Viva España !
nach Sevilla
Die nächste Stadt auf der Reiseroute ist die Hauptstadt Andalusiens und wieder bedeutend größer, als Córdoba: Sevilla. Ab Córdoba fahre ich mit dem Zug dorthin. Es ist wieder ein Hochgeschwindigkeitszug der RENFE und die Fahrt dauert kaum länger, als 1 Stunde. Mit einem Taxi fahre ich in die Innenstadt zum Hotel Inglaterra an der Plaza Nueva und bin auch dieses Mal begeistert angesichts meiner Hotel-Wahl.
Als erstes mache ich mich auf den (kurzen) Weg zur Kathedrale von Sevilla. Sie ist die größte gotische Kathedrale der Welt und einfach atemberaubend riesig. Sie heißt Santa Maria und ist nach St. Peter in Rom und St. Pauls in London die drittgrößte Kathedrale überhaupt in der Welt. Zudem gehört zu ihr das Wahrzeichen von Sevilla - der Glockenturm Giralda. Früher war es ein Minarett, das von der ursprünglich an dieser Stelle befindlichen Moschee als einziger Überrest stehen geblieben ist.
Auch hier werden 8 EUR Eintritt verlangt, aber wenn man das Ticket aufbewahrt, erhält man damit auch noch kostenlos Eintritt in die Salvador-Kirche an der gleichnamigen Plaza. Los geht´s:
Als erstes muss man sich der vor dem Kirchenportal herumlungernden Zigeunerinnen erwehren. Sie alle wollen einem kleine Kräuter-Sträüßchen in die Hand drücken. Nimmt man eines