Safari - mit dem Auto durch Namibia
Big Daddy - und wir ganz oben drauf...
Also, über das frühe Aufstehen zu jammern wäre ja vermessen. Schliesslich haben wir es so gewünscht. Und um aus dem Tag das Maximum rauszuholen, war Tagwache wie gesagt um 05.30 h. Ihr kennt sicher alle den Spruch "Nachts ist es kälter aus draussen..." In der Wüste ist es um diese Zeit noch viel viel kälter als draussen....
Das Frühstücksbuffet konnte etwas mehr als das Vorspeisen- und Dessertbuffet, war aber auch nicht der Hammer.... aber auf jeden Fall viel besser, als das Fresspaket, welches wir eigentlich zugute hatten.
Pünktlich um 06.32 h sassen wir mit 2 Minuten Verspätung im Wagen um zum Gate des Parks zu fahren, wo wir, nachdem das Kennzeichen und die Personenzahl notiert wurden, gemütlich mit etwas mehr als der erlaubten 60 km die Stunde unsere 63 km zu den Dünden düsten.
Tempomässig haben wir uns den anderen Verkehrsteilnehmern angepasst. Da keiner vor uns war, haben wir geschaut, dass die hinter uns nicht zu weit zurückgefallen sind.
Die Tour durch die Wüste besticht durch eine geteerte Strasse und abwechslungsreiche und eindrückliche Landschaften, die im Farbenspiel der Morgensonne einfach genial sind.
Nach knapp 40 Minuten hatten wir unser Ziel erreicht und entschlossen uns, anstatt unseren gemütlichen 4x4 über die Sandpisten zu quälen einen Transfer dorthin zu buchen. So fuhren wir schon 5 Minuten später für CHF 5.00 pro Person und Weg in Richtung Sossusvlei.
Kurz bevor wir Deadvlei erreichten, erkundigte sich unser Fahrer ob wir Big Daddy besteigen wollen - was natürlich unser Hauptziel des Tages war.
So stiegen wir aus und nachdem der Fahrer uns die Abkürzung erklärt hatte (kannten wir aber schon von W & B), stampften wir los in die Wüste Namib. Auf zu Big Daddy.
Exkurs:
Big Daddy ist mit über 350 Metern die höchste Düne der Welt. Durch ihre zentrale Lage in der Zentralnamib gehört sie zu den Dünen, deren Besteigung durch die Temperaturen etwas erschwert wird. Jedoch ist der Empfehlung, dass man am Morgen aufsteigen sollte, möglichst Folge zu leisten, da dann der Sand in der Tat noch "ein wenig" härter ist.
Back to Big Daddy:
Der Spaziergag durch die Salzpfanne hin zum Einstiegspunkt war noch angenehm. Ho unterreichtete Misch bereits zu diesem Zeitpunkt, dass jedes allfällige Fluchen und jede Beleidigung während der Besteigung ausschliesslich der Situation an sich und der Düne im speziellen gelten, nicht jedoch ihn als Person ansprechen sollten.
So ging es also los: Big Daddy war vor uns. Die ersten Schritte vielen noch ganz leicht. Es mochte so der innerhalb der ersten 500 Schritte gewesen sein, als einer der Dünenbesteiger zum ersten Mal die Frage stellte, für welchen Zweck wir das eigentlich auf uns nehmen. Ho blieb die Antwort schuldig und so marschierten wir mit dem einen oder anderen kurzen Stop weiter dem Ziel, der Spitze der Düne entgegen.
Wir könnten jetzt bluffen und sagen wie sagenumwogen schnell wir gewesen sind. Ebenso könnten wir unser Heldentum loben bis über die höchste Düne der Welt hinaus. In Tat und Wahrheit aber waren wir wohl eher zwei eher traurige Gestalten. Einen Zeitrekord haben wir definitiv nicht gebrochen (wobei dieser explizit auch nicht ins Auge gefasst war).
Wie lange wir gebraucht haben, das wissen wir auch nicht. Überholt wurden wir lediglich von einem Froschfr... äh, Franzosen. Aber der erweckte den Anschein ein Georg zu sein. Und Menschen mit Namen Georg fahren auch den Wolkenpass in Vietnam mit dem Velo hoch...
