Norwegen – Lofoten 2010: Erfüllung eines Traumes
16.Tag – Fahrt Sørvågen – Klo (258 km)
Wechseltage sind Regentage, das traf bei uns 100%tig zu. Bereits um 8:00 Uhr kommt die Dame von der Hausbetreuung, alles ist ok, sie verrechnet gleich die Kaution mit der Reinigung. Wir verabschieden uns und ab geht's im Dauerregen über 250 km bis Klo kurz vor Stø auf den Vesterålen. Über Flakstadøya und Vestvagøy, durch den Nappstraumentunnel, vorbei am Vikingmuseum, weiter über Svolvær mit kurzem Halt bis Fiskebøl. Das Wetter verhindert jeden Gedanken an einen zusätzlichen Weg oder eine Besichtigung.
Die Überfahrt nach Melbu klappt zeitlich gut. An der Hadselkirche Stoppen wir kurz, allerdings findet gerade eine Feierlichkeit statt wo wir nicht stören wollen. In Stokmarknes machen wir Pause, gehen einmal die Einkaufsstrasse entlang, um dann in einem Stübchen einen Kaffee zu trinken.
Der ist allerdings nur ein einfacher norwegischer Cafe Latte, das gut gefüllte Imbisstübchen eingerichtet wie eine Bahnhofsgaststätte vor 30 Jahren bei uns bietet jede Menge interessante Gäste am Samstagmittag: zwei Familien mit insgesamt 4 kleinen Kindern machen ein ausgiebiges spätes Frühstück mit vielen süßen Sachen, ein Tisch alter Männer und einer Frau holen mehrfach klare Getränke in kleinen Gläsern, an einem großen Tisch sitzen vier geistig Behinderte Menschen mit je einem Betreuer in ein intensives Gespräch vertieft und vor sich geleerte große Mittagsteller.
Ich kann mich nicht erinnern in Deutschland je eine solche Szene erlebt zu haben. Die Atmosphäre ist einfach aber sehr warm und selbstverständlich.
Das ist neben der Natur eines der Dinge, die wir an Norwegen so lieben, diese pragmatische unaufdringliche Menschlichkeit, die sich in vielen kleinen Alltagsgegebenheiten im Umgang miteinander zeigt. Wie wir in Digermulen schon ins Haus durften obwohl es noch gereinigt wurde, wie die letzte Vermieterin gleich die verschiedenen Posten gegen rechnet ohne Hin- und Herüberweisungen, wie eine Fähre mal wartet auf einen heranbrausenden Autofahrer und oft noch ein Plätzchen findet auch wenn sie ziemlich voll ist, wie man überall freundlich Auskunft bekommt und auch ins Gespräch wenn man möchte ohne jedoch irgendwie bedrängt zu werden. Leben und leben lassen in gegenseitiger Achtung scheint hier die Devise. Das gefällt uns sehr.
Die weitere Fahrt führt uns über die imposante Hadselbrücke nach Sortland, der blauen Stadt. Es regnet gerade nicht, wir schlendern einmal durch die Stadt, die nicht sehr schön aber mit Einkaufszentrum und Verwaltungsbereich und Holzhäusern im weiten Umland funktional ist. Im heute zum Samstag betriebsamen Einkaufszentrum essen wir ein Eis und beobachten wieder Leute.
Dann geht es im gepflegten Regen weiter über Myre nach Klo, bestimmt eine interessante Strecke bei schönem Wetter.
Wir fahren einmal die Wege zwischen den verstreut liegenden Häusern ehe wir eines dieser Häuser entsprechend Abbildung als unser Ferienhaus ausmachen. Niemand ist da, der Schlüssel steckt, also gehen wir rein. In Küche und Bad ist elektrisch geheizt, im Wohnraum gibt es nur einen Holzofen. Das Haus hat einen sehr eigenwilligen Charme mit seiner Einrichtung aus den Fünfziger Jahren einschließlich der Kunstblumen und Wandteppiche. Aber es ist geräumig, lediglich die steile Treppe nach oben zum Bad und den Schlafräumen macht mir Bedenken. Ich werde mich schnell an sie gewöhnen und mit etwas Achtsamkeit ist sie kein Problem.
Das Haus steht direkt am Gavlfjord. Wir können aus dem Küchenfenster die Gezeiten beobachten und die Regenwolken über Andøya ziehen sehen. Auf der anderen Seite sind die flache Ebene mit einzelnen Bauernhöfen und im Hintergrund die Berge zu sehen.
Plötzlich steht der Besitzer in der Tür. Auf englisch verständigen wir uns kurz, dass dieses sein Elternhaus ist, er in der Nachbarschaft wohnt, Alf heißt (wir sind bei Alf in Klo gelandet), seine Geschwister in Amerika leben und er an keinem anderen Ort auf der Welt leben wollte als eben in diesem Klo, obwohl er schon viel gesehen hat. Wir können alles nutzen: zwei Schuppen mit gehacktem Holz, ca. 30 kaputte Fahrräder in dem einem Schuppen, das Boot wohl besser nicht da wir keinerlei Erfahrung haben und das Meer viele Untiefen hat. Er schaut bei Gelegenheit wieder vorbei.
Ich hab mal wieder meine üblichen Probleme mit dem Ankommen. Im Fernsehen gibt es viele deutsche Programme, dafür leider kein norwegisches Wetter mehr.
Die durchziehenden Regenschauer mit Sonnenflecken zwischendurch vermitteln uns heute Abend noch eine Ahnung von den phantastischen Lichtblicken dieses Ortes. Wenn es Mitternachtssonne gäbe wäre hier ein idealer Ort dafür. Ob das noch wird in dieser Woche?
Aufbruch: | 11.06.2010 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 02.07.2010 |