Thailand und Kambodscha

Reisezeit: Juli / August 2015  |  von Stefan Gyger

Vor diesem Tag hatte ich am meisten Bedenken

Bilder unseres ersten Abends in Phnom Penh

Nach unserer Ankunft in Phnom Penh ging es mal zu Fuss auf Entdeckungstour. Der Koenigspalast, der Fluss und die Flaniermeile mit Nachtmarkt sind alles innerhalb 5-10 Minuten zu Fuss zu erreichen....

Im FCC (Foreign Correspondents Club) traffen sich früher die ausländischen Journalisten....

Im FCC (Foreign Correspondents Club) traffen sich früher die ausländischen Journalisten....

Ausblick auf den Zusammenfluss des Tonle Sap und des Mekong...

Ausblick auf den Zusammenfluss des Tonle Sap und des Mekong...

mit einem feinen Erdbeer-Shake ist die Welt in Ordnung....

mit einem feinen Erdbeer-Shake ist die Welt in Ordnung....

Nachtmarkt irgendwo in einer Hintergasse....

Nachtmarkt irgendwo in einer Hintergasse....

15. Juli – Killing Fields und S-21 Gefängnis

Vor diesem Tag hatte ich vor der Reise am meisten Bedenken. Warum? Weil ich nicht wusste, ob ich diese Stätte mit den Kindern besuchen könnte. Nachdem wir bereits in Sieam Reap und in Battambang mit dieser furchtbaren Kulturgeschichte konfrontiert waren, haben wir zusammen mit den Kindern beschlossen, diese Gräuelorte gemeinsam zu besuchen.

Als erstes fuhren wir raus zum Choeung Ek Killing Field Memorial. An diesem Ort wurden ungefähr 14‘000 Leute aufs brutalste umgebracht. Die genaue Zahl wird nie bekannt sein, da man sich entschlossen hat, die letzten ca. 40 der total 129 Massengräber nicht zu bergen. Dies auch als Respekt den Toten gegenüber. An diesem Ort hat es eine Stupa, in welcher auf 17 Plattformen Köpfe und Knochen der Opfer zum Gedenken ausgestellt sind. Mit einem Audioguide auf Deutsch konnten wir Station für Station durchlaufen und hören, was an jedem einzelnen Ort vorgefallen ist. Beginnend damit, dass in der Nacht mit Lastwagen die Leute hergefahren wurden. Nun wurde die Musik laut aufgedreht, damit die Leute drum herum die Schreie nicht hörten. Danach wurden die Opfer, alles Landeseigene Leute, auch Wachleute denen einfach nicht mehr vertraut wurde, etc. ohne Kugeln hingerichtet. Munition war zu teuer. Somit nahmen die Roten Khmer Äxte, Hacken, Eisenstangen, etc…. Die kleinen Kinder wurden an den Beinen gepackt und mit dem Kopf an einen Baum geschlagen… nur, weil man die Eltern umgebracht hatte und nicht wusste, was man mit den Babys anfangen soll…. Nach dem erschlagen wurden den noch lebenden die Kehle durchgeschnitten, damit diese nicht schreien konnten. Im Massengrab wurden alle mit Chemikalien überschüttet (lebend oder Tod), damit keine Krankheiten ausbrachen….

An dieser Stelle hielten die Lastwagen....

An dieser Stelle hielten die Lastwagen....

Die Stupa mit den 17 Stockwerken, auf welchen die Umgebrachten geehrt werden...

Die Stupa mit den 17 Stockwerken, auf welchen die Umgebrachten geehrt werden...

Die Massengräber....

Die Massengräber....

Hier gibt es noch 40 Massengräber....

Hier gibt es noch 40 Massengräber....

Kleidungsstuecke, welche noch heute nach starken Regenfällen nach oben gespühlt werden....

Kleidungsstuecke, welche noch heute nach starken Regenfällen nach oben gespühlt werden....

Bitte nicht auf die Knochen treten....

Bitte nicht auf die Knochen treten....

Die Knochen werden einmal pro Monat zusammengesammelt....

Die Knochen werden einmal pro Monat zusammengesammelt....

Der Baum des grauens.... an diesem Baum wurden die Kleinkinder mit dem Kopf geschlagen, bis sie Tod waren.....

Der Baum des grauens.... an diesem Baum wurden die Kleinkinder mit dem Kopf geschlagen, bis sie Tod waren.....

Am Ende des ganzen Audio-Guide machte mich eine Aussage noch viel nachdenklicher, als wir es eh schon alle waren:

Solche brutale Gräueltaten gab es in den letzten Jahren leider immer und immer wieder…. Früher waren es die Inkas oder die Indianer, welche auf’s brutalste verfolgt und umgebracht wurden. Bleiben wir aber in den letzten 100 Jahren: um 1920 gegenüber den Armeniern, Stalin in den 3o-igern mit der gewollten Hungersnot in der Ukraine, Hitler und der Holocaust in den 40-igern, der Volkermord in Burundi durch die Tutsi an den Hutu in den 60-igern und dann umgekehrt im Jahre 1994, wo in 100 Tagen die Hutu ca. 75% der in Ruanda lebenden Tutsi, also 800‘000 Tutsi getötet haben, oder im Jahre 1995 das Massaker von Sebrenica, oder was ganz in jüngster Zeit mit den IS im Irak und Syrien abgeht.

Der Genozid von Cambodia ist aber nochmals etwas ganz speziell schlimmes, da Cambodianer Cambodianer umbrachten…. Und zwar etwa 1/3 der Bevölkerung, ca. 2 Mio. Menschen….

Ich mit dem Audio-Guide....

Ich mit dem Audio-Guide....

