USA 2012 - 2. Teil Nebraska ...
Von Pierre nach Bismarck
21. Tag - Lake Oahe / Sitting Bull's Grave / Sacajawea Monument /Fort Rice
Dienstag, 26. Juni 2012 21. Tag Bismarck, North Dakota Super 8
Pierre / Lake Oahe / Lewis & Clark Trail / Native American Scenic Byway / Sitting Bull's Grave / Sacajawea Monument - Mobridge / Fort Rice / Bismarck
Gefahrene Meilen: 255 (410 km)
Wie immer in den vergangen Wochen stehen wir um 6 Uhr auf. Heute sind 44 Grad angesagt und wir wollen uns Einiges ansehen. Beim Frühstück haben wir ein langes Gespräch mit einem Texaner, der eine riesige Erntemaschine bedient und mit dieser im Land umherreist, je nach dem, wo gerade die Ernte beginnt. Er meint, es wird alles teurer und schlechter .... Wir können ihm nur beipflichten. Rolf fühlt sich sehr geschmeichelt, denn der Texaner schätzt ihn auf 51!
Pierre, ca. 2.000 Einwohner!, ist die Hauptstadt von South Dakota und liegt am Missouri River, nahe dem Lake Oahe. Pierre Dorian war der erste weiße Siedler in der Yankton Area. Er lebte unter den Sioux während der Lewis & Clark Expedition 1804. Er begleitete diese Expedition eine zeitlang als Dolmetscher und Vermittler zwischen Weißen und Indianern, ehe er wieder zu den Yankton Sioux zurückkehrte.
Als erstes sehen wir uns das schöne Capitol mit seinen weißen Marmortreppen an, ehe wir um 7.50 Uhr losfahren, bei schon 30 Grad. Doch da ein Wind geht, ist es noch angenehm.
Wir machen am Lake Oahe Halt. Er ist einer der größten Talsperren am Missouri River. Der See, der sich 372 km den Verlauf des Missouri entlang bis Bismarck in North Dakota zieht, ist der drittgrößte Stausee in USA und einer der größten mit Erde aufgeschütteten Dämme, der je von Menschenhand geschaffen wurde. Der Bau des 75 m hohen Dammes begann 1948 und wurde 1962 von John F. Kennedy eingeweiht. Das Kraftwerk begann 1962 mit der Stromproduktion und liefert den Staaten South und North Dakota, Nebraska, Minnesota und Montana Strom. Neben der Stromerzeugung dient der See der Überschwemmungsregulierung, Bewässerung und Wasserversorgung. Einige Indianerstämme mussten ihr Land verlassen, es wurde durch die Wassermassen überflutet.
Wir folgen HW 1804 North, Lewis & Clark Trail und dann dem Native American Scenic Byway durch die Lakota, Dakota und Nakota Nations, u. a. liegt das Land der Crow Creek Sioux, der Lower Brule Sioux, der Standing Rock Sioux, der Cheyenne River Sioux, der Oglala Sioux, der Rosebud Sioux, der Flandreau Santee Sioux, der Yanktion Sioux und Sisseton Wahpeton Oyate an diesem historischen Weg. Die Geschichte der Lakota und anderer Kulturen ist dort lebendig, der Weg bietet einen Blick auf scheinbar unberührtes Land und erzählt die Geschichte der Lakota Nations, ihre Vergangenheit, aber auch die Träume der Zukunft. Zunächst fahren wir durch riesige genmodifizierte Korn- bzw. Maisfelder, eine tote Antilope liegt am Straßenrand und ein kleiner Hase hoppelt eine zeitlang neben uns her. Viele bunte Vögel schwirren umher.
