Anden, Pazifik und Regenwald - Backpacking in Peru und Bolivien
Salar de Uyuni
Nach einer kalten und rasanten Busfahrt kommen Paul und ich bei -14 Grad in Uyuni an. Zitternd steigen wir aus dem Bus und halten Ausschau nach einer Person der Reiseagentur „Sol de mañana“.
Uyuni ist für uns, wie für die meisten Touristen, der Ausgangspunkt für einen Besuch der größten Salzwüste der Welt: Salar de Uyuni. Bereits von La Paz aus hatten wir eine drei Tagestour gebucht mit der besagten Agentur „Sol de mañana“. Die Entscheidung für diese war eher zufällig erfolgt und keineswegs bewusst getroffen worden. Als wir uns kurz vor unserer Reise nach Uyuni mit anderen Backpackern über Touranbieter in die Wüste unterhielten, erzählten uns diese so einige Horrorgeschichten über verschiedene Reiseagenturen. Sie hätten von Fällen gehört, in denen die Fahrer sich während der Fahrt betrunken hätten oder die Touristen einfach in der Wüste zurückgelassen wurden.
Als wir das hörten, wurde Paul und mir ganz anders zu Mute. Sofort schmissen wir das Internet an und suchten nach Erfahrungsberichten über unsere Agentur. Wir fanden genau zwei: einen sehr, sehr schlechten und einen sehr, sehr guten. Unsere Chancen auf eine gute Tour standen also fifty/fifty.
Bei der Buchung wurde uns versichert, dass wir am Bahnhof abgeholt werden und uns vor Ort das weitere Prozedere erklärt wird. Die Tatsache, dass nun niemand da war, hielten wir für kein gutes Zeichen. Da wir uns in Uyuni nicht auskannten, beschlossen wir zunächst zu warten. Langweilig wurde uns in dieser Zeit nicht: eine ältere Dame schlich unentwegt um uns herum und versuchte uns zu einem Frühstück in ihrem Café zu überreden.
Schließlich trafen wir doch noch auf Señora Edith, die Besitzerin von Sol de mañana. Sie hatte sich verspätet, da sie andere Reisende vom Flughafen abholen musste. Erleichtert und mit eingefrorenen Füßen folgten wir ihr in ihr Büro, wo wir unser Gepäck abladen konnten. Die Tour begann erst drei Stunden später, sodass wir genügend Zeit zum Frühstücken hatten. Wir ließen uns den Weg zu einem Café in der Nähe beschreiben und landeten - in dem Café der älteren Dame von Busbahnhof.
Salar de Uyuni: Tag 1
Um 10:30 Uhr trafen wir uns mit einer Menge anderer Touristen am Startpunkt für unsere Tour in die Wüste. Dort wurden wir zunächst in sechser Gruppen eingeteilt. Paul und ich sollten die nächsten drei Tage mit dem frisch verliebten Pärchen Marco (47) und Patricia (45) aus Chile und dem brasilianischen Mutter-Tochter-Gespann Deise (54) und Luiza (24) verbringen. Dann lernten wir unseren Fahrer kennen: Fernando aus Bolivien. Als dieser pfeifend das Reisebüro betrat und uns mit seinen vergoldeten Zähnen angrinste, fiel ein riesiger Stein von Pauls und meinem Herzen. Jetzt waren wir sicher: diese Tour wird super!
Bevor wir uns mit unserem Jeep auf den Weg in den Salar machten, besuchten wir für einige Minuten den „Cementerio de los trenes“ (Zugfriedhof). Hier findet man die Überreste der Eisenbahnen, die vor über 100 Jahren das Silber aus der Minenstadt Potosí nach Chile transportierten.
Nachdem wir genügend Fotos von uns auf, in und vor den Zügen geschossen hatten, ging die Reise weiter. Nun endlich in den Salar.
Unser Guide Fernando hielt an verschiedenen Stellen der Wüste und gab uns jeweils so viel Zeit wie wir benötigten. Hierbei ging es meist darum, möglichst originelle Fotos zu schießen. Mittags bereitete Fernando im Kofferraum seines Jeeps ein wunderbares Essen vor. Auf dem salzigen Boden sitzend stärkten wir uns mit Lamafleisch, Quinua und Kartoffelsalat. Nach einem halben Tag hatten wir uns mit unseren Mitreisenden bereits gut angefreundet und verstanden uns super. Nur Paul hatte es nicht immer leicht: er wurde kurzer Hand in Pablo umbenannt und die Tatsache, dass er kein Spanisch sprach, wurde erfolgreich ignoriert. Man kann sich denken, dass hierdurch so einige lustige Situationen entstanden.
Später am Tag erreichten wir die Isla Incahuasi (auch Isla del Pescado genannt). Diese erscheint wie eine kleine Oase in Mitten des unendlichen Weiß. Auf ihr wachsen riesige Kakteen, die uns alle schwer beeindruckend.
Nach einem langen Tag kehrten wir schließlich gegen Abend in unsere erste Unterkunft ein. Diese war größtenteils aus Salz gebaut und somit etwas ganz besonderes (wobei es sich nicht um das berühmte Salzhotel handelte). Nachdem wir uns in unseren Zimmern eingerichtet hatten, tranken wir zusammen Tee und ließen den Tag Revue passieren. Wir alle waren zwar ziemlich geschafft, aber schwer beeindruckt von dem, was uns geboten wurde.
