Viva España !
Madrid - Museums-Overkill
Frühstück ist intus, Rucksack, Kameras, Wasserflasche + Madrid-Card gegriffen, Stadt- und Metroplan steckt in der Jackentasche: Es kann losgehen ! Ich muss nur 3-Mal hinfallen und schon bin ich an der Plaza de España. Plazas dieses Namens gibt es praktisch in jeder spanischen Stadt, daher denke ich, dass die Hauptstadt-Variante eine der gigantischsten des Landes sein muss. Ist sie aber nicht. Allerdings steht in der Mitte des Platzes eine monumentale Statue und die zeigt den berühmten spanischen Autor Miguel de Cervantes Saavedra mit seinen Romanfiguren Don Quixote und Sancho Pansa. Im Hintergrund türmen sich 2 der höchsten Gebäude Madrids, der Torre de Madrid und das Edificio España.
Ich bin echt früh unterwegs und habe massenhaft Zeit, also kann ich noch in einen Park gehen und mir ein ägyptisches Monument ansehen, den Tempel von Debod, der in einer der schönsten Parks Madrids steht: Es ist nicht weit dorthin, der Morgen ist frisch, sonnig und klar. Im Park rennen Jogger herum und Leute gehen Gassi mit niedlichen Hunden.
Ob das jetzt das Denkmal für den unbekannten Soldaten ist, weiß ich jetzt nicht, aber ich nähere mich dem ägyptischen Teil.
That´s it ! Einzig die Tatsache, dass sich dieser ptolemäische Tempel nun seit 1970 in Madrid befindet, ist besonders. Ansonsten wäre er beim Bau des Assuan-Staudammes in den Fluten verschwunden.
Ich nähere mich den Palastanlagen. Es gibt hinter dem Palast die Grünanlagen von Sabatini. Hat mit der argentinischen Tennis-Spielerin Gabriella Sabatini natürlich nichts zu tun.
Skulpturenpark gegenüber des Palastes, so wirklich grün ist es Mitte März natürlich nicht. Es hat um diese Uhrzeit 9.40 Uhr so ungefähr 8 Grad Celsius.
Der Palacio Réal in Madrid ist unbewohnt, heutzutage. Er dient nur noch Staatsempfängen und sonstigen offiziellen Terminen. Das sehr bescheiden gewordene Königshaus lebt heute woanders, außerhalb Madrids. Im Zarzuela-Palast oder teils sogar nur noch in Privatwohnungen in Barcelona oder auf Mallorca.
So, jetzt hinein da. Es gibt keine großartige Warteschlange, aber ich komme eh dank der Madrid-Card schwupp-di-wupp hinein. Tasche durchleuchten lassen ist allerdings in Zeiten des Terrors für alle angesagt.
Im Treppenhaus darf man noch fotografieren, dann ist es vorbei mit der Kamera. 23 verschiedene Räume, Säle, Hallen, die Kapelle und den Thronsaal bekommt man zu sehen.
Der Rucksack muss weggeschlossen werden im Cloak room. Kleiner Tipp für viele spanische Sehenswürdigkeiten: Habt für die Spinde 1 Euro-Münze parat, man bekommt sie auch wieder...
Der Palastbesuch gefällt mir sehr. Man kann sich einen Audio-Guide holen, was ich nicht gemacht habe, weil mir die Erklärungen immer viel zu ausufernd sind. Ich laufe lieber in meinem eigenen Tempo und gucke da, wo es mich interessiert und latsche vorbei an Dingen, die mich kalt lassen. Insgesamt aber ein sehr lohnenswerter Besuch und ein must-do in Madrid.
Nebenan ist ja gleich die Almudena-Kathedrale, also gleich weiter staunen: Die Kathedrale ist relativ modern, wurde im neugotischen Stil begonnen, aber neoklassizistisch vollendet und zwar erst 1993 ! Das Dekor, speziell die Fenster, erinnern schon fast an Pop-Art, so modern ist diese Kathedrale, die von Papst Johannes Paul II. auch erst 1993 geweiht und zum Bischofssitz von Madrid ernannt wurde. Erstaunlich genug, dass eine so große, bedeutende katholische Stadt bis 1993 eigentlich keine wirkliche Kathedrale hatte. Es gab wohl eine Ersatz-Kathedrale (San Isidro), aber die war eigentlich immer nur Kirche, nie echte, geweihte Kathedrale. Auch erst 2004 hat in der Almudena die 1. königliche Hochzeit stattgefunden, die von Felipe und Letizia, andere Kathedralen Europas blicken da auf einen ganzen Rattenschwanz königlicher Hochzeiten, Krönungen und Beerdigungen zurück....
