USA 2012 - 2. Teil Nebraska ...
Von Fort Benton nach St. Regis
25. Tag - Great Falls Lewis & Clark Heritage Center/Ninemile Historic Place
Samstag, 30. Juni 2012 25. Tag
St. Regis, Montana The Little River Motel
Fort Benton / Great Falls / Lewis & Clark Heritage Center / Rogers Pass / Lincoln / Bob Marschall Wilderness / Ovando / Blackfoot Valley/
"Ninemile Historic Ranger District - Lolo National Forest / St. Regis
Gefahrene Meilen: 309 (498 km)
Um 6 Uhr werden wir geweckt, zum Frühstück gibt es sehr guten Kaffee, Saft und leckere Muffins. Am Empfang finden wir eine Info über das Hotel, welches in das National Register of Historic Places aufgenommen wurde. T.C. Power begann hier seine Geschäfte mit Zelten im Jahr 1867. Das erste Gebäude errichtete er 1882. Dieses und ein anderes Gebäude brannten bis auf die Grundmauern nieder und so wurde im Jahr 1916 das heutige Haus errichtet, gebaut "für die Ewigkeit". Die Wände sind 18" dick und die Böden, 9", aus massivem Beton, nahezu unverwüstlich. Von 1930 bis 1985 war das Gebäude der "Pioneer Mercantile Store" für den ganzen Ort Fort Benton. Seit 1986 wird es als Familien-betrieb als "Pioneer Lodge Motel" geführt. Um das historische Erscheinungsbild zu erhalten, sieht das Gebäude von außen immer noch aus wie ein Speicher. Aber im Innern ist es herrlich bequem, mit einer großen Lobby, die den Gästen einen herrlichen Panorama-Blick über den Missouri River und den Fußweg mit Bäumen und Hügeln erlaubt. In diesem schönen Hotel gibt es wirklich nichts zu meckern.
Im Fernsehen sehen wir, dass mehr als 20 Staaten der USA unter einer großen Hitze leiden. Eine Hitze, wie es sie seit 25 Jahren nicht gab. Wegen des Feuers in Colorado - 35.000 Menschen wurden evakuiert, 350 Häuser verbrannten, 2 Tote - gibt es ständig neue Nachrichten und Sondermeldungen. Obama besucht heute die Region, Katastrophenalarm wurde ausgelöst und staatliche Hilfe zugesagt. Nachdem wir einen Rundgang durch das historische Zentrum von Fort Benton - immer am Missouri River entlang - gemacht haben, starten wir gegen 8.30 Uhr.
Die Fahrt am Missouri entlang ist ein Traum, unendliche Weite. Wir haben bereits 27 Grad. Das Lewis & Clark Heritage Center in Great Falls ist unser Ziel. Dort angekommen, erleben wir etwas ganz Besonderes. Einmal im Jahr hält hier die Lewis & Clark Foundation ein Fest ab, mit vielen interessanten Ständen: Medizin, Navigation, Kräuter, Fellen. Es gibt ein Kochzelt, in dem eben gefangene Lachse zubereitet werden ... sieht gut aus und riecht lecker. Alles wie 1805, als Lewis und Clark hier durchzogen. Alle Personen sind authentisch gekleidet. Wir erleben, wie bewaffnete Männer die amerikanische Flagge hissen, Salut schießen, einfach toll. Einer der Männer erklärt uns Einiges: Man hatte nur einen Schuss, fatal, wenn er nicht losging. Wir erfahren auch, dass auf der Lewis & Clark Expedition Deutsche als Köche mitreisten, da sie sich dar-auf verstanden, den Fisch und das Fleisch schmackhaft zuzubereiten. Für uns ist das alles ein ganz besonderes Erlebnis, eine Reise in die Ver-gangenheit, die wir miterleben dürfen. Und - alles kostenlos!
Great Falls hat seinen Namen von fünf Wasserfällen am oberen Missouri River, an denen heute Staudämme errichtet sind. Great Falls gehörte zum Stammesgebiet der Blackfeet Indianer, bis die US-Regierung 1803 das Land beanspruchte. Lewis war der erste Weiße, der die Gegend 1805 aufsuchte, als Teil der Lewis & Clark Expedition. York, ein Afro-Amerikaner, Sklave im Besitz von Clark, der ebenfalls an der Expedition teilnahm, war der erste schwarze Amerikaner, der diesen Ort besuchte.
Great Falls ist die Heimat der Malmstrom Air Force Base und der 341. Missile Wing. Auch Montana Air National Guard's 120. Fighter Wing (F-15 Eagles) sind hier beheimatet, ebenso wie die 889. Army Reserve Einheit und die 819. Redhorse Deployment Unit.
Durch die Staudämme hat der Missouri in Great Falls sehr an Kraft und Wildheit verloren, doch Rolf kraxelt wie üblich am Abgrund herum, um zu fotografieren. Erst nachdem alle Fotos im Kasten sind, sehen wir die Verbotsschilder, die vor dem unstabilen Untergrund und einem Absturz warnen.
