Viva España !
Sightseeing Sevilla
Für heute morgen habe ich ein Online-Ticket für den Alcázar von Sevilla inklusive Ticket für das cuarto alto auf dem Palastgelände. Auch der Alcázar von Sevilla sieht aus wie ein alter maurischer Palast, ein sehr großer prunkvoller noch dazu. Tatsächlich steht er auch auf den Fundamenten der maurischen Festungsanlage der Almohaden. Aber der eigentliche Palast ist erst in christlicher Zeit entstanden, allerdings war der Bauherr Pedro I ein Liebhaber islamischer Kunst und so kam es zu dem Stil, in dem der Palast erbaut wurde. Er gilt heute als ältester königlicher Palast Europas. Und er wird von der heutigen königlichen Familie noch immer genutzt, wenn sie in der Stadt weilt. Zwar nicht der ganze Palast, sondern nur die Gemächer im oberen Stockwerk, eben das cuarto alto, aber immerhin...
Der Eingang ist an der Puerta del León, dem Löwentor. Ab 09.00 Uhr ist geöffnet. Kommt mit auf den Rundgang durch die schöne Anlage und die wirklich exzellenten Gärten:
...bis man irgendwann in den Gärten ist, wo es grünt und blüht, bei überall gurgelndem Wasser aus Brunnen und Becken
hydraulische Wasserorgel im Park - eine von nur noch 4 weltweit - ich habe den Mechanismus nicht verstanden, aber irgendwie wird die Luft von durch das Wasserspiel erzeugte Hydraulik in die Pfeifen geblasen und so spielt die Orgel quasi selbsttätig.
Die Tickets für das cuarto alto sind limitiert und es werden nur Gruppen von max. 20 Personen gleichzeitig hineingelassen. Man benötigt ein extra Ticket hierfür, das man bei online-Reservierung gleich mit buchen kann, muss aber eine Zeit festlegen, zu der man an der Tour teilnehmen möchte. Sonst geht gar nichts. Am oberen Ende der Treppe befinden sich die üblichen 1-EUR-Spinde, in die man Taschen und Kameras wegschließen muss, denn Fotografieren ist strikt verboten. Die Taschen werden sogar noch durchleuchtet, bevor man sie wegschließt ! Man erhält einen Audio-Guide. Und dann geht es los, begleitet von einem spanischen Security-Gorilla. Der achtet streng darauf, dass die Gruppe zusammen bleibt, nichts anfasst, die Fußbodenläufer nicht verlässt und sich auch ansonsten angemessen benimmt. Der Gorilla gibt auch das Tempo vor, in dem man sich durch die ca. 12 Räume bewegt. Diese Räumlichkeiten gehören zu jenen, die noch heute vom Königshaus benutzt werden, deswegen der ganze Sicherheits-Zinnober. Was man nun in den nächsten 20 Minuten so sieht ? Tja, eigentlich gar nicht sooo spektakulär: Porträts irgendwelcher gekrönter Häupter, sicherlich kostbare Möbel, Vasen, Wandteppiche und Uhren. Einen prunkvoll für ein Staatsdiner gedeckter Tisch mit dem entsprechenden Tralala an Porzellan und Kristall und das Büro von Ex-König Juan Carlos, das er für offizielle Termine genutzt hat. Zudem gibt es von oben noch einen wirklich einzigartigen Blick auf die Kuppel im Sala de las Embajadores. Es ist schön, das gesehen zu haben, aber man muss nicht traurig sein, wenn man für diese Extra-Tour im Alcázar kein Ticket mehr ergattern konnte.
Sevilla hat keine Metro, sondern nur Straßenbahn. Heute relativ schwierig, zu benutzen, weil so viele Straßenzüge schon abgesperrt werden für die Semana-Santa-Prozessionen
Der Plan für den Rest des Tages ist die City-Sightseeing-Tour mit den roten Doppeldeckerbussen und dazu muss ich zum Stopp No. 1 an den Paseo Christóbal Colón am Fluss Guadalquivir. Diesen Fluss habe ich bereits in Córdoba als Rinnsal kennengelernt, hier ist er jedoch ein richtiger Fluss. Ob wirklich schiffbar, wage ich zu bezweifeln, er dürfte sehr flach und versandet sein. Ich habe auch nur Ausflugsboote ohne jeglichen Tiefgang und Kanus herumpaddeln sehen..
