Mit 5th Wheel durch Jordanien und Syrien
"Welcome to Jordan!" II
Nach einem eindrücklichen Ausflug in die Wüste kam es am nächsten Tag zu einer lustigen Situation am Rand des Beduinen-village. Da war die männliche Dorfjugend auf einem staubigen Platz am Fussballspielen. Dem Blatter Seppli hätte es gefallen. "Füessball überall uf der Wäält", hätte er gesagt. Auch dem Pascal hat`s gefallen, dem echten Fussballprofi aus der Schweizer Superleague! Pascal ging zu den Jungs und wollte mitspielen. Jetzt nicht, wurde ihm bedeutet, er soll sich aufs Mäuerchen setzen und warten bis er drankomme! Ob ich das nächste Mal mit Messi aufkreuzen soll?
Am Abend waren wir ins Gästezelt von Mutlags Familie eingeladen. Ein Feuerchen war am Brennen, die verschiedenen Teekrüglein wurden emsig darauf hin- und herplatziert und hin- und hergegossen um das perfekte Teeli zu erhalten. Mit reichlich Zucker. Wenn nur dieses unbequeme Auf-dem-Boden-Sitzen nicht wäre. Der weibliche Teil der Familie trug das Essen auf und verschwand jeweils wieder. Dann der Höhepunkt: Die Mutter erschien. Sie grüsste nur kurz, setzte sich zwischen Mutlag und ihren andern Sohn Suleyman, zog eine Flöte hervor und begann zu spielen! Die Melodie der Weite und der Ewigkeit. "Welcome to eternity"... Danach war sie noch mehr im Element mit lauteren Tönen, mit Tönen des Hier und Jetzt: Man debattierte heftig über etwas. Sie am lautesten. Über einen Streit mit den Nachbarn, wie ich später erfuhr. "Yes, sometimes we fight, with the stick. Look, this is my stick, and this is my sword", erklärte Suleyman. "When necessary I kill!" Aber es sei bisher noch nie necessary gewesen.
Am nächsten Tag besuchten wir das berühmte Petra. Vor Tausenden von Jahren in und zwischen die gigantische Felslandschaft gehauen. Ein Weltkulturerbe, ein Weltwunder, mit Welteintrittspreisen.
Imponiert haben mir auch eine Souvenirverkäuferin, die uns Tee offerierte, locker mit uns plauderte, uns eine kleine Kette schenkte ("It`s camel bone") und wirklich kein Geld wollte, sowie ein Bauarbeiter beim Eingang des Geländes, der mir, als ich an ihm vorbeilief, die eine Hälfte seiner soeben geschälten Orange hinstreckte. Voilà. (Ob das in der Schweiz einem japanischen Touristen oder einem nigerianischen Asylsuchenden auch schon passiert ist?)
Die letzte Etappe mit Pascal führte ans Tote Meer. Oben von einem kahlen Felsen schauten wir hinunter auf 400m u.M. Es war windig und ziemlich kalt. Ideale Bedingungen um sich am Boden auf einem Feuerchen ein Krüglein Tee zu kochen, dachten sich Vater, Sohn, Grossvater und Onkel, die neben uns angehalten hatten. Und klar, wir waren eingeladen. Nur: Die wenigen dünnen Ästlein waren gar wenig Futter fürs Feuerlein, und der Wind blies immer ruppiger und kälter. Es musste geduldig behütet, beschützt und umsorgt werden, und das Krüglein durfte auf keinen Fall kippen. Und nochmals umschütten und nochmals warten. Die Wichtigkeit des Teeleins für die Araber! Endlich, es war soweit. Ich verbrannte mir den Mund am viel zu heissen Tee und holte mir zudem eine Erkältung. Dann, zack, packten sie ein und fuhren zufrieden weg. "Kochet am unwirtlichsten Ort einen heissen Tee, gebet den Fremden zu trinken davon und kehret mit dem Toyota heim zu den Frauen." (Sure 134)
Aufbruch: | 07.02.2011 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 12.04.2011 |
Syrien