USA 2012 - 2. Teil Nebraska ...
Von Spearfish nach Laramie
31. Tag - O'Neil Pass / Newcastle/ Douglas Railroad Interpretive Center
Freitag, 6. Juli 2012 31. Tag Laramie, Wyoming Ramada
Spearfish / Spearfish Canyon / Black Hills National Forest / O'Neil Pass / Newcastle / Black Coal Basin / Black Thunder Mine / Douglas / Douglas Railroad Interpretive Center / Laramie
Gefahrene Meilen: 362 (583 km)
In der Nacht wütete ein starkes Gewitter, mit viel Regen. Doch heute Morgen ist bereits alles wieder trocken, der Himmel ist noch ein bisschen bewölkt, bei 18 Grad, was wir schon fast als kalt empfinden. Natürlich stehen wir wieder früh auf, frühstücken und starten um 7 Uhr. Nochmals über HW 14A durch den herrlichen Spearfish Canyon, vorbei am Brautschleier-Wasserfall, bis Cheyenne Crossing, weiter HW 85 South, vorbei an Eagle Cliff, einem Felsen, der wie ein Adler ausschaut und herrliche Wanderwege anbietet. Ein wunderschönes Haus liegt ganz versteckt im Wald, am Tor steht ein Schild "Little Piece of Heaven". Ja, die Landschaft hier ist ein kleines Stück vom Himmel.
Wir fahren durch den Black Hill National Forest, über den O'Neil Pass, 2.068 m. 2 junge Rehe springen über die Straße. Um 8.15 Uhr verlassen wir South Dakota und kommen nach Wyoming. Wir folgen HW 16 West. Vor Newcastle erwartet uns eine dichte Nebelwand, Sicht nur max. 20/30 m. Es folgt eine Gravel Road, mit rotem Staub, doch er ist feucht und daher stauben wir nicht so arg ein. Wir erreichen Newcastle, passieren die historische Cambria Salz Mine, diese war nur von 1907 bis 1909 in Betrieb, dann ging sie pleite. Wir folgen HW 16 West, dann HW 450 West durch National Grasslands. Hier sieht man unzählige Öl- und Gasbohrungen, nur hin und wieder eine Ranch, ein paar Tiere, vor allem prächtige Antilopen mit tollen Geweihen. Leider kann ich bei Rolfs Geschwindigkeit nicht fotografieren. Vorbei am Black Coal Basin und der Black Thunder Mine, eine riesige Tagebau-Mine.
Die Black Thunder Kohle-Mine (1977 eröffnet) im Powder River Basin enthält eines der größten Kohlevorkommen der Welt. Sie versorgt die USA mit 8 % der Kohleversorgung. Black Thunders Seilbagger (6 an der Zahl) ist der Größte der Welt, er schaufelt so viel Kohle, um damit 25 Meilen (40 km) Kohlewaggons am Tag zu beladen. Viele Trucks sind dort unterwegs.
Wir verlassen HW 450 West und folgen HW 59 South, hier herrscht leider enorm viel Verkehr und die riesigen Trucks fahren wie der Teufel. Div. Baustellen müssen wir passieren, ein großes Teilstück der Straße ist gefräst, wir "schwimmen" mit dem Motorrad und es ist alles sehr sehr staubig.
Um 11.20 Uhr halten wir an der Cheyenne River Rest Area und machen Teepause. Die Grillplätze sind abgehängt, denn Feuer ist immer noch überall verboten wegen der großen Trockenheit und der damit verbundenen Brandgefahr. Im Fernsehen heute Morgen zeigten sie auch div. Wildfeuer in Utah und in Arizona haben starke Unwetter große Überschwemmungen hervorgerufen. Inzwischen ist es auch wieder sehr warm geworden. Eine Schwalbe fliegt anscheinend ziellos umher, dann fühlt sie sich sicher und nähert sich ihrem Nest mit Jungen, leider kann man sie kaum sehen, doch ich mache ein paar Fotos.