Es geht nun über HW 212 West, über eine riesige Brücke über den Lake Oahe und ab Forest City auf die Straße Nr. 7 nach Norden, wir befinden uns im Herzen der Lakota Sioux Nation. Leider entpuppt sich die Straße nach wenigen Kilometern als Gravel Road, ganz schön staubig bei der Hitze. Da jedoch hier kein Verkehr ist, kann Rolf den Schlaglöchern ausweichen und fahren, wie er will. Doch da sehen wir ein Auto und einen Mann, der sich mit einer Schlange mitten auf der Straße beschäftigt. Rolf hält und läuft zurück, es handelt sich um eine junge Klapperschlange, darum bleibe ich in sicherer Entfernung. Zumal der junge Mann mit einer Leiter versucht, die Schlange von der Straße zu scheuchen. Ihr gefällt das gar nicht, sie faucht und rasselt und greift wütend an, sieht toll aus und Rolf ist ganz happy, dass er so schöne Bilder eines schönen Tieres machen kann. Es ist das erste Mal in den vielen Jahren, die wir den Westen der USA bereisen, dass wir eine Rattlesnake in freier Wildbahn sehen, bestimmt das Highlight dieser Reise. Der junge Mann erzählt, dass er ältere Klapperschlangen fängt, Kopf abschlägt, Haut abzieht und dann wird sie verspeist. Soll sehr gut schmecken, zarter als Huhn. Doch diese Schlange ist zu jung und daher will er sie retten, aber sie will nicht und nach geraumer Zeit lassen wir sie in Ruhe und jeder fährt seines Weges. In der Prairie sehen wir auch einige wilde Fasane, Jagen ist hier nicht er-laubt. Eine Brücke führt über den Moreau River, HW 20 East. Wir werden von Heuschrecken attackiert. In der Nähe von Mobridge wollen wir das Grab Sitting Bulls besuchen und das Sacajawea Monument anschauen.
Sitting Bull, 1831 bis 1890, war Stammeshäuptling und Medizinmann der Hunkpapa-Lakota-Sioux. Sitting Bull war wichtiger Anführer gegen die amerikanischen Siedler und Truppen. Er war einer der geistigen Führer der Schlacht am Little Bighorn von 1876, in der Crazy Horse und Big Foot das 7. Kavallerie-Regiment Generals George Custer vernichtend schlugen, was als größte Niederlage der US-Armee gegen die Indianer in die Geschichte einging. Sitting Bull nahm an der Schlacht nicht selbst teil, da er einige Tage zuvor an den Festlichkeiten zum Sonnentanz teilgenommen hatte und davon zu geschwächt war.
Als die US-Armee als Antwort Strafexpeditionen gegen ihn und seine Leute durchführte, floh er mit etwa 2.000 bis 3.000 Gefolgsleuten nach Kanada und blieb dort im Exil, bis er sich am 19. Juli 1881 in Fort Randall ergab, weil er seine Lebensgrundlage, die Bisonherden, von den Weißen vernichtet sah. Anschließend lebte er im Standing-Rock-Reservat. Im Jahre 1883 hielt Sitting Bull eine bedeutende Rede vor den Vertretern einer US-Regierungskommission. 1885 wurde er in der Wild-West-Show von Buffalo Bill in den USA und in Kanada vorgeführt. Ihm war dabei wegen mangelnder Englischkenntnisse und Vorspiegelung falscher Tatsachen nicht bewusst, dass es sich lediglich um eine Show handelte. Vielmehr glaubte er, auf diesem Wege (er hielt Ansprachen in Lakota) über die Verbrechen der Weißen an den Indianern sprechen und ein Umdenken erreichen zu können. Eine Teilnahme an Buffalo Bills Europa-Tournee lehnte er 1887 ab.
Den amerikanischen Behörden galt Sitting Bull weiter als Unruhestifter, weil er die Verkleinerung des Reservats und das Ausbleiben vertraglich zugesicherter Lebensmittel und Materialien kritisierte. Außerdem hielt er sehr an indianischer Lebensweise fest. Immer wieder wurde Sitting Bull als feindlicher Indianer und Anstifter zu allem, was den Weißen an den Indianern missfiel, in den Zeitungen beschrieben. Teile der Öffentlichkeit und des Militärs hielten ihm zeit seines Lebens die Schlacht am Little Bighorn als Untat vor. Sie beurteilten sein damaliges Vorgehen als arglistig und hinterhältig. Als er die Geistertanz-Bewegung unter seinen Anhängern zuließ, sollte er von der indianischen Reservats-Polizei, mit Unterstützung durch die von Fort Yates anrückende Armee, festgenommen werden. Als seine Anhänger Widerstand leisteten, wurde Sitting Bull am 15. Dezember 1890 von den Indianerpolizisten Bull Head (Tatankapah) and Red Tomahawk (Marcelus Chankpidutah) getötet und seine Leiche verstümmelt. Zwei Wochen danach kam es zum Massaker von Wounded Knee. Die Überreste seiner Leiche wurden zunächst in Fort Yates beigesetzt, später jedoch von den Lakota in die Nähe von Mobridge verbracht, wo man ihm ein riesiges Denkmal setzte, welches weit ins Land schaut.
