben verloren haben.
Das Wetter hatte sich zum Guten gewendet, jedoch je näher ich nach Rom kam, umso schlechter wurde es. Außerdem bemerkte ich schon seit zwei Tagen, dass offensichtlich die Öleinfüllschraube oberhalb des Ventildeckel undicht zu sein schien, da ich bereits zuhause Öl nachgefüllt hatte. Auch heute war der Ölstand wieder extrem niedrig, so dass ich die nächste Tanke anfuhr, um sicherlich einen halben Liter nachzufüllen.
Als hätte ich es programmiert, auch in Rom kam ich in den Feierabendverkehr. Da man in solchen Situationen mit sehr viel Kupplung fährt merkte ich plötzlich, dass da irgendetwas nicht stimmt, ich konnte nicht mehr so richtig auskuppeln und es war sehr viel Spiel am Handgriff. Nicht auszudenken was passiert wäre, hätte die Kupplung hier ihren Geist aufgegeben, denn wie jeder weiß, ohne Kupplung geht nix. Glaubt es oder glaubt es nicht, ich habe es genau zu meiner Unterkunft geschafft, und nachdem ich auf das Areal gefahren bin, gab es ein leises Geräusch, und der Bautenzug riss komplett ab. Da es schon zu spät war bei BMW's anzurufen, muss ich mich mit oberster Priorität morgen dem Thema widmen.
Aufbruch: | 02.09.2012 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 29.09.2012 |