Kulturregion Rhein-Neckar
Schwetzingen: Moschee im Schloßpark
Auf der südlichen Seite des Barockgartens befindet sich ein Kuriosum: eine Moschee, die nicht für islamische Gottesdienste gedacht war.
Vom Jahre 1743 an residierte Kurfürst Karl Theodor, der Erbauer der ersten Moschee in Westeuropa, und des Schloßgartens in Schwetzingen. Ganz allgemein stand das Abendland dem Islam während dieses Jahrhunderts feindlich gegenüber, erst mit dem ausgehenden 17. Jahrhundert bahnte sich eine Wende an.
Die Moschee im Schwetzinger Schloßgarten und ihre beiden Minarette spiegeln sich im Wasser eines kleinen Weihers und lassen Erinnerungen an das Märchen aus 1001 Nacht wach werden.
Die Umgebung bildet der "türkische Garten" mit seinen exotischen Pflanzen. Zu dem von Nicolas de Pigage entworfenen Bauwerk des Schwetzinger Schlossgartens gehört ebenfalls der rechteckige Wandelgang. Dieser zeichnet sich durch seine achteckige Pavillons und die Holzgitter an den Gängen aus. Von dort aus hat man eine traumhafte Aussicht auf diese Anlage. Überall finden sich Details wie Halbmonde, Turbane und Inschriften aus dem Koran, die den fernen Orient in Gedanken näher rücken lassen.
Im Inneren der Moschee findet sich ein großer, runder, mit Ornamenten verzierter Raum über dem sich die Kuppel befindet.
Das Bauwerk hatte nicht die Funktion eines islamischen Gotteshauses, sondern sollte, dem aufklärerischen Gesamtkonzept des Schwetzinger Schlossgartens folgend, der Toleranz gegenüber allen Religionen und Kulturen der Welt Ausdruck verleihen. Der Islam vertritt dabei die mit dem Orient assoziierten Weisheitslehren.
Bei den arabischen Schriftzeichen sollen fast alle Tafeln Fehler in der Punktierung der Konsonanten sowie der Vokalisierung der arabischen Sprache haben. Der Künstler, der die Inschriften anbrachte, war der arabischen Sprache offenbar nicht mächtig und hat wohl die Schrift von Druckvorlagen übernommen.
Der Innenraum der Moschee, und damit hauptsächlich der Kuppelbau, besteht aus dem Erdgeschoss, einem Emporengeschoss und der Kuppel, deren Rundung im Innenraum auf Höhe der Tambourfenster beginnt. Dadurch hat die Moschee sozusagen eine innere Kuppel, der eine äußere aufgesetzt ist. Von den sechzehn Dachfenstern in der Außenkuppel ist daher im Inneren nichts zu sehen.
Die arabischen Weisheiten, die in den Zierfeldern des Innenraums und der Außenfassade angebracht sind, haben keinen rein islamischen Charakter, sondern sind aus dem arabischen Raum entliehene, humanistisch-monotheistische Lehren. Die Themenbereiche umfassen Weisheit und Torheit, Mitteilsamkeit und Verschwiegenheit, Fleiß und Müßiggang, ferner das Streben nach Gütern sowie Vergänglichkeit und Ermahnendes.
An das westlichen Ende des Schloßgartens schließt sich dann der Merkurtempel an, der wie das römische Wasserkastell bewusst als Ruine gestaltet und von Nicolas de Pigage von 1787-1792 erbaut wurde. Das ca. 20 m hohe Bauwerk liegt auf einem kleinen Hügel und es handelt sich um einen Aussichtsturm mit 3 Geschossen. Dessen halb eingestürzte Kuppel mit einem Durchmesser von ca. 5,5 m bietet einen herrlichen Ausblick auf die umliegende Gartenlandschaft und man blickt über einen kleinen Weiher auf die Moschee.
Drei Portale führen in den Tempel hinein. Über jedem befindet sich ein Relief. Alle drei Reliefs befassen sich mit Episoden aus dem Leben des Merkurs.
Winter verkehrt: im türkischen Garten blüht und duftet es schon - und das im Dezember
ein lange Allee führt zum Minervatempel
Minerva ist die römische Göttin der Weisheit. Sie gilt auch als Göttin der Künste und Wissenschaften. In den Darstellungen des Tempels wird die Kunst des Acker- und Gartenbaus hervorgehoben, die den Schlossgarten ziert. Der Minerva Tempel wurde von Nicolas de Pigage geplant und im korinthischem Stil erbaut (1766-1770). Vom Laubengang des Kreisparterres aus blickt man auf die Front des Bauwerkes mit seinen 4 korinthischen Säulen und dem Relief im Giebelfeld. Es zeigt Minerva, wie sie den Gartenplan billigt und dessen Ausführung befiehlt.
Im Tempel selbst erblickt man vor der Rückwand die Statue der Minerva. Diese wurde 1716 von Gabriel de Grupello aus karrarischen Marmor gehauen und war für Düssedorf bestimmt. Diese wurde nach Schwetzingen gebracht und 1767 von dem kurpfälzischen Hofbildhauer Peter Anton von Verschaffelt vollendet.
Wir befinden uns nun bereits auf dem Rückweg und treffen etwas nordwärts auf den großen barocken Teil des Schloßgartens mit Blick auf die Rückfassade des Schwetzinger Schlosses. .
An der Rückfront der Schloßfassade (Hauptgebäude) erkannt man, dass das Schloß mehrfach Erweiterungen erfuhr. Daher stammt wohl auch die durchbrochene Symmetrie: rechts vom Durchgang gibt es zwei - links drei Fensterreihen.
Aufbruch: | 26.12.2015 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 31.12.2015 |