Es ist jetzt von hier aus nicht weit in die Altstadt von Madrid. Enge Gassen, kleine Geschäfte, Bars, Cafés, Restaurants, Souvenirshops. Sehr schön. Aber die Menschenmasse hat nur ein Ziel - und ich jetzt auch: Die Plaza Mayor !
Plaza Mayor. Der große Platz, Hauptplatz, whatever. Hier tummeln sich Touristen, geführte Touristengruppen, Selfie-Jäger, Selfie-stick-Verkäufer demzufolge auch und die Typen mit den Torero-/Flamencokostümen, in die man sich für ein grandioses Foto einhüllen kann, das dann mindestens 10 EUR kosten wird.
Aber ein fabelhafter Platz und hier gibt es auch eine sehr schöne Tourist-Information mit sehr engagierten Mitarbeitern. Ich habe das Teil aufgesucht und war hochzufrieden mit den Infos, die ich dort bekam. Ganz toll, wirklich !
Nun aber möchte ich möglichst schnell in die prachtvollen Museen dieser Stadt. Ich kaufe dafür in der Tourist-Info ein Ticket für den Hop-on-hop-off-Bus mit 10 % Discount aufgrund der Madrid-Card, gültig für 48 h. Der Bus tourt sogleich um die Ecke, ich steige ein und bald wieder aus am unteren Ende des Paseo del Prado, einer der Prachtstraßen dieser Stadt. Mehr oder weniger gleich gegenüber vom Hauptbahnhof - Estacion de Atocha. Aber mit jenem Teil beschäftige ich mich übermorgen...
Im City-Sightseeing-Bus. Ich liebe diese Busse, kostet eine Kleinigkeit, es funktioniert nicht immer alles, aber es ist sooo bequem.
So, Museum No. 1: Reina Sofia. Benannt nach der ehemaligen Königin Spaniens, die eigentlich ursprünglich Griechin war. Ein Museum für moderne Kunst. Sieht man auch gleich von außen, an den gläsernen Lifts. Keine Warterei für mich, für andere auch nicht, scheint nicht soo gut besucht zu sein. Dabei hängt hier doch der KNÜLLER schlechthin !!!!
In den unteren 2 Etagen hobelt man sich moderne Kunst rein, aber eigentlich bin ich nur auf eines heiß: Guernica !
In der 2. Etage hängt die "Mona Lisa" Spaniens: Das Monumentalgemälde "Guernica" von Pablo Picasso. Alle wollen da sofort hin, ich auch. Es ist auch so ein Andrang da vor diesem Bild wie vor der "Mona Lisa" oder der "Nachtwache" von Rembrandt in Amsterdam oder den "Sonnenblumen" von Van Gogh, in welchem Museum sie immer gerade sein sollten in der Welt.
Picasso hatte es so verfügt: Erst, wenn Spanien wieder eine Demokratie sein sollte, darf das Bild nach Hause. Demzufolge ist "Guernica" erst 1981 nach einer Odyssee von Museen weltweit wieder nach Spanien gekommen. Erst hing es im Prado, aber nun hat es einen schöneren Platz. Fotografieren natürlich strikt verboten, dies ist ein Foto von einer Postkarte. Es ist ein düsteres, dramatisches Bild. Es zeigt auf eindringliche Weise Krieg, Angst, Flucht, Panik, Gewalt, Aggression und das Ganze auf spanisch. Irgendwie versteht man das Bild sofort - und es passt auf völlig irre Weise wieder vollkommen in die Zeit. Obwohl es 1937 entstand...
