2013/2014 CAMBODIA: "man sieht sich immer zwei Mal"
27.12.2013: Moped-Ausflug
Beim Frühstück sind wir noch unentschlossen wie wir den Tag verbringen wollen. Kommen ins Gespräch mit einer Familie aus Zürich, Jürg und Regina mit ihren Söhnen Dimitri und Gabriel. Die planen eine Moped-Tour und kurz entschlossen fragen wir, ob wir uns anschließen dürfen. In einer Gruppe schwinden bei mir die Bedenken vor den potentiellen Gefahren, die Moped fahren mit sich bringen könnte.
Kai will unbedingt zwei Mopeds mieten, ich kann ihn auf eins runterhandeln, weil ich ihm das Fahren überlasse.
Dann geht es los. Ins Landesinnere auf einer kleineren Straße Richtung Teuk Chhou. Da sollen Badestellen sein. Der Verkehr hier ist angenehm, man kommt auch als "barrang" zurecht. Ein gemütliches Tempo erlaubt auch Blicke auf Land und Leute rechts und links des Weges. Und nachdem ich mich an Moped und meinen Fahrer gewöhnt habe, werden auch ganz mutig ein paar kurze Fahrtvideos mit dem Handy gemacht.
Die Badestellen am Fluss tauchen auf. Hier an der Straße Händler, am Flussufer Holzterassen, aber derzeit so wenig Wasser, dass man noch ein Stück nach unten klettern muss, um nass zu werden. Zunächst fahren wir aber weiter.
Irgendwann endet die Straße zwar nicht, aber wir landen an einer Schranke, wo ein Uniformierter uns signalisiert, dass wir hier nicht weiter dürfen. Keine Ahnung, warum. Dieser Herr wollte oder konnte kein Wort Englisch! Also kehrt - und auch eine Abzweigung ein Stück weiter unten befahren wir lieber nicht. Hier ist eine Hütte, in der ebenfalls ein paar Uniformierte sitzen. Verständigung auch hier verbal gen NULL. Die Sturmgewehre sehen jedoch nicht wie Kinderspielzeuge aus. Kai meint AK 47 ... o.k.,
Vorhanden! Ob die funktionieren, wollen wir nicht wissen!
Nun fahren wir zurück, bis zur Badestelle. Von hier führt ein steiniger staubiger Weg relativ steil bergauf. Es gibt auch ein Hinweisschild auf wasauchimmer...die Khmer-Zeichen erschließen sich uns nicht wirklich. Aber die gesamte Truppe ist neugierig und unternehmungslustig, also beschließen wir, bergauf zu fahren, solange die Mopeds das packen. Der Weg ist wirklich abenteuerlich und endet an einem Kloster? Also wir nehmen an, dass diese paar Gebäude und Opferstätten ein Kloster sind.
Ein freundlicher Mönch kommt. Er spricht relativ gut Englisch. Zunächst denken wir, er möchte uns Räucherstäbchen verkaufen und haben schon wieder unsere abweisenden "Wir-brauchen-nichts-Minen" aufgesetzt. Es kommt aber anders: offensichtlich freut er sich wirklich, dass Abwechslung in den einsamen Alltag kommt. Auch scheint er neugierig, wissbegierig zu sein. Später erzählt er uns noch, dass er keine Schule, keinen Lehrer hatte, sondern sein Englisch selber aus Büchern gelernt. Beachtlich!
Zuerst führt er uns zu seinem "Tempel" - alles "outdoor". Wir ziehen die Schuhe aus, mit jedem einzelnen von unserer Gruppe stellt er sich vor den Altar, zeigt uns, wie wir uns die Handflächen aneinandergelegt verneigen und ein Wort (ich habe es leider vergessen...) sprechen sollen. Drei Mal jeder - darauf besteht er, scheint wichtig zu sein.
Dann geht er voran, Richtung Berg, der völlig bewachsen ist. Auf dem Berg soll sich eine große Statue eines schlafenden Buddha befinden und man soll einen fantastischen Ausblick haben. Noch denken wir an einen kleinen Spaziergang und folgen begeistert. Es ist nur noch ein Trampelpfad, gut bergauf. An zwei weiteren kleinen Opferstätten zündet der Mönch jeweils ein Räucherstäbchen an, betet (dass wir nicht vom Tiger gefressen werden???) und dann können wir weiter.
