Kolumbien und Panama
Hisst die Segel
Um 10 Uhr treffen wir uns am Club Nautico in Manga und werden mit dem Dinghi zur Jaqueline übergesetzt, ein großer Katamaran, 17 m lang, 4,5 m breit, 19 Schlafplätze, 2 Bäder.
Wir haben 2 Tage offene See vor uns, wir wappnen uns mit Pflastern dagegen, und es funktioniert. Mit 3 m hohen Wellen wird es auch nicht so kritisch wie befürchtet, in Reiseberichten hieß es fast immer, dass ein Großteil ordentlich seekrank gewesen sei.
Wir haben Glück, Wind und Wellen kommen von schräg hinten. Es schaukelt schon sehr ordentlich, die Brecher knallen immer wieder wie Kanonenschläge gegen das Mittelschiff und den zweiten Rumpf, das sind enorm harte Schläge, die immer wieder den Tisch abräumen, Porzellan zerdeppern und sogar das eigentlich festgezurrte Limonadenfass durch den Raum schleudern. Viele sind sehr müde und schlafen fast die ganze Zeit, jeder schiebt in der Nacht eine Nachtwache. Es ist sogar recht schön, nachts allein am Ruder zu sitzen, aufs schwarze Meer zu schauen und seinen Gedanken nachzuhängen.
Am zweiten Tag tauchen die ersten Probleme auf, wir fahren 1 Stunde im Kreis und etwas zurück, die Steueranlage ist komplett ausgefallen, Reparaturversuche schlagen fehl und er muß die restlichen Tage mit den 2 Motoren steuern, was erstaunlich gut klappt, natürlich jetzt ohne Autopilot.
Am zweiten Tag, nach 350 km, tauchen gegen 22 Uhr die ersten Inseln des San Blas Archipels auf und das Meer beruhigt sich. Es sind fast ungefähr 365 kleine Inselchen (für jeden Tag des Jahreseine eine), fast alle mit weißem Sandstrand und Kokospalmen. Nur wenige sind von Angehörigen des Kuna-Volkes bewohnt, die hier schon immer eine Teilautonomie genießen und die Inseln selbst verwalten.
Wir ankern in ruhigen Gewässern, können baden, an den Riffen schnorcheln, zu Inseln rüberschwimmen und einfach nur relaxen! Es gibt immer gekühlte Limonade, und an den vielen Kg Früchten (Bananen, Ananas, Mango, Papaya, Limetten) können wir uns nach Belieben selbst bedienen. In den Aussies haben wir uns übrigens schwer getäuscht, sie sind ganz nett und sehr ruhig, sie beschränken sich auf Schlafen, Essen, Baden und Filme gucken auf dem Laptop. Dafür mischen die 2 Neuseeländerinnen abends die Gesellschaft ordentlich auf, sie haben zu zweit 38 Dosen Bier dabei und einige Tetrapaks Wein und es gibt Dosenstechen und Trichtertrinken, den Javier organisiert hat, vermutlich füllt er damit sonst Öl. So kann mag sich täuschen.
Am nächsten Tag besuchen wir ein weiteres Riff und eine weitere Inselgruppe. Leider sind die Riffs nicht in sehr gutem Zustand, viel ist zerstört, u.a. sollen die 1500 t Sonnencreme, die Touristen jährlich in der Karibik abladen, entscheidend zur Zerstörung beitragen. Trotzdem sehen wir viele bunte Fische und sogar ca. 1m große Rochen mit einem sehr langem Schwanz, die Javier als "dangerous" einschätzt.
Täglich fahren wir zu einer anderen Inselgruppe. An den beiden letzten Tagen gibt es abends große frisch gefangene Langostinos, denen wir mit großen Hummerzangen zu Leibe rücken müssen.
Da die meisten nur eine 5-Tages-Tour gebucht haben, verlassen sie uns in Carti, wir sind nur noch zu fünft auf dem Boot, haben jetzt gaaanz viel Platz, es ist sehr entspannend. Der nächste Hafen wäre Portobelo, 10 Stunden mit dem Boot oder "1 month swimming".
Dann kommt Javier allerdings auf die Idee, uns eine Fahrt mit dem Dinghi zu einem Riff bei einer 1 km entfernten Insel anzubieten und das Unheil nimmt seinen Lauf. Wir fahren mit Javier und Elieces (Käptn und Koch) zum Riff, wir müssen es von der Meeresseite bei relativ hohen Wellen ansteuern, da die Brandung zu stark ist. Wir springen über Bord und schnorcheln inklusive Käptn Javier, das Dinghi sollte uns eigentlich dann wieder aufnehmen.
