Mit 5th Wheel durch Jordanien und Syrien
Nochmals im Wadi Rum
Gesehen hatte ich das faszinierende Wüstengebiet mit Pascal ja schon, aber ich wollte es noch mehr erleben und auch geniessen. Wieder zog ich mein rolling sweet home ein Stück weit über eine Sandpiste an einen herrlichen Platz am Rand dieser ewigen Landschaft. Am Morgen scheint die Sonne, wenn sie den gegenüberliegenden Felskoloss überwunden hat, wärmend in meine Stube. Dann gibt`s den zweiten Kafi mit der zweiten Zigi draussen.
Doch heute Morgen wurde das Ritual schon mal gestört. Ein neugieriger Junge kam mit fünf Kamelen angeritten. "Da bin ich." Keine Berührungsängste, höchstens von mir zu den Kamelen. Er konnte nur Arabisch, ich wählte den gar nicht so weit davon entfernten Schweizer Dialekt. "Lueg da, hesch gärn Toblerone?" Er zeigte mir dann eine Wunde an einem dieser 20 Kamelbeine und fragte nach einer Salbe. ("Klar, wie alt ist das Kamel? Ich führe da immer verschiedene Sorten mit. Hat es heute schon Stuhl gehabt? War er etwas bräunlich?") Ich holte die Hausapotheke, und der Junge schnappte sich gleich mal die grösste Tube. "Schpinnsch, weisch wie das brännt, Dul-X uf der Wunde!" Es fand sich dann noch ein Rest Bepantensalbe, ein Rest, den ich seit Jahren mitführe und der, so erinnerte ich mich jetzt, zurückgeht auf meinen lieben Timo, dessen rotes Babyfüdeli damit vor 20 Jahren eingesalbt worden war!
Auch hier im Beduinenkaff eingangs Wadi Rum kommt er schlecht an, der extravagant gekleidete Extra-Vagant aus Libyen. Der Affi. Bei einem trendy Lokal ("Ali`s Place") läuft meist der alte TiVi. Als ich dort war, gerade ein libyscher Sender. Wieder so eine Affi-Show. "Lybe Unterdrückte, it`s showtime!" Das Personal eines Spitals durfte vor der Kamera im Korridor tanzen und dazu rufen: "Allah ist der Grösste, Muammar ist der Grösste!" Ich fragte mich, wie das denn geht, dass gleich zwei der Grösste sein können?
Ich verbrachte einige Zeit bei "Ali`s Place", zu dritt tranken wir Kaffee, auf diesen hässlichen weissen Plastikstühlen, die inzwischen die ganze Welt erobert haben und also auch die Wüste verwüsten. Der Shopkeeper von nebenan (Ägypter, etwa 50), der Barkeeper (und Philosoph) Ali und der Peacekeeper aus nice Switzerland. Wir redeten über Vieles, Männergespräche halt, über Fussball, Autos, Frauen. Nein, geht hier nicht. Übers Leben, über Politik, über Religion. Beide sind sehr gläubig, ich eher leichtgläubig, und daraus ergab sich doch Einiges. Ali meint, 90% der Moslems seien keine Moslems. Er, der clevere, ruhige und sympatische Mann zählt nur diejenigen dazu, welche still, friedlich und bewusst nach dem Koran leben. Dazwischen muss der Ägypter mal aufstehen, um einem Kunden eine Konservenbüchse oder ein paar Zwiebeln zu verkaufen. Einmal stand er aber auf, um den Gebetsteppich hinzulegen, barfuss daraufzustehen, sich die Zähne zu putzen und dann sein Gebetsritual abzuhalten. Auf und ab, mal leise, mal lauter, immer mit diesen schönen arabischen "Olllaahh-Alllaahh"-Rufen. Ein kleines Mädchen, das etwas kaufen wollte, stellte sich ungeduldig vor ihn hin. Nach Beendigung des Gebets bekam es sein Pommes-chips-Päckli, und der "Fertig-Gebetete" sagte zu uns: "You see, that`s no good, her father no good moslem, never goes to mosq. He is fucking bloody asshole!"
Aufbruch: | 07.02.2011 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 12.04.2011 |
Syrien