Tag 2
Am nächsten Tag trafen wir uns bereits um sechs Uhr morgens zum Frühstück. Wir hatten eine weite Strecke vor uns und machten uns daher im Morgengrauen auf den Weg. Auf dem Programm standen Besuche in einer Vulkanlandschaft, beim „Arbol de Piedra“ (Baum aus Stein) und bei verschiedenen Lagunen.
Hier ein paar Eindrücke von unserer Reise:
Nachdem wir die letzte Lagune erkundet hatten, suchten wir nach einer Unterkunft für die Nacht. Da es in dieser Gegend weder Handyempfang noch Internet gibt, sind vorherige Zimmerreservierungen nicht möglich. Wir waren spät dran und mussten erst verschiedene Hostels abklappern, bis wir schließlich ein freies Zimmer fanden. Während wir in der ersten Nacht noch jeweils private Zimmer bekamen, teilte wir uns nun ein Sechsbettzimmer. Die Stimmung erinnerte an eine Klassenfahrt. Aufgedreht und leicht übermüdet quasselten wir und bekamen einen Lachanfall nach dem nächsten – die Flasche Wein beim Abendessen tat ihr Übriges.
Nachdem wir uns alle satt gegessen hatten, krochen wir in unsere Betten. Uns stand eine kalte Nacht bevor: man rechnete mit -20 Grad, wobei sich die Temperaturen innerhalb und außerhalb des Hotels kaum unterschieden. Die Reiseagentur hatte uns gegen einen Aufpreis mit Thermoschlafsäcken ausgerüstet, sodass wir trotz den frostigen Temperaturen genügend Schlaf fanden.
Tag 3
Am letzten Tag unserer Tour klingelte der Wecker bereits um 4:30 Uhr. Pünktlich zum Sonnenaufgang wollten wir den höchsten Punkt (5000 m) unserer Reise erreichen: ein ca. 1 km² großes Areal aus Fumarolen, Geysiren und Schlammtöpfen. In den frühen Morgenstunden steigt der Wasserdampf bis zu 10 m in die Höhe und bietet somit eine beeindruckende Kulisse. Später am Tag wird er durch den starken Wind daran gehindert.
Der nächste Stopp war erneut ein Aussichtspunkt, von dem aus wir zwei Lagunen betrachten konnten. Hier hielten wir uns nur kurz auf, da wir bereits einige Minuten später an der chilenischen Grenze sein mussten. An dieser Stelle galt es von Luiza und Deise Abschied zu nehmen. Sie reisten weiter nach Chile in die Atacamawüste, während für uns andere der Rückweg nach Uyuni anstand.
Die somit frei gewordenen Plätze in unserem Jeep wurden direkt neu besetzt: ein Pärchen aus Deutschland/ Großbritannien gesellte sich zu uns. Warum sie nicht von ihrem ursprünglichen Guide mitgenommen wurden, erschloss sich uns nicht ganz.
Durch diese neue Gruppenkonstellation kippte die Stimmung zunächst etwas. Die Neuankömmlinge zeigten sich weder über den Komfort ihrer Sitzplätze, die offenen Autofenster noch über die Fahrgeschwindigkeit von Fernando zufrieden. Auch die Kekse, die wir ihnen wohlwollend überließen, besänftigten sie kaum.
Erst als Fernando verkündete, dass er eine Überraschung für uns hätte und die offizielle Fahrstrecke verließ, besserte sich die Stimmung wieder etwas. Unser Jeep bog auf einen kleinen Feldweg ab, der uns in eine Landschaft voller riesiger roter Felsen führte. Durchquerte man diese, erreichte man eine grüne Wiese, die von einem grünen Bächlein durchzogen wurde und auf der Lamas weideten. Wir waren im Paradies!
** Da mein Kameraakku zu diesem Zeitpunkt bereits seinen Geist aufgegeben hatte, können wir euch leider keine Fotos zeigen**
Hier picknickten wir, kletterten durch die Felsen und verbrachten viel mehr Zeit als geplant an diesem wunderbaren Ort. Wir konnten Fernando für diese Extraleistung gar nicht genüg danken. Es kam allerdings auch zu einem tragischen Zwischenfall: Während Paul durch die Felsen kletterte, kam plötzlich ein starker Wind auf, erfasste seine Kamera samt Stativ und riss sie einige Meter in die Tiefe. Inwieweit noch Hoffnung für Pauls bessere Hälfte besteht, werden wir zu Hause in Berlin klären.
Trotz des Zwischenfalls hatte uns dieser kleine Ausflug fröhlich gestimmt, sodass wir guter Dinge die Weiterfahrt nach Uyuni antreten konnten. Gegen 18 Uhr erreichten wir unser Ziel und suchten uns müde eine Unterkunft für die Nacht. Paul und ich hatten eigentlich vor, am selben Abend noch nach Sucre weiterzureisen, entschieden uns nach dem Tag im Jeep aber doch für einen Zwischenstopp. Nachdem wir einige Hotels abgeklapperten hatten, fanden wir schließlich ein relativ günstiges Zimmer und gönnten uns die heiß ersehnte Dusche.
Zum Abendessen trafen wir uns noch einmal mit dem chilenischen Pärchen Marco und Patricia und ließen unseren Abend gemeinsam ausklingen.
Aufbruch: | 01.05.2015 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 29.05.2015 |
Bolivien