Wie wenn das Wetter für uns Weinen oder uns die Gedanken wegwischen wollte, fing es bei der Fahrt von den Killing Fields zum Gefängnis S-21 richtig monsumartig zu regnen an. Alex konnte sich gerade noch in seine Regenpelerine retten, um uns im Tuktuk hinter der regensicheren Abdeckung in Sicherheit zu bringen.

Beim Gefängnis S-21 angekommen, lies der Regen langsam nach. Das Gefängnis wurde so hinterlassen wie damals, als die Roten Khmer von den Vietnamesen flüchten mussten. Die Bilder an den Wänden zeigen noch, wie die Leichen in den einzelnen Räumen vorgefunden worden sind. Denn bevor die Wächter und Folterer geflüchtet sind, haben sie noch versucht alle Insassen umzubringen, was ihnen fast vollumfänglich gelungen ist. Wenn es schnell gehen musste, wurden diese einfach mit Benzin überschüttet und angezündet….

Im letzten Gebäude steht noch angeschrieben, dass es im oberen Stockwerk eine Filmvorführung gibt. Einstimmig einigen wir uns, diesen Ort nun zu verlassen, nichts mehr zu besichtigen, was mit dieser Geschichte zu tun hat, denn wir haben jetzt einfach genug aufgesogen.

Unsere Kinder beeindrucken mich extrem. Die Gespräche welche sie mit uns führen, die Fragen, welche sie stellen, usw. Sie wollen es nicht einfach verdrängen, sie wollen es verarbeiten….

S-21  - früher eine Schule, danach ein Gefängnis, jetzt ein Museum.....
Man sieht hier das Gestell, wo bei der Schule die Kletterseile hingen. im Gefängnis wurde es umgenutzt, um die Leute daran aufzuhängen und Kopf voran in die darunter liegenden Wasserkübel zu tauchen.....

S-21 - früher eine Schule, danach ein Gefängnis, jetzt ein Museum.....

Man sieht hier das Gestell, wo bei der Schule die Kletterseile hingen. im Gefängnis wurde es umgenutzt, um die Leute daran aufzuhängen und Kopf voran in die darunter liegenden Wasserkübel zu tauchen.....

Stacheldraht hat verhindert, dass die Gefangenen sich mit Selbstmord in die Tiefe stürzten....

Stacheldraht hat verhindert, dass die Gefangenen sich mit Selbstmord in die Tiefe stürzten....

Von hier geht’s zum Russenmarkt, wo wir uns zwei kleine Umhängetaschen kaufen, damit wir so kleinen Krimskrams als Handgepäck mitnehmen können…. Hier haben wir gar keine Fotos mehr gemacht. Warum? Keine Ahnung. Evtl. haben wir einfach schon genug Märkte gesehen oder es ist uns einfach nicht drum…. Der Plan wäre eigentlich, dass wir dort essen. Aber irgendwie haben gar keine Lust, uns in eine Garküche zu setzen und dort etwas zu essen… wir wollen einen sauberen Tisch und „normales“ Essen und vor allem eine saubere Toilette… Also geht’s in ein Französisches Caffee, wo ich Spaghetti mit Meetballs, Trix und Cecile ein Chickensandwich und Patric ein Ceasers Sandwich essen. Durchatmen ist angesagt. Zusammen "Blödele" und verarbeiten was man gesehen hat….

Zum Abschluss des Tuktuk-Tages fahren wir noch zu Wat Phnom, wo irgend eine Zeremonie gefeiert wird. Vorher muss aber noch unbedingt die Postkarte für Loris verschickt werden….

Wat Phnom

Wat Phnom

Der Kinderbuddha....

Der Kinderbuddha....

Im Hotel angekommen alle gleich in den Pool. Als wir zum Abendessen los wollen, hat es plötzlich Trix erwischt: Bauchkrämpfe… zum Glück kein Fieber…. Sie will alleine im Hotel bleiben und wir drei sollen in den Ausgang… also verziehen wir uns, und gehen an den TonleSap-Fluss flanieren…. Als wir zurück kommen schläft Trix fest (und am nächsten Tag geht es ihr zum Glück bereits wieder gut)…

Zwischen Pool und Bauchkrämpfen haben wir noch definitiv entschieden, dass wir am Samstagmorgen zurück nach Bangkok fliegen, am Abend mit Lomprayah mit dem Nachtbus bis Chumphon fahren, morgens mal die Fähre nach Kho Tao nehmen und dann 7 Nächte in der Tanote Bay bleiben, wo Patric bei Diving Calypso seinen Tauchschein macht.

Wir müssen/wollen ans Meer und all die Eindrücke verarbeiten.... It's to mutch for us..... Zuerst wollten wir ja eigentlich noch nach Kratie zu den Irrawaddy-Delfinen, aber wir haben keine Lust mehr auf mind. 6 Std. Busfahrt hin und genau gleich viel wieder zurück.... Haben ja noch die Nacht-Busfahrt von Bangkok nach Chumphon....

unser Tuktuk-Fahrer Alex Sopheak...

unser Tuktuk-Fahrer Alex Sopheak...

Doku über Pol Pot

Für diejenigen, welche die Geschichte Kambodschas mit Pol Pot und seinem Terrorregime interessiert, habe ich auf Youtube eine 36 minütige Doku gefunden... Ich finde diese sehr aufschlussreich....

Doku über Pol Pot

© Stefan Gyger, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach 2008 und 2010 hat uns das Reisefieber wieder gepackt. Im Sommer 2015 geht es für gut 5 Wochen wieder nach Asien. Diesmal planen wir ca. 3 Wochen Kambodscha mit ein.
Details:
Aufbruch: 01.07.2015
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 08.08.2015
Reiseziele: Thailand
Kambodscha
Der Autor
 
Stefan Gyger berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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