Aber: Vor Jahrhunderten war dieser Fluss mal echt ein Ausgangspunkt für bahnbrechende Entdeckertouren by-the-sea. Nicht ohne Grund ist in Sevilla Kolumbus begraben (oder auch nicht, s.o.). Sowohl Magellan, als auch Amerigo Vespucci brachen von hier aus auf in die Neue Welt.
Der Torre del Oro - goldener Turm - ist jedenfalls niemals Leuchtturn gewesen, sondern Bestandteil der Befestigungsanlage von Sevilla. Er diente der Bewachung der Stadt und war - quer über den damaligen "Strom" - verbunden mit einem weiteren Turm. Man konnte damals eine Kette zwischen diesen Türmen spannen, um den Fluss für Eindringlinge zu sperren...
1929 gab es eine ibero-amerikanische Ausstellung in Sevilla - analog der Weltausstellung, die 1992 hier stattfand.
Das ist so ein kleines Vergnügungsviertel am Fluss, wo es auch ein Aquarium gibt. Die ehemaligen Pavillions der ibero-amerikanischen Ausstellung sind hier alle in der Nähe.
Auch einer der ehemaligen Ausstellungs-Pavillons, ich weiß nur nicht mehr, zu welchem Land er gehörte...
Eindeutig: Guatemala !!! Aber cool ist, dass eigentlich all die Pavillons von 1929 noch heute irgendwie genutzt werden, sei es als Veranstaltungszentrum, Museum, teilweise sind sie Bestandteile der Universität, egal, irgendwas findet in jedem der insgesamt 26 Pavillons statt. (23 latein-amerikanische + USA + Portugal + Gastgeber Spanien)
Kein Pavillon - sondern ein Schlösschen, Costurero de la Reina, hier zog sich Königin Maria de las Mercedes gerne zum Nähen zurück. Heute Tourist-Information.
Triana ist ein quirliges Viertel in Sevilla - enge Straßen, Geschäfte, Wohnviertel, Parkplatznot (offensichtlich), wenig Sehenswürdigkeiten, aber Alltagsleben à là Sevilla pur. Aufgrund einer Demonstration steht der Bus im Stau und muss dann notgedrungen eine andere Route nehmen, ich glaube aber nicht, dass mir deswegen hier etwas weltbewegendes entgeht..
Sieht aus, wie ein Krematorium, war aber ein Kartäuser-Kloster auf der gleichnamigen Halbinsel "Isla de Cartuja". Hier war - zu Klosterzeiten - Christoph Columbus im 16. Jahrhundert vorübergehend begraben. Warum die Schornsteine ? Nach Aufgabe des Klosters wurde das Areal Porzellanfabrik und in den Öfen wurde das Porzellan gebrannt.
Die Halbinsel Cartuja ist eigentlich wirklich schön und zentrumsnah gelegen. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde hier die Fläche für die Expo 1992 aus dem Boden gestampft, die das Motto hatte "Zeitalter der Entdeckungen" anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Entdeckung Amerikas, die ja nun auch von Sevilla ihren Ausgang genommen hatte. Wie passend. Auf 168 Hektar Land entstanden unzählige Pavillons, Sevilla wurde auch ansonsten aufgerüscht ohne Ende, inkl. Flughafenausbau, Autobahnverbindungen, neue Brücken über den Guadalquivir etc. pp. Tatsächlich haben auch 18,5 Mio. Leute die Expo 1992 besucht, mehr als erwartet.
Und was ist heute ? Auf diesem riesigen Gelände ? Nix los. Komplett tote Hose. 168 ha wertvolle Fläche bröckelt vor sich hin. Super schade ! Das gesamte Viertel sieht völlig verkommen und vereinsamt aus. Man sieht keine Menschenseele hier herumlaufen. DAS ist der Grund, warum ich diese EXPO-Dinger so scheiße finde: Es ist einfach mega-schwierig, diese meist riesigen Areale neuen und sinnvollen Nutzungen zuzuführen.
Guckt mal: Motto EXPO 1992 "Entdeckungen" und dann steht da das Modell einer ARIANE-Rakete von ESA. War 1992 bestimmt geil, aber heute ? Ein trauriger Anblick in einem verwahrlosten Viertel.
Macarena - das ist nicht nur ein lustiger Song für Malle-Parties, es ist ein Stadtteil von Sevilla und in der Basilica Santa Maria de la Esperanza Macarena gibt es eine ganz besondere Heiligenfigur, die weinende und gleichzeitig lächelnde Madonna, die praktisch der Superstar der Semana-Santa-Prozessionen ist, sie ist die wichtigste Heiligenfigur, die am Karfreitag hervorgeholt wird. Leider habe ich kein vernünftiges Foto von ihr, man möge ein Bild googlen...