Es geht weiter bis Douglas, wo wir um 12.30 Uhr eintreffen. Wir wollen etwas essen, finden jedoch auf Anhieb keine Einheimischen-Kneippe, also fragt Rolf die Inhaberin eines Likör-Store. Sie empfiehlt uns das "Koop Cafe". Wir hätten es weder gefunden noch wären wir da reingegangen, so unscheinbar sieht es aus. Doch der Laden ist gerammelt voll, alles Einheimische, die dort essen. Urig eingerichtet, das Essen ist hervorragend! Ich muss zur Toilette und dazu muss ich durch die Küche und dann links, bei uns wohl undenkbar, Toilette in der Küche! Man wird immer wieder überrascht. Nach dem Essen fahren wir zum Douglas Raildroad Interpretive Center und setzen uns dort in den Schatten. Die nette Dame, die das Visitor Center betreut, Helga Bull, spricht 3 Worte Deutsch und versorgt mich mit jeder Menge Infos. Einige Waggons kann man kostenlos besichtigen, was wir natürlich tun, sehr interessant.
Douglas, am North Platte River gelegen, wurde im Jahr 1886 gegründet, als hier von der Wyoming Central Railway, die spätere Chicago and North West Railway, ein Haltepunkt gebaut wurde. Seit dem Bau des 20 km entfernten Fort Fetterman im Jahr 1867 befand sich hier schon eine kleine Siedlung mit dem Namen Teint City. Durch die Eisenbahnanbindung wuchs die Siedlung zu einer Stadt, die im Jahr 1910 ca. 2.300 Einwohner hatte. 1996 wurde Douglas in das Buch "The 100 Best Small Towns in America" aufgenommen.
Das ehemalige Bahnhofsgebäude der Fremont, Elkhorn and Missouri Valley Railroad gehört zu den Historic Places in USA. In dem Gebäude befindet sich das Chamber of Commerce (Handelskammer) und das Douglas Railroad Interpretive Center mit einer Ausstellung zur Geschichte der Eisenbahn in der Stadt. Auf dem ehemaligen Bahnhofsplatz stehen sieben historische Eisenbahnwaggons und eine Dampflokomotive mit Tender, die besichtigt werden können.
Helga Bull erzählt uns, dass Douglas gerade einen neuen Boom erlebt, mit Gas, Kohle, Öl, Uran. Die Bevölkerung liegt bei 6.000 und überall werden Mitarbeiter gesucht. Eine neue Raffinerie ist im Bau. Und ich sehe das legendäre Tier "Jackalope", ein Mittelding zwischen Hase und Antilope. Der Hasenkörper besitzt ein riesiges Geweih. Es gibt allerlei Geschichten über dieses ungewöhnliche Tier. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass Anfang des 20. Jh. große Hasen von einem Virus befallen wurden, der Gewächse am Kopf hervorrief, die wie Geweihe aussahen ... Natürlich habe ich das Vieh fotografiert und mir auch ein Stofftier für unsere Menagerie Zuhause gekauft!
Wir verlassen um 14.30 Uhr den interessanten Ort, nehmen die Interstate 25 South, HW 87 South bis nach Wheatland. Von dort HW 34 West bis Bosler, HW 287 South bis Laramie, unser heutiges Ziel. Die Temperatur liegt inzwischen bei 27 Grad. Eine Zeitlang sind wir heute dem Sand Creek Massacre Trail gefolgt.
Das Sand Creek Massacre war eine Gräueltat während der Indianerkriege, die am 29. November 1864 stattfand, als ca. 700 betrunkene Soldaten, unter Col. John Milton Chivington der Colorado Territory Miliz ein Dorf mit freundlichen Cheyenne und Arapaho im Südosten von Colorado angriffen. Sie töteten und verstümmelten ca. 170 Indianer, die meisten davon waren Frauen und Kinder. Augenzeugen berichteten später von entsetzlichen Gräueltaten. Ein Zeuge, Kapitän Silas Soule, der seinen Männern befohlen hatte, nicht zu schießen, wurde nach seiner Zeugenaussage in Denver ermordet, wahrscheinlich auf Befehl von Chivington. Chivington, der Hauptverantwortliche für dieses Massaker, und die anderen Täter wurden nicht bestraft, obgleich der eingesetzten Untersuchungskommission genügend Beweise vorlagen.
