Kilimanjaro - Zum 50ten einen Traum verwirklicht
Barafu Camp – Uhuru Peak – Mweka Camp
Um ½ 12 wurde ich von Octavian „geweckt”, geschlafen hatte ich nicht, da ich immer, wenn ich am Eindösen war, ein Gefühl hatte, als wenn ich keine Luft bekommen würde. Ich hatte öfter gelesen, dass man wegen des rasenden Pulses nicht schlafen könnte, der war bei mir aber laut Pulsoxymeter und auch gefühlt nur bei 60. Solange ich wach war, war auch das mit der Luft kein Problem, aber sobald es ans Schlafen ging, kam die Panik. Also war ich ganz froh, als ich wieder aufstehen konnte. Ich habe meine Sachen verpackt, es sollte nichts im Zelt bleiben, einen starken Kaffee getrunken, dazu ein paar Kekse und einen Powerriegel gegessen. Um 0:30 Uhr ging es auf die letzte Etappe nach oben. Als wir starteten, konnten wir schon eine nicht enden wollende Lichterkette auf dem Weg zum Gipfel sehen. Mathew sprach gestern von ca. 250 Touristen, die heute vom Barafu Camp aus nach oben wollten. An einer steilen langen Felsplatte, die man bald nach dem Camp hochgehen musste, konnten wir schon einen guten Teil überholen. Da es beim Start noch relativ warm war, 0°C, und der Wind, der die ganze Zeit am Zelt gerüttelt hatte, auch nachgelassen hatte, war es mir in meinen 5 Schichten recht warm, so dass ich etwas ins Schwitzen geriet. In der ersten Stunde war es noch ziemlich voll auf der Strecke und wir waren ständig dabei, irgendwie an den teils kurzen, teils langen Gruppen vorbeizukommen bzw andere Gruppen passieren zu lassen. Danach wurde es leerer. Wir mussten aber immer wieder an Gruppen vorbei, um unseren Rhythmus gehen zu können, was beim Überholen erstmal sehr anstrengend und im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend war. Da ich mir für den Gipfeltag extra einen Vollmondtag ausgesucht hatte und der Mond auch dank der klaren Luft mit voller Kraft strahlte, konnten wir einen großen Teil des Weges ohne Stirnlampe gehen. Je höher wir kamen, desto öfter kamen kurze Verschnaufpausen. Diese durften aber nicht zu lange werden, da es gegen Morgen immer kälter wurde und auch der Wind wieder aufkam. Das und meine schweißfeuchten Handschuhe hatten zur Folge, dass meine Hände immer kälter wurden und ich meine Stöcke, die ich nach gut der Hälfte des Weges zu Hilfe genommen hatte, fast nicht mehr halten konnte. Der Rest meiner Kleidung war ok, nur die Handschuhe waren ein großer Schwachpunkt. Zwischendurch habe ich auch den Fehler gemacht nach oben zu schauen. Der Gipfel kam einfach nicht näher. Ich wusste ja, dass es Berge gibt, die immer noch wachsen. Dass dies aber auch auf den Kibu zutraf und dass er das gerade jetzt in dieser Geschwindigkeit machte, fand ich schon nicht ganz fair von ihm. Aber was solls, immer einen Schritt vor den anderen, „Der Berg, I muas eam unterkriang“. Nach 4 ½ Stunden, um 5 Uhr, war es dann soweit, der Stella Point war erreicht.
Ohne langen Aufenthalt sind wir ganz langsam und mit vielen Pausen weitergegangen, da wir nicht zu lange vor Sonnenaufgang am Gipfel sein wollten, um dort nicht festzufrieren. Um Punkt 6:00 Uhr stand ich auf dem Uhuru Peak, 5 Minuten vor Sonnenaufgang. Der Ausblick auf den Mawenzi, den Mt Meru und das Wolkenmeer, das das Land bedeckte, war überwältigend. Schon auf dem Weg zum Gipfel hatte sich der Himmel von blau über dunkelrot zu hellrot verfärbt, dann kam die Sonne, erst ganz rot, dann immer heller werdend über die Wolkenschicht, tauchte die Welt in strahlendes Licht und brachte Hoffnung auf etwas Wärme. Die wäre auch bitter nötig gewesen bei -10°C und kräftigem Wind. Leider sorgte gerade der Wind dafür, dass kein molliges Gefühl aufkam. Der Mt Meru ragte in zartem Rot aus den Wolken und rechts davon warf der Kilimanjaro seinen Schatten in den Morgennebel. Nachdem ich mich von diesem Anblick lösen konnte, reihte ich mich in die Schlange ein, um mein Gipfelschildfoto machen zu können. Nach ca. 5 Minuten war ich dran und Mathew fotografierte mich so vor dem Schild, dass man meinen könnte, ich wäre ganz alleine da oben gewesen. Nach 5 Bildern wurde ich schon von den Nachfolgenden aus der Schlange verscheucht. Die Sonne stand jetzt so hoch, dass sie auf die bizarren Gletscher traf und deren Spitzen golden aufleuchten ließ. Eigentlich wäre ich gerne noch länger am Gipfel geblieben, um die Bilder, die Stimmung und das Licht zu genießen, aber nach einer halben Stunde war uns so kalt, dass wir beschlossen wieder abzusteigen.
Runterwärts gab Mathew richtig Gas und ich, der sowieso lieber rauf- als runtergeht, hatte ganz schön zu kämpfen um mitzuhalten. Irgendwann bin ich wieder aufgetaut und bis zum Camp ganz schön ins Schwitzen gekommen. Um 8:15 Uhr haben wir das Barafu Camp erreicht und mir wurden 2 Stunden Pause gegönnt. Wie schon am Mt Meru habe ich erst beim Abstieg Probleme mit der Höhe bekommen in Form von heftigen Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit. So bestand mein Mittagessen nur aus 2 kleinen Gemüsesandwiches, 4 Löffeln Suppe und einer Paracetamol. Um 11:30 Uhr sind wir weiter abgestiegen und je tiefer wir kamen, desto besser ging es mir. Als wir um ½ 3 am Mweka Camp angekommen sind, hatte ich auch wieder Hunger, so dass die Erdnüsse und das Popkorn nicht lange überlebten. Am Nachmittag habe ich mich ausgeruht und die Umschläge mit dem Trinkgeld für den nächsten Morgen fertiggemacht.
Aufbruch: | 27.09.2014 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 12.10.2014 |