Torre de los Perdigones im Stadtteil San Gil, ein ehemaliger Fabrik-Bestandteil, in der sich heute eine Camera Obscura befindet. Habe ich mir jetzt nicht angeguckt.
Alameda de Hercules - der älteste "Park" (ist mehr so ein begrünter Platz) Spaniens und ganz Europas aus dem Jahr 1574 mit römischen Säulen + Herkulesfiguren obendrauf
...und kurz bevor wir einen sehr zentralen Platz Sevillas erreichen, die Plaza Duque de la Victoria, wo ich auch aussteigen möchte, stehen wir eine lange Weile im Stau und müssen schlussendlich über eine Seitenstraße ausweichen, um die Plaza zu erreichen.
An der Plaza Duque de la Victoria befindet sich z.B. eine Filiale des Kaufhauses El Corte inglès und von hier aus sind es auch nur wenige Schritte ins absolute Shopping-Paradies von Sevilla, z.B. die Straßenzüge Sierpes, Velázquez und Tetuán, aber auch die vielen Seitengassen sind voller Boutiquen, Cafés, Restaurants, Geschäfte. Und es sind nur wenige Meter bis zur Plaza Encarnación, wo nun wirklich eine ganz spektakuläre, moderne Sehenswürdigkeit Sevillas steht: Der Metropol Parasol.
Die Sevillaner nennen das "Ding" liebevoll Las Setas - die Pilze. Letzten Endes sehen diese Gebilde ja auch irgendwie so aus.
Angeblich ist der Metropol Parasol das größte freitragende, hölzerne Bauwerk der Welt. Der deutsche Architekt Jürgen Mayer hat das Teil entworfen, Baubeginn war 2005, die Fertigstellung war für 2007 geplant. Aber wie das bei deutschen Bauprojekten so üblich ist (ich sage nur Flughafen Berlin, Elbphilharmonie), gab es unterwegs endlos Probleme, Pannen und Verzögerungen, die natürlich auch die Kosten durch die Decke schießen ließen. Letztlich war das Teil erst 2011 fertig und die Kosten betrugen statt ursprünglich veranschlagter 50 Mio. EUR nun 100 Mio. Mit aus diesen Gründen haben die Sevillaner dieses Bauwerk anfangs nicht sehr geliebt. Jetzt aber schon: Die lange Bauzeit und die Kosten-Explosion sind vergessen. Man ist sich bewusst, ein wirklich total außergewöhnliches Bauwerk mitten im Stadtzentrum zu haben, welches auch Touristen und Besucher magisch anzieht.
Es gibt 4 Ebenen: Im Untergeschoss befindet sich ein Museum für römische und maurische Funde, die man beim Bau des Monumentes gemacht hat, die 1. Ebene ist das Straßenlevel, dessen Dach die durch die "Pilze" beschattete Plaza abgibt (genutzt für Märkte und Veranstaltungen) und Level 2 und 3 sind die Aussichtsplattformen des Parasols
und die Aussicht ist eine der besten von ganz Sevilla ! Über spektakuläre Stege läuft man rundherum und sieht von oben die ganze Stadt aus Bilderbuch-Perspektive.
Der Eintritt kostet gerade mal 3 EUR und dafür bekommt man sogar noch im Souvenirshop eine Postkarte geschenkt und oben im Café einen Soft-Drink.
weiter geht´s, denn ich habe ja noch die Option des kostenlosen Eintritts in die Kirche an der Plaza Salvador. Der Platz ist gestopft voll mit Leuten, die alle Cafés und Restaurants hier bis auf den letzten Platz besetzen. Offenbar bei den Einheimischen ein sehr beliebter Tummelpunkt in der Altstadt.
Aber auch hier stehen schon die Sänften mit den Heiligenfiguren für die Semana Santa parat und werden geputzt, geschmückt und poliert.
Zurück am Hotel nach einem nochmals ausgiebigen Bummel durch die Shopping-Welt der Altstadt von Sevilla - ohne Ausbeute, allerdings. Heute bin ich der Sparfuchs... Das Denkmal auf der Plaza Nueva ist übrigens König Philipp III. Schön für ihn...
Aufbruch: | 10.03.2016 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 23.03.2016 |