Kerala mit Kind und Karre
Erlebnisse am Rande
Bei der Wäscherei
Mitten auf der Hauptstraße finden wir eine Wäscherei. Wieder wird jedes einzelne Stück Wäsche fein säuberlich sortiert und gezählt. Früher hat man in Thailand nach Kilo bezahlt, seit ein paar Jahren wird aber alles penibel nach Stückzahl abgerechnet, so auch hier. Das ist bestimmt lecker, die verschwitzten Unterhosen von fremden Leuten in die Hand nehmen zu müssen, aber sie wollen es ja so.
Die Frau spricht ebenfalls kein Englisch, ruft deshalb per Handy einen Mann an, dem ich erkläre, was wir wollen. Der spricht zwar Englisch aber mit einem solch schlimmen Akzent, dass ich ihn nicht richtig verstehe. Nachdem ich ihm das mehrmals gesagt habe, legt er einfach auf, hat aber vorher seine Angestellte angewiesen, uns die Preisliste vorzulegen und nun funktioniert es auch. Ihr kleiner Sohn, der auf dem Boden sitzt, scheint sich zu langweilen und fummelt in unserer Wäsche rum, wobei er interessiert einen BH von mir hochhebt. Vorher hatte Mutti ihm, als er am Arbeitstisch lästig war, einen Bleistift auf die Finger geknallt. Ja, der Arme ginge sicherlich auch lieber in die Schule, als in der Wäsche fremder Leute zu wühlen. Wir bekommen die Stückliste ausgehändigt mit der Auskunft, morgen sei alles fertig.
In Asien ist es immer spannend, wie man seine Wäsche von der Wäscherei zurückbekommt. In Thailand hat einmal alles ganz sonderbar gerochen, ähnlich wie Mottenkugeln, und in Bali wurde alles so gnadenlos gekocht, dass die Farben teilweise stark aufgehellt waren. Dafür war dann aber auch Thomas´ weiße Hose wieder sauber, die immer noch Grasflecken aufwies von seinen Kämpfen mit Rene im Garten. Ich hätte mich nie getraut, das Ding so heiß zu waschen.
Als wir schließlich die Wäsche abholen, weist sie auf den ersten Blick keine erkennbaren Mängel auf. Später stelle ich fest, dass jemand mit Kugelschreiber in einige Wäschestücke MAM geschrieben hat. Auf einem T-Shirt vorn am Ausschnitt, so dass man es sehen kann.
Spaziergang am Cliff
Zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit ist es schön, hier entlangzulaufen. Ob es das Licht des Tages oder die Beleuchtung für die Nacht ist: es taucht alles in unterschiedliche Farben. Das Essen ist fast überall gut und die angebotenen Waren sicherlich Geschmackssache.
Thali Meal
Zum Mittag möchte ich unbedingt in ein Thali Restaurant. Sajin teilt uns mit, dass vor dem Kreisverkehr eines sei, Sunil empfiehlt uns ein weiteres gegenüber vom Bahnhof. Das erste ist in einer kleinen Seitengasse der Hauptstraße. Schon als wir aussteigen, werden wir von allen interessiert beäugt und als wir uns im Gastraum niederlassen, werden wir als erstes darauf hingewiesen, dass es hier kein Europäisches Essen gäbe. Als ob wir Pommes und Burger gewollt hätten! Leider gibt es aber auch kein Thali Meal, weshalb wir unverrichteter Dinge wieder abziehen. Aus dieser Erfahrung schlau, macht Thomas in dem zweiten Restaurant zunächst einmal die Vorhut und fragt den Kassierer am Eingang nach Thali, aber auch der verneint. Zum Glück geht gerade ein Kellner mit einem für Thali typischen Blechteller an ihm vorbei, woraufhin Thomas darauf deutet und bestätigt bekommt, dass man das hier essen könne. Wir werden in die obere Etage geführt, die als "Family Room" ausgewiesen ist, und nehmen in einem Raum Platz, der mit seinen Sitzmöbeln an eine Fünfziger Jahre Bar erinnert.
Auch der Kellner teilt uns auf Anfrage mit, dass es kein Thali Meal gäbe, aber als ich auf einen der noch nicht weggeräumten Teller zeige dann doch. Das soll einer verstehen. Also bestellen wir das für Thomas und mich und weil wir noch nicht wissen ob es scharf ist, für Nico Paratha. Recht bald bekommen wir die hier rechteckigen Blechteller mit den verschiedenen Vertiefungen. In der Mitte ist sehr dickkörniger Reis, darauf kommt ein Gemüsecurry und in die verschiedenen Mulden wieder ein Zwiebelsalat, Mixed Pickles, ein Kartoffelmatsch, der Nico richtig gut schmeckt und ein schwarz-brauner Matsch, undefinierbarer Herkunft. Dazu werden aus einem Henkelmann, an dem drei Töpfe befestigt sind, verschiedene Curries auf den Reis geschöpft. Das Tolle beim Thali ist, dass der freundliche Kellner immer wieder mit seinem Topfrondell und den verschiedenen Schälchen kommt und solange nachfüllt, bis man abwinkt. Die Speisen sind zwar nicht mehr heiß, aber alles schmeckt ausnehmend gut. Die Krönung an Geschmack ist das Schälchen mit Sauce, das zu Nicos Brot gereicht und als einziges sehr scharf ist. Das zieht sich natürlich Thomas rein. Da das Wasser hier abgekocht wird, kann man auch das trinken. Wir sind richtig zufrieden und der ganze All-You-Can- Eat-Spaß kostet gerade Mal zwei Euro!
Es ist aber trotzdem keine Kaschemme. Die anderen Gäste außer uns sind sehr gepflegt aussehende junge Männer in Hemden und westlichen Hosen, die sich vor dem Hinsetzen zuerst die Hände waschen. Sie sehen aus, als kämen sie aus einem Büro und machten hier Mittagspause. Überhaupt gibt es in den meisten einfachen indischen Restaurants, die Waschbecken unabhängig von den Toiletten im Speiseraum, da hier vorwiegend mit der rechten Hand gegessen wir. Das heißt die Hände müssen vor dem Essen und erst recht nach dem Essen gewaschen werden.
Aufbruch: | 12.08.2012 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 28.08.2012 |