Andere holten nicht zu uns auf, wir hingegen verkürzten zu denen vor uns ein wenig. Aber auch das ist keine stolze Leistung.
Als wir kurz vor dem Gipfel waren trafen wir unseren Georg bereits wieder auf dem Rückweg. Ja, manche Menschen haben sogar in den Dünen Stress...
Wir selber waren jedenfalls endlich oben - und wurden mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Wüste Namib und die White Mountains belohnt. Wer immer sich gefragt hat, warum man so einen Aufstieg auf sich nimmt, der fand hier seine Antwort.
Nachdem wir Big Daddy ausgiebig bei einem Literfläschchen Gipfelmineralwasser begossen haben (unsere Rettung für die Zweitflasche, die sich nicht öffnen liess, nahte in Form einer Schweizerin, die im Gegensatz zu den geneigten Reisenden wirklich ein Sackmesser dabei hatte um eben jene zu öffnen) genehmigten wir uns eine vertiefte Fotosession dort oben.
Irgenwann hatten wir jedoch genug Big Daddy unter dem A... llerwertesten und begannen den Abstieg.
Im Gegensatz zu dem Georg, welcher sich nicht traute die verkürzte From zu wählen, nahmen wir wir die Flanke von BD unter die Füsse und rannten gemütlich die Düne an der steilen Seite hinab. Allein dafür hat sich der ganze Aufstieg mehr als gelohnt....
Unten angekommen standen wir nun im Deadvlei, dem toten Tal. Am Rande der Salzpfanne stehen hier eine grosse Anzahl Bäume die irgendwie schon länger das zeitliche gesegnet haben, und ob der eher sommerlichen Temperaturen sehr schlecht verwittern.
Dafür geben sie ein wundervolles Fotosujet ab...
Bald war auch diese unwirtliche Umgebung durchquert und ausreichend fotografiert. Nach einer letzten qualvollen Wanderung über ein paar sanfte Sandhügel kamen wir zurück zum Sammelpunkt für die Sammeltaxis und entschlossen, und Sossusvlei zu sparen. Dort soll es im Gegensatz zu den toten Bäumen im Deadvlei lebendige ebensolche geben. Davon jedoch sehen wir in der Welt ja ausreichend. Stattdessen enterten wir das vierte Sammelfahrzeug, welches zurück zum Carpool fuhr und während Misch noch einen Sitzplatz ergatterte, machte es Ho sich auf dem Trittbrett gemütlich.
Das von einem Traktor angetriebene Gefährt benötigte zwar etwas länger, brachte uns jedoch wie gewünscht zu unserem Auto.
Für den Rückweg benötigten wir ca. 35 Minuten und nach Zahlung der Parkgebühren in Höhe von CHF 17.00 (wobei das Fahrzeug mit einem lausigen Franken belastet wurde), hatten wir Sossusvlei definitiv hinter uns gelassen und fuhren unserem nächsten Ziel entgegen.. Solitaire für den besten Apple Crubmble der Welt...
Dort angekommen war die Bäckerei wirklich nicht schwer zu finden. In einem Ort in dem es eine Tankstelle, ein Geschäft, eine Lodge und einen Bäcker gibt, schaffen sogar wir das auf Anhieb.
Vor uns stand ein sehr, sehr, sehr rundlicher Deutscher in der Reihe, der die dunkelhäutigen Namibier pauschal als faul bezeichnete, wobei wir den Gedanken hegten, dass seine Körperfülle auch nicht gerade als ein Zeichen extremer Agilität zu werten ist.
Nun, wir genossen zur Vorspeise unseren Apple Crumble, zum Hauptgang ein Chicken Sandwich und als Dessert eine Nussecke (alles schön einmal bestellt und brüderlich geteilt) und stellten fest, dass der Apple Crumble wirklich der Weltbeste ist. Zumindest von denen, die wir bisher gegessen haben.