Wir verlassen HW 87 South und fahren auf HW 89 North / Interstate 15 North, dann HW 200 West ab Vaughn. Es wird gebirgig, kühler, der Highway ist wie eine steile Achterbahn, steil bergauf, steil bergab. Junge Rehe springen umher, Gott sei Dank nicht vor uns auf die Straße. Bedrückt mich jeden Tag, die vielen angefahrenen oder toten Tiere zu sehen. Und was ganz schön makaber ist, überall finden sich riesige An-bauflächen für die Herstellung von Bio-Diesel und Menschen hungern, sowohl im reichen Amerika als auch in Deutschland und anderswo. Am Horizont begleiten uns die schneebedeckten Gipfel der Rock Mountains, Teton Peak, 2.566 m. Wir überqueren den Rogers Pass, 1.710 m. Am Wegesrand stehen Schilder, wie
"We trust in God. We trust in Montana. But we do not trust in or Government."
Gemeint ist damit die Obama-Regierung.
Wir befinden uns hier in einer ziemlich wilden Gegend, der Bob Marshall Wilderness, die u. a. auch ein Zufluchtsort für Grizzly-Bären ist.
Um 13 Uhr machen wir Rast in Lincoln, an der Moose Lodge und genehmigen uns ein alkoholfreies Bier. Lincoln ist total überfüllt - Rodeo bis zum 4. Juli! Hier im Gebirge mit viel Grün umgibt uns wieder ein herrlicher Pinienduft. Allerdings treibt der Borkenkäfer auch hier in den Wäldern sein Unwesen. Es ist ein herrlicher Tag zum Motorradfahren.
Um 14 Uhr erreichen wir Ovando im Blackfoot Valley, ein Ort aus einer anderen Welt, ca. 70 Einwohner. Vor Jahren haben wir hier schon mal gehalten, weil uns solch urige kleine Orte besonders gut gefallen. Ovando und das Blackfoot Valley sind reich an Geschichte und Legenden. Heute am Samstag hat ein kleines Museum geöffnet und natürlich müssen wir diesem einen Besuch abstatten.
Ein Schild erzählt die Geschichte der Bob Marshall Wilderness, eines der größten Wildnis-Gebiete in den USA. Sie ist Heimat für Grizzlys, Bergziegen, Wolverines, Hirsche, Elche, Rehe, Wölfe und andere Tiere. Bob Marshall, 1901-1939, war Förster und Naturschützer. Seine Vision rief den US-Forest Service zum Leben. Man erkannte, dass man die Natur schützen musste. Bob Marschall erreichte, dass 5,5 Millionen acres (1 acre = 4.047 m²) geschützt wurden. Einmal fragte man Marschall, wie viel Wildnis brauchen wir eigentlich? und er antwortete, wie viele Brahms Sinfonien brauchen wir?
Die ersten Bewohner von Montana vor mehr als 14.000 Jahren waren Indianer. In der Gegend des heutigen Ovando lebten die Kootenai, die nur für die Büffeljagd das Land verließen. Später kamen auch Salish, Pend d'Oreilles, Crow, Shoshone, Gros Ventre und Nez Perce als "moderne" Indianer hinzu. Die Indianer nannten den Blackfoot River "den Weg zu den Büffeln". Heute ist diese Straße der HW 200. Meriwether Lewis war der erste Weiße, der am 6. Juli 1806 in der Nähe Ovandos, an der Mündung des Big Blackfoot River und einem Bach, lagerte. Er befand sich auf der Rückreise von der Pazifikküste. Er nannte den Bach nach seinem Hund, Seaman. Später wurde er umbenannt in Monture Creek, nach einem US Army Scout.
Ovando entstand in den 1870er Jahren mit den Pionieren Geary, McNally, Jacobsen,Brunner, Jakways, Shoups, Boyds, Kleinschmidt und Ovando-Hoyt, nach dem die Stadt benannt ist. Die Nachkommen dieser frühen Siedler blieben in der Gegend und das MN von McNally ist eines der Originalbrandzeichen des Staates. Viehzucht und Holzwirtschaft - das waren die Stützen der Siedler.
Ovando-Hoyt war Erfinder, Viehzüchter, Händler und der erste Postmeister des Ortes, der früher Sadiesville hieß. Die Gemeinde bat ihn, nach Washington zu schreiben, um eine Poststelle einzurichten. Er unterschrieb mit seinem Namen. Die Postbehörde meinte, Ovando sei ein besserer Name für die neue Stadt und das Postamt. Noch heute sind Bürger von Ovando dankbar für diese Entscheidung. Im Jahr 1883, 6 Jahre bevor Montana ein Staat wurde, wurde in Ovando das erste Postamt gebaut. Mit Schneeschuhen, zu Pferde, Schlitten und Pferdegespannen wurde die Post angeliefert. Damals lebten mehr als 1.000 Menschen in Ovando. 1884 wurde das erste Schulhaus gebaut, mit Schülerzahlen von 6 bis 35.