Ich steige wieder in den Bus für 5 Minuten und steige am Prado aus. Die Schlange am Ticketschalter ist übersichtlich, aber ich darf - Madrid-Card sei Dank - direkt vorbei. Trotzdem: Auch ich muss hier durch die Sicherheits-Schleuse und es gibt nur eine davon, aber es ist entspannt. 5 Minuten Wartezeit, Rucksack wegschließen - hier ohne Spinde mit 1-Euro-Gebühr. Der Schalter ist menschlich besetzt und gibt eine Gepäckmarke heraus...
Haupteingang vom Prado. Ob sich alle diese vielen Menschen wirklich für Kunst begeistern ??? Ich glaube, nicht. Aber alle wollen ins Prado. Steht so geschrieben im Reiseführer: TOP-Sehenswürdigkeit von Madrid ! Geht gar nicht anders. Hier im Prado bekommt man ganz andere Kunst zu sehen, die alten Meister. Ölige-schwülige Bilder mit viel Herz-Schmerz und vielen religiösen Motiven. Prado ist toll, kein Zweifel, aber ich muss woanders hin.
Gleich gegenüber, Carmen Thyssen-Bornesmiza hat da für ein Museum gesorgt.
Das Spektrum in diesem Museum ist sehr breit gefächert: Hier gibt es alles von den alten Meistern von Dürer über Rembrandt, Caravaggio, Canaletto bis Rubens. Französische Impressionisten wie Monet, Degas und Renoir. Auch einen Van Gogh. Deutsche Maler, wie Marc und Kirchner, sind ebenfalls vertreten und natürlich auch die Ami´s, wie Hopper und Lichtenstein. Wie so oft schon, stehe ich vor diesen wundervollen Gemälden und denke "wenn ich doch nur so malen könnte !" In Wirklichkeit kann ich nämlich überhaupt gar nicht malen, nur Wände streichen und herumklecksen. Ich bin in dieser Hinsicht komplett talentfrei.
3 hochkarätige Kunstmuseen an einem Tag innerhalb weniger Stunden strengen schon irgendwie an. Ich muss jetzt den Kopf wieder leer bekommen. Kein Problem: Ich hoppe auf den roten Doppeldecker-Bus, schwurbele die Kopfhörer in die Ohren und lasse mich weiter durch Madrid kutschieren. Das Wetter ist herrlich, blauer HImmel, strahlende Sonne und es hat sich auf fast 18 Grad aufgeheizt.
Einer der Eingänge zum Rétiro-Park. Der größte Park von Madrid ist bevölkert von Joggern, Walkern, Gassi-Gehern und von Batman ??? Der Rétiro-Park ist zweifellos eine der TOP-Sehenswürdigkeiten von Madrid, aber ich kann Parks nicht wirklich so viel abgewinnen, auch wenn man dort Bötchen mieten kann und es einen Zoo gibt..
Den Rest-Nachmittag verbummele ich nun. Wo ? In der Altstadt und auf dem zentralen Platz Madrids und ganz Spaniens - der Puerta del Sol.
Der zentrale Platz Puerta del Sol ist nicht nur Mittel- und Verkehrsknotenpunkt von Madrid, sondern von ganz Spanien. Hier auf dem Pflaster liegt der Punkt 0 für die sternförmig von hier ausgehenden Hauptrouten in alle Richtungen Spaniens. Hier laufen unterirdisch fast alle Metro-Verbindungen zusammen und hier ist die Uhr am Postamt, die jedes Jahr an Silvester eine große Rolle spielt: Mit 12 Glockenschlägen wird das neue Jahr eingeläutet und zu jedem Glockenschlag essen die vielen, vielen Menschen dann, die zu diesem Zeitpunkt hier sind, eine Weintraube. Das soll Glück bringen und wird seit 1962 auch regelmäßig Jahr-für-Jahr im Fernsehen live übertragen.
Was mit mir jetzt ist ? Ich bin platt. Ich kann nicht mehr. Supermarkt aufsuchen für ein self-catering Abendessen, zurück ins Hotel, Füße hoch, TV an, Handy ans Ohr, Mutti anrufen und dann noch ein schneller Blick auf den Metro-Plan für morgen. Buena noche !!!
Aufbruch: | 10.03.2016 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 23.03.2016 |