Als wir mal hochschauen, ist Elieces mit dem Dinghi schon etwas abgetrieben, er versucht, den Außenborder wieder in Gang zu setzen. Der hatte vorher schon öfter ausgesetzt. Als wir das zweite mal nachsehen, ist er schon sehr weit entfernt. Da uns kalt ist und wir aber nicht durch die starke Brandung zur Insel schwimmen können, müssen wir am ganzen Riff entlang schwimmen, um dann nach einiger Sucherei einen Zugang zur Insel zu finden. Dort angekommen, kann man das Dinghi überhaupt nur noch erkennen, wenn man weiß wo man suchen muss, irgendwo am Horizont ein winzig kleiner Streifen. Javier will mit Flossen hinschwimmen, nimmt aber dann doch meinen Rat an, mit einem Boot, das gerade mit Touris ablegt, mit zu fahren und sich zum Dinghi bringen zu lassen. Jetzt sind also beide weg, das Boot treibt weiterhin weg, der Katamaran dümpelt 1 km im Meer, unbemannt und offen, selbst mein Netbook ist eingeschaltet...
Da sich die Sonne so langsam neigt, verhandele ich mit dem Kuna-Häuptling der kleinen Insel - eine Familie lebt dort - über eine Rettungsaktion - uns zum Dinghi bringen, das dann zur Jacqueline abschleppen. Wir warten aber dann doch noch eine halbe Stunde - vielleicht müssen wir ja doch auf der Insel übernachten? - und tatsächlich, ganz langsam kommt das Boot wieder näher, an Bord 2 paddelnde Gestalten. Als sie dann bei uns sind, sagt Javier, "wir wollten uns nur mal einige entfernte Inseln ansehen...". Er findet dann jemanden, der uns alle samt dem Schrott-Dinghi zum Katamaran zurückbringt und dann sind wir wieder "zu Hause".
Am letzten Tag fahren wir dann nach Carti zurück, wo uns ein Jeep in 3 Stunden nach Panama-City bringt.
Wieder festen Boden unter den Füßen, zusammen mit Javier, der uns nach Panama-City begleitet, um Ersatzteile für die defekte Ruderanlage zu besorgen
Wir kommen im Hostel Mamallena unter, das bekannteste in Panama. Hier fragt mich jemand "are you older than 71?" "No" "Then you are not the oldest here" "Ok, then I am the second oldest" "No, I am 75 and my wife is 71!" Ok, I am the third oldest, no problem for me!
Mit Panama-City werde ich nicht mehr warm, ein relative gesichtslose große Stadt mit einer beeindruckenden Skyline. Die Altstadt ist z.T. ganz nett, aber steril. Die Kellner der wenigen Restaurants und Cafes tragen alle Panamahüte. Von dem Paseo am Ende der Altstadt hat man einen schönen Blick auf die Skyline und die berühmte Puente de las Americas über den Panamakanal.
Abends essen wir nochmal sehr lecker im libanesischen Restaurant "Beirut", es soll das beste Restaurant Panamas sein, Falafel, Humus,....
Was jedoch wirklich noch ein Highlight zum Abschluß der Reise ist, das ist der Panamakanal. Bei den Mirafloresschleusen ist ein sehr gutes Visitor Center, wo man direkt an den Schleusen einen sehr guten Blick auf die Anlage hat. Technische und historische Daten bitte bei Bedarf im Internet nachschlagen, beides ist interessant, begonnen 1869, wurde er erst 1914 nach unzähligen Problemen in Betrieb genommen. Von den 75.000 Arbeitern kamen 25.000 vor allem durch Tropenkrankheiten ums Leben etc. etc.
Wir haben jedenfalls Glück und sehen einige große Frachter, einen Autotransporter und vor allem ein Kreuzfahrtschiff, die Island Princess, auf ihrem Weg von Los Angeles nach Cartagena.
Die Passagiere stehen vor ihren Außenkabinen und halten selbstgemalte Schilder hoch, Kanada grüßt Panama usw. Vermutlich gab es an Bord einen Workshop "Wie bastele ich mir ein Schild?"
Moana und Andi sind nun soeben zu einer 16-stündigen Busfahrt nach San José in Costa Rica aufgebrochen und mein Flug geht morgen um 18:50 Richtung Madrid.
Es waren 5 ½ ereignisreiche und interessante Wochen, Kolumbien hat sich als sicheres Reiseland mit ausnehmend freundlichen Leuten, grandiosen Landschaften und guter Infrastruktur erwiesen, seine Touristenzahlen werden in Zukunft sicher stark zunehmen. Ich danke allen für das Interesse an meinem Bericht, bis zum nächsten Mal...
Aufbruch: | 18.02.2014 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 28.03.2014 |