Von Meter zu Meter wird der Trampelpfad weniger Pfad und immer mehr Natur. Nachdem klettenartige Gewächse mit kleinen Dornen an meinen nackten Armen hängen bleiben, ziehe ich trotz Hitze lieber ein langärmeliges Shirt aus dem Rucksack und fange auch an, daran zu zweifeln, ob Trekking-Sandalen ausreichend für diese Tour sind. Unvorstellbar, dass der Mönch in Flip-Flops mit seinem orangenen Mönchgewand mühelos vor uns herschreitet, während wir alle paar Meter ausrutschen oder die Füße wieder aus irgendwelchen Wurzeln oder Schlingpflanzen befreien müssen. Der Hinweis unserers "Führers", dass wir fest auftreten sollen, damit die Schlangen weichen, lässt meinen Wunsch nach festem Schuhwerk sehr stark werden.
Auf einmal überholt uns ein junger Mann mit einer Machete. Noch denke ich, er wird irgenwo hier am Berg ein paar Bananen holen.... Ganz anders...
Noch ein paar Meter weiter und wir stehen vor einer Wand aus Pflanzen. Nichts, aber auch gar nichts, weder Trampel noch Pfad, nur noch Natur! Der Mönch lässt uns anhalten, wir haben zwischen Bambus und Bananen eine tolle Aussicht nach unten, sind dabei bemüht, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, so schräg stehend. Er hingegen ist völlig entspannt, lächelt permanent und unterhält sich zwischenzeitlich mit Gabriel über ein Tablet, das er aus seinem Gewand zieht... ja, tatsächlich mitten am hügeligen urwaldähnlichen Pfad steht jetzt ein Mönch und ein 10jähriger schweizer Junge und debattieren über ein Tablet....
vorhanden, funktionert, sage ich nur.... Kingdom of Wonder!
Bestimmt 20 Minuten später hat der junge Mann mit der Machete tatsächlich die Naturwand ein paar cm zerteilt (wie Moses das Wasser) und der Mönch und sein deutsch-schweizer Gefolge setzen den Weg fort.
Allerdings nicht mehr weit! Dann siegt die Natur. Hier sind die Pflanzen so stark gewachsen, dass eine einzige Machete das nicht mehr schaffen kann. Der Mönch erzählt uns, dass er drei Monate schon nicht mehr oben war und es hätte stark geregnet. Wir nehmen an, Buddha wollte seine Ruhe und die Natur hat dafür gesorgt.
Jetzt kommt der ge(be)fürchtete Abstieg. Ich kürze ab:
nicht lustig, aber hat funktioniert.
Und außer ein paar Schrammen und Kratzern nichts passiert - die Gebete haben uns offensichtlich beschützt.
Unten angekommen verabschieden wir uns von dem jungen Mönch. Er lacht immer noch und was mich am meisten beeindruckt: seine Augen! Die strahlen und lachen mit! Es ist ganz ganz selten, dass bei Menschen die Augen leuchten und lachen können!
Nachdem wir mit den Mopeds auch die steile Wegstrecke nach unten unfallfrei wieder bewältigt haben, gibt es nun eine Rast am Fluss. Dimitri und Gabriel gehen ins Wasser und nachdem meine Beine jucken und brennen, bin ich auch dabei.
Nun wollen wir zurück, aber nicht die gleiche Straße. Irgendjemand hat etwas erzählt, es gäbe eine Stelle über den Fluß, wo eine Fähre auch Mopeds transportiert. Ich sage jetzt nur:
vorhanden - funktioniert!!!!! Den Rest entnehmt ihr den Fotos.
Und auf der anderen Seite des Flusses ist es dann superschön, im Abendlicht wieder zurück zu fahren.
Ein toller Tag mit netten Leuten und beeindruckenden Erlebnissen!
Danke, liebe Schwyzer, dass ihr uns mitgenommen habt!
Aufbruch: | 21.12.2013 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 06.01.2014 |