Leider ist das Land um das Denkmal ziemlich verwahrlost, ähnlich der Gegend um Wounded Knee, das ist sehr schade, so gerät ein großer Indianer in Vergessenheit. Das Sacajawea Monument steht in der Nähe und auch hier finden sich kaum Infos über diese großartige Indianerin.
Sacajawea = "Vogelfrau", 1788 bis 1812
Sie war eine Häuptlingstochter der nördlichen Shoshone Indianer, wurde als Kind von den Hidatsa Indianern entführt und an den französisch-kanadischen Pelztierjäger Toussaint Charbonneau verkauft, der sie zur Frau nahm. Charbonneau und Sacajawea traten um 1805 als Dolmetscher in die Dienste der Lewis & Clark Expedition. Besonders Sacajawea leistete der Expedition einen großen Beitrag als Dolmetscherin und Kundschafterin. Unbewusst sorgte sie so für die Unterwerfung der Indianer durch die Weißen.
Sacajawea erwies sich bei den Bestimmungen von neu entdeckten und unbekannten Pflanzen und Tieren als nützlich und kundig. Sie bewahrte die Expeditionsteilnehmer oft vor dem Tod, da sie durch ihre Anwesenheit und durch ihr diplomatisches Geschick die unterschiedlichsten Indianerstämme von einem Angriff abhalten konnte. Außerdem war sie - im Gegensatz zu ihrem Ehemann Charbonneau - sehr mutig und unerschrocken. So warf Sacajawea sich in die tosenden Fluten des Missouri River, um Ausrüstungsgegenstände aus dem Fluss zu bergen, nachdem eines der Boote gekentert war. Während der Reise begegneten die Teilnehmer einigen Shoshone-Indianern. Dabei stellte sich heraus, dass der Häuptling "Camehawait" Sacajaweas Bruder war. Jetzt war es leicht, von den Shoshone die nötigen Packpferde für die Überquerung der Rocky Mountains zu erwerben. Sacajawea starb kurz nach der Geburt ihrer Tochter Lisette am 22. Dezember 1812, vermutlich an einer schweren Krankheit, im Fort Manuel, einem Handelsposten der Missouri Fur Company, im heutigen Montana. Ihre beiden Kinder wurden von William Clark adoptiert. Sie leistete einen großen Beitrag für die erfolgreiche Lewis & Clark Expedition.
Wir sind heute total eingestaubt von dem roten Sand der Gravel Road (über 48 km), doch die herrliche Prairielandschaft hat uns für alle Mühen entschädigt. Herden von Wildpferden mit vielen Jungtieren haben wir bestaunt und allerlei anderes Getier. Leider sehen wir auch viele tote Schlangen am Straßenrand. Schilder am Straßenrand warnen - "Denke nach, wenn Du fährst." "Willst Du sterben?" "Fahr langsam!" Es gibt unzählige Kreuze, die den Tod vieler Menschen bezeugen. Auch den Rindern scheint wie mir heiß zu sein, sie stehen teilweise bis zum Hals im Wasser.
Die Fahrt führt nun bei starkem Wind auf dem HW 1806 North nach Kenel und gegen 12 Uhr überqueren wir die Grenze nach North Dakota und folgen HW 24 North bis Fort Rice, State Historic Site. Fort Rice wurde 1864 als Festung gegründet, zum Schutz für die Siedler in der Gegend, denn die Indianer erhöhten ihre Angriffe aus Zorn über die immer mehr kommenden Menschen, die ihr Land besetzten. Fort Rice war zur damaligen Zeit ein wichtiger Militärposten, mit max. 360 Soldaten besetzt. Nach der Errichtung von Fort Yates 1878 wurde Fort Rice aufgegeben. Heute gibt es hier nur noch ein paar verlassene Steine in der Prairie zu sehen. Bei großer Hitze, 34 Grad, geht es weiter, um 14.15 Uhr erreichen wir Bismarck, nach ca. 6 ½ Stunden.
Wir laden ab und fahren ins Capitol Center, wo wir nicht nur das Capitol anschauen, sondern auch dem North Dakota Heritage Museum - Eintritt frei - einen Besuch abstatten. Hier findet sich auch eine wunderschöne Statue von Sacajawea, der Vogelfrau.
Bismarck ist wichtiges Handelszentrum für Vieh und Getreide. Bevor Weiße in die Gegend kamen, lebten hier Indianer vom Stamme der Mandan.
