Kirchen, Kurven, Krater und kein Strand - Gran Canaria
Höhlen im Nordwesten
Heute steht der Nordwesten auf dem Programm. Also nach dem Frühstück wieder runter auf die Autobahn und bis kurz vor Las Palmas. Luise und Ulrike sind sich nicht ganz einig, so fahren wir schließlich fast bis nach las palmas hinein und schleichen über eine GC23, die es im (etwas älteren) Führer gar nicht gibt, über völlig irre angelegte Kreisverkehre irgendwann doch auf die beabsichtigte GC2 (Nordküsten-Autobahn), die allerdings etwa in der Mitte der Nordküste noch nicht ganz fertig ist. Bei San Felipe biegen wir dann ab zum Cenobio de Valeron.
Nur das Auto der Dame an der Kasse steht an der Straße. Ansonsten sind wir mal wieder alleine. Später kommt noch die Straßenaufräumkolonne, um den Müll zu entsorgen. Über Treppen geht es den Hang hinauf - begleitet von Tafeln über Flora und Fauna der Insel - bis zu einem etwa dreieckigen Hangstück, das sich mit hunderten Höhlen dem Besucher öffnet. Zwei Drachenbäume stehen am Rand und man kann über Stahltreppen durch das Areal laufen.
Über die Archäologie der Anlage gibt eine Webseite detallierte Auskunft.
Die zwei Dragobäume (Drucanca draco) wurden 1974 gepflanzt und sind eine der endemischen Pflanzenarten der Makaronesien (Kanarische Inseln, Azoren und Cabo Verde), die sich für ihr langsames Wachstum und ihre große Lebensdauer charakterisieren (manchmal über 500 Jahre). Die Ureinwohner schätzten besonders diese Bäume, weil sie von denen "das Blut des Dragos" entnahmen, ein dickflüssiger Baumsaft dem Blut ähnlich und der als Arzneimittel vor allem wegen seiner großen vernarbenden Kraft benutzt wurde. Dieser Baumsaft wurde auch als Farbstoff benutzt. Mit der Baumrinde wurden, wegen ihrer Härte und Leichtigkeit, Schilde hergestellt. Die Ausnutzung dieses Baumes wurde bis vor kurzem ausgeübt. Seine Blätter nahm man in Mangelzeiten als Viehfutter, um Seile herzustellen und seine Baumstämme als Bienenstöcke.
Ulrike möchte in Santa Maria de Guia Blumenkäse kaufen und die kunstvollen Messer anschauen. Obwohl die Käserei an der Hauptstrasse liegen soll, finden wir sie nicht sofort, sondern drehen eine Runde durch den nicht sonderlich attraktiven Ort, um anschließen quasi davor zu stehen. Der Mann läßt uns vier Käse probieren. - Wir nehmen von dem ersten mit, aber die Messer können wir nur unter einer Glasscheibe bewundern, denn sie kosten zwischen 80 und 250€, dafür steht ein Modell ('überlebensgroß') in der Mitte des Ortsausganges im Kreisverkehr.
Der Ort Galdar liegt an einem Hang, der einen nahezu ideale Krater darstellt.
Dort gilt die nächste Suche demMuseum Cueva Pintada.
Die absolut steilen Straßen sind entweder so eng dass niemand parken kann, oder so vollgestellt, dass kaum jemand daran vorbeikommt. Als wir an der Durchgangsstrasse einen Platz finden und fragen, stehen wir quasi unterhalb des Museums -aber der Eingang liegt oben. Selbst über die Straße ist es für Fußgänger fast zu steil. Am Tresen will man doch tatsächlich unsere Pensionärsausweise sehen. Es werden einige Filme gezeigt, darunter ein 3-D-Film mit - für meinen Geschmack etwas zu vielen - entsprechenden Effektszenen. Das gesamt Ausgrabungsfeld ist überdacht und die wichtigste Höhle sogar in einem Glaskasten (mit Hygrometern). Außerdem läßt man nur einmal pro Stunde Besucher für kurze Zeithinein. Fotografieren ist natürlich dort auch nicht erlaubt (alles wie in Altamira). Eine 'geheime' Aufnahme muß ich natürlich doch machen, auch wenn sie unscharf wird. Daher hier ein Link zu einer Abbildung. Die geometrischen Muster tauchen später auch noch einmal im Areal der Höhlen]cuevas de cuatro puertas auf.
Das angeschlossene Museum bietet nicht allzu viel, so dass wir uns entschließen über Agaete und die Berge zurückzufahren.
Im Ort schließt gerade der Markt mit Trödel, wir schauen uns ein wenig um und landen in einer Bar, wo wir an selbiger eine vieja roja - den Resteeintopf mit Kichererbsen, Schweineflesich, Kartoffeln etc. - mit einem Rotwein/ gezapften Bier zu uns nehmen bevor wir weiterfahren.
Hinter Agaete besuchen wir doch tatsächlich auch einmal die Küste, da wir den Schildern 'dede de Dios' folgen, um den schwarzen Strand zu sehen. An der Küstenpromenade hat man die geometrischen Muster ins Pflaster gebracht.
Von Agaete soll auch das wunderschöne Blumental abgehen, an dessen Ende ein Balneario liegen soll. Das Tal ist zwar nett, aber wahrscheinlich könnte es zu einer anderen Jahreszeit auch bunter sein. Dafür ist das Balneario nur noch eine Ruine, das erklärt natürlich, dass praktisch niemand hier herumfährt.
Über Juncadillo mit Terrassenfeldern und ehemaligen Höhlenwohnungen, sowie einer hübschen Kapelle fahren wir nach Hause.
Wieder einmal kriecht eine Wolke den Berg hoch, wir kommen in dicken Nebel, die Bäume sehen aus, als ob es geschneit hat. Es ist fast wie im Regenwald.
Im Zentrum der Insel angekommen, sind wir wieder über der Wolke im Sonnenschein und können den Weitblick an diversen -z.T. bereits besuchten - Miradores genießen.
In San Bartolomé wollen wir ein in unserem Haus ausliegenden Skript empfohlenes Restaurant besuchen. Es ist die bereits bekannte Hacienda del Molino, die am Monat geschlossen hatte, ohne Öffnungszeiten anzuzeigen. Wir bestellen, wieder eine halbe Flasche Rotwein, ein Wasser und Filetspitzen in Knoblauchsauce für die fleischfressende Ulrike und gegrillten Fisch mit einem Riesensalat für mich. Anschließend scheint die die Kreditkartenmaschine kein Netz zu bekommen und wir müssen bar bezahlen.
In der Dunkelheit ist die Fahrerei über die Kurven zurück nach Santa Lucia kurz und gar nicht problematisch, da man jedes entgegenkommende Fahrzeug frühzeitiger sieht.
Aufbruch: | 20.01.2013 |
Dauer: | 9 Tage |
Heimkehr: | 28.01.2013 |