Die Jakways kamen 1892 in das Tal, sie betrieben eine Schaf-Ranch und eröffneten einen Laden. Charles Jakways baute die erste Telefonleitung von Ovando nach Drummond. Es entstand die Blackfoot Telephone Company, dieses Unternehmen ist heute der größte Telefonanbieter.
Ovando war ein geschäftiger Ort, mit 5 Saloons, zwei Läden, zwei Schmieden, einer Apotheke, einem Hotel, einem Friseur und mit der Haupt-Zentrale des US Forest Service für den Blackfoot Wald - heute Lolo National Forest. Im Dezember 1919 brach in einem der Läden ein Feuer aus und zerstörte viel von der Stadt. Die Gebäude wurden nie mehr wieder aufgebaut und da der Ort nicht an die Eisenbahn-Linie angeschlossen wurde, verschwanden nach und nach die Unternehmen und ein Großteil der Bevölkerung. Heute leben ca. 80 Menschen in Ovando und die 100+ mehr Jahre alten Gebäude befinden sich auf der Mainstreet um die Town Plaza: Community Church, Blackfoot Commerical Company, Custom Welding Design, Trading Post und das Brand Bar Museum, welches sehr interessant ist.
Nach 14.35 Uhr verlassen wir den schönen kleinen Ort, in dem wir auch eine Indianer-Statue fotografieren, an der ein Schild befestigt ist: Frage: " Kann man unserem Staat trauen?" - Antwort: "Frage einen Indianer!"
Die Fahrt durch das Blackfoot Valley ist herrlich, der Fluss schlängelt sich durch die grünen Felsen. In Bonner machen wir einen kurzen Tankstopp. Heute, am Samstag, sind viele Menschen unterwegs. Auch die Fahrt ab Missoula auf der Interstate 90 West ist sehr schön. Der Clark Fork River begleitet uns, er führt viel Wasser. Der Clark Fork River, ca. 500 km lang, fließt durch Montana und Idaho. Hier gibt es keine Wasserknappheit wie in anderen Gegenden. Alles ist grün und blüht und die Feuergefahr steht auf "Low" - niedrig. Anders sieht es in Colorado aus, viele Menschen haben ihr Heim verloren. Das ist schon schlimm zu sehen. Die USA erleben die schlimmste Hitzewelle seit 25 Jahren.
Wir machen einen kleinen Umweg zum "Ninemile Historic Ranger District" im Lolo National Forest. Hier wird ausführlich die historische und heutige Arbeit der Ranger und im Besonderen die Feuerbekämpfung dargestellt. Man findet Infos über die Lasttiere und Feuerwehrleute, die in den nördlichen Rocky Mountains in den 1920er und 1940er Jahren arbeiteten. Auch über die Arbeit der berühmten "Fire Jumpers" wird berichtet. Feuerspringer sind eine Schnelleinsatz und Vorauseinheit der Feuerwehr, die bei Wald- und Flächenbränden wie Fallschirmspringer über dem Brandgebiet abspringen und mit primitiven Mitteln wie Handpumpen, Spaten und Sägen die Brandbekämpfung vornehmen. Sie führen ein Iglu mit sich, das im Fall einer Überrollung durch Feuer aufgebaut wird und als Schutzgebäude dient, es widersteht Temperaturen bis zu 900 Grad. Die Feuerspringer arbeiten hauptsächlich in den ausgedehnten Wäldern der USA und Kanadas und der Taiga Sibiriens, da in diesen Regionen die Zugangsmöglichkeit bogengebundener Einsatzkräfte kaum möglich ist. Die Feuerspringer werden von der Bevölkerung als Helden gefeiert, aufgrund des Risikos ihrer Einsatzart.
Im Visitor Center arbeitet ein Ehepaar aus Florida, ehrenamtlich, für 3 Monate im Sommer. Sie sind im Übrigen auf Spurensuche der Familie. Die Frau erzählt uns mehr als ausführlich die ganze Familiensaga, obwohl die uns, ehrlich gesagt, nicht wirklich interessiert. Ich muss gewaltsam unterbrechen, sonst würden wir wohl noch heute dastehen und zuhören! Wir machen einen Rundgang durch den interessanten Ort und fahren dann weiter. Leider führt zu diesem historischen, schönen, aber abgelegenen Ort mal wieder eine Gravel-Road, so dass wir auch heute ziemlich eingestaubt werden. Doch das Tal, welches wir durchfahren, ist wunderschön, wild, grün, aber mehr besiedelt als die Prairie der letzten Tage. In Superior wollen wir ein Zimmer nehmen im Budget Host Motel. Doch sie machen mit uns kein Geschäft. Obwohl das Hotel leer ist, verlangt die Besitzerin 73 Dollar, uns ist das zu teuer. So fahren wir weiter. In St. Regis finden wir das Little River Motel, nach ca. 10 Stunden. Es liegt ganz versteckt am Waldrand, nur wenig hört man die Geräusche der Interstate. Wir erhalten ein kühles Zimmer, sauber und können draußen picknicken. Die Besitzerin verspricht uns, morgen früh um 7 Uhr Kaffee zu machen. Wir sind zufrieden.
Aufbruch: | 23.06.2012 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 09.07.2012 |