"Verdammt jeden Mann, der mit Indianern sympathisiert! ... Ich bin gekommen, um Indianer zu töten, und ich halte es für richtig und ehrenhaft, jedes Mittel zu verwenden, um die Indianer unter Gottes Himmel zu töten." - Col. John Milton Chivington, US Army
Unsere Fahrt durch die wilde einsame Landschaft ist ein Traum, wir passieren den Morton Pass, 2.225 m. Eine unendlich weite grüne hügelige Gegend, fast menschenleer, nur hin und wieder ein paar Longhorn-Rinder, Pferde und Falken sind zu sehen. Leider können wir an der urigen Shamrock-Bar nicht halten, um zu fotografieren, denn dort steht ein Krimskrams rum, man glaubt es nicht. Rolf hat den "Raser-Gang" eingelegt, denn der Himmel sieht bedrohlich aus und wir wollen am vorletzten Tag nicht nass werden. So erreichen wir Laramie, es tröpfelt leicht. Doch wir erreichen unser Hotel Ramada trocken. Wir checken ein, gegen 17.30 Uhr, nach 10 ½ Stunden. Nachdem wir abgeladen haben, geht es zum Safeway tanken und Essen einkaufen für heute und morgen Abend. Getränke haben wir ja noch im Überfluss. Ich habe den guten kalifornischen Chablis der netten Julie in Bell's Motor Lodge dagelassen, nebst gutem Trinkgeld. Um 19 Uhr sind wir geduscht und essen heute, aus-nahmsweise im Zimmer, denn draußen schüttet es wie aus Kübeln. Es ist auch wieder kühl geworden, 18 Grad. Nach dem Essen beobachten wir das Treiben in unserem Garten hinter dem Hotel. Leider alles sehr ungepflegt. Eine Mexikanerin führt ihre div. riesigen Hunde hierher zum Kacken, sie beseitigt nichts und später treten dann die spielenden Kinder hinein ... ekelig. Und der Höhepunkt: Mit einem Handtuch des Hotels säubert sie die Hunde. Unglaublich, denn in jedem Hotel kann man nach Lappen fragen, für das Auto, das Motorrad oder für die Hunde. Doch manche Menschen ignorieren alles. Auch heute Morgen, eine Bikerin aus Arizona, setzt sich mit ihren dreckigen Jeans auf den Picknick-Tisch und stellte ihre schmutzigen Schuhe auf die Sitzbank .... Mir fehlen manchmal die Worte. Einfach kein Benehmen. Die meisten Biker sind nette, hilfsbereite und freundliche Menschen, gut erzogen. Doch es gibt Ausnahmen, wie eben diese "Dame", die ein Negativbeispiel ist.
Laramie, 1868 gegründet, entlang der Union Pacific Railroad, hat heute ca. 27.000 Einwohner und liegt auf 2.194 m Höhe. Laramie hat die einzige Universität Wyomings, mit ca. 15.000 Studenten. 1998 geriet Laramie in die Schlagzeilen, als dort der Student Matthew Shepard aus Schwulenhass schwer misshandelt wurde und an den Folgen starb. Beide Täter wurden zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt, ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung. Wären sie nicht auf diesen Deal eingegangen, hätte man sie zum Tode verurteilt. Das Verbrechen führte zu einem Gesetz, aufgrund dessen seit Ende 2009 in den USA ein sogenannte "hate crime" (Hassverbrechen) gegen Homosexuelle mit höheren Strafen belegt wird.
Aufbruch: | 23.06.2012 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 09.07.2012 |