Die Mandan lebten an den Ufern des Missouri River im heutigen North und South Dakota, sie hatten eine andere Kultur als die der mehr nomadisch lebenden Stämme in den Great Plains. Sie errichteten feste Dörfer mit Erd-Häusern um einen zentralen Platz. Obgleich ihnen der Bison wichtig war für das tägliche Leben, betrieben sie auch Landwirtschaft und Handel. Später zogen auch Hidatsa (Nomaden) in diese Gegend, sie übernahmen von den Mandan die Bauweise für stationäre Dörfer und auch die Art der Landwirtschaft. Die Dörfer der Hidatsa findet man hauptsächlich am Knife River. Als die Lewis & Clark Expedition in diese Gegend kam, wurde sie mit großer Gastfreundschaft aufgenommen und man nahm hier Quartier für den Winter. Die Expedition baute eine Siedlung und nannte sie zu Ehren der Gastgeber "Fort Mandan". Hier trafen Lewis und Clark zum ersten Mal auf Sacajawea, die Shoshone Frau, die von den Hidatsa gefangen gehalten wurde.
Bismarck wurde 1872 als Edwinton gegründet, der Name geht auf Edwin Ferry Johnson zurück, einen Oberingenieur der Northern Pacific Railway. Der heutige Name Bismarck leitet sich von dem deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck ab, man wollte den deutschen Kanzler ehren und deutsche Einwanderer in die Stadt locken. Zu einer großen Einwanderungswelle kam es jedoch erst, als man 1874 in der Nähe in den Black Hills Gold fand. 1889 wurde Bismarck Hauptstadt des Staates North Dakota.
Der Gebäudekomplex North Dakota State Capitol liegt im Norden Bismarcks. Zentrales Element ist das 19-stöckige State Capitol, im Art-Deco-Stil, das mit einer Höhe von 74 Metern das höchste Gebäude in North Dakota ist. Das State Capitol bestimmt das Bild des Stadtzentrums und kann bei gutem Wetter aus einer Entfernung von 30 km gesehen werden. Daher der Spitznahme "Skycraper on the Prairie". Das jetzige State Capitol wurde im Jahr 1934, zur Zeit der Großen Depression, fertig gestellt und ersetzte das erste State Capitol, das 1930 bis auf die Grundmauern niederbrannte.
Auf dem Gelände des North Dakota State Capitol befinden sich auch das North Dakota Heritage Center, welches unbedingt einen Besuch wert ist, die North Dakota State Library, der Wohnsitz des Gouverneurs von North Dakota, das State Office Building und das Liberty Memorial Building, alles umgeben von einer herrlichen Parkanlage mit schattigen Bäumen.
Im Museum befindet sich seit 2008 ein seltener, mumifizierter Dinosaurier. Im "Corridor of time" wird das Leben dargestellt, wie es in North Dakota vor Millionen von Jahren war. Außerdem finden sich hier Ausstellungen über die verschiedenen Indianer-Stämme, über die Geschichte der Landwirtschaft und des Militärs. Im Heritage Center finden wir u. a. interessante Informationen über Bisons latifrons, die früher in North Dakota lebten. Anhand der Funde konnte man ermitteln, dass sie 25 bis 50 % größer als die heute lebenden Büffel waren, ihre Hörner hatten eine Spannweite von 1,82 m (heutige Bison: 0,60 m!). Diese Büffel bewohnten das heutige North Dakota während der letzten Eiszeit, zur gleichen Zeit als die Mammuts und Mastodonten (Rüsseltiere) lebten. Die Gebeine der gefundenen Bisons sind über 47.500 Jahre alt, sie bewohnten bewaldete Regionen, der heutige Büffel lebt dagegen in der Prairie/Grasslands. Außerdem bildeten sie kleine Gruppen, im Gegensatz zum modernen Büffel, der in größeren Herden lebt. Das Heritage Center zeigt zudem wechselnde Ausstellungen, zur Zeit über die Vogelfrau Sacajawea.
Das Liberty Memorial Building/All Veterans Cenntennial Memorial ehrt die Männer und Frauen, die im Krieg gedient und ihr Leben verloren haben.
Zum Abendessen gibt es Fisch, Leberwurst, Heidelbeeren, Bananen, Brot, Bier und Pino Grigio. Nach einem Aktionfilm gehen wir früh schlafen.
Aufbruch: | 23.06.2012 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 09.07.2012 |