Leider müssen wir jedoch an dieser Stelle verkünden, dass Moose Mc Gregor im Januar dieses Jahres (2014) verstorben ist. Wir selber kannten ihn zwar nicht, aber er muss ein Unikum gewesen sein. Ja, dass muss er in der Tat gewesen sein. Wer sonst kommt auf die Idee, am Ausgang des Namib - Naukluft Parks eine Bäckerei zu eröffnen. Dinge, die die Welt eigentlich nicht braucht - und die genau deshalb ein grosser Erfolg sind.
Nachdem wir Solitaire genau erkundet hatten, ging es wieder auf die Strasse... dem definitiven Tagesziel Swakopmund entgegen - dem anderen Ende der Namib Wüste (wenn man Walvis Bay mal als noch innerhalb der Wüste liegend betrachtet).
Die Fahrt hierhin war primär langwierig, etwas anstrengend und vor allem eins: durch wechselnde von wirklich tollen bis zu extrem öden Landschaften begleitet.
Walvis Bay - nach 230 km die erste Stadt nach Solitaire (wobei man eigentlich sagen sollte, die erste Stadt nach Windhoek) liegt am Rande der Namib und ist eigentlich ein Teil der Dünenausläufer. Was wir gesehen haben, war ein recht ödes Stück Land, wobei wir das Ortszentrum umfahren haben.
Nach einem Zwischenstopp um unsere Fingerspitzen in das viel zu kalte Meer (fast so kalt wie draussen) zu stupfen und einem weiteren, um der örtlichen Polizei den Obolus von CHF 47.50 für besondere fahrerische Leistungen Ho's zu entrichten, erreichten wir nach gut 5 Stunden Swakopmund, den Endpunkt unserer heutigen Etappe.
Auch dieser Ort wirkt nicht wirklich schön, zumindest bei unserer Ankunft war er es nicht.
Nachdem wir jedoch in unserem Guesthouse, wo wir sehr freudlich auf Deutsch (was in diesem Land sozusagen alltäglich ist) empfangen wurden (Manko der Begrüssung: die Dame erwähnte mehrfach, dass es schön ist, dass wir jetzt da sind und dass sie uns jetzt gerne das Zimmer zeigen würde, da sie eigentlich nur noch nach Hause wolle) und uns in unserem grossen aber nicht sehr schönen, jedoch zweckmässigen Zimmer eingerichtet und geduscht hatten, ging es auf zum Abendessen, wobei festzustellen war, dass die Stadt wenn man den ganzen Sand von Big Daddy einmal abgewaschen hat, gar nicht sooo schlecht ist.
Das Abendessen führte uns ins "Hotel Deutsches Haus", welches ein Tipp im Lonely Planet ist. Der beschriebene Kolonialstiel erinnerte zwar eher an eine gehobenes Restaurant in Deutschland aus dem Jahre 1970, das Essen war jedoch zu 50% ein Voltreffer. Misch's Vorspeise war der Hammer, bei Holger war es der Hauptgang. Die gegenteiligen Gerichte jedoch jeweils eine Art Reinfall. Alles in allem wurden wir gut bedient, auch wenn der Hinweis, dass die Vorspeise von Ho schlicht und einfach nicht das war, was auf der Karte beschrieben ist, einfach mal so hingenommen wurde.
Die Zahlung von CHF 60.00 inkl. Mineral, Kaffee, Wein und Tip war gerechtfertigt und so gingen gegen 20.15 h müde wie selten zurück ins Guesthouse... wo wir nun bald das Licht ausschalten. Natürlicht nicht, ohne den obligaten Schlummi.
Lernerfolg des Tages:
Unser Wille ist stärker als unsere Raucherlunge! Jawollja!!!
P.S. Details wie Ho's die ihre Kamera nicht richtig bedienen können, oder Ho's die in Solitaire ihre GoPro nicht von der Moorhaube des Autos entfernen und diese dadurch dem Diebstahl feilbieten, was definitiv versucht wurde und wenn der versuchte Dieb intelligent genug gewesen wäre auch geklappt hätte, wurden wohlweisslich ausgelassen.
Aufbruch: | 06.10.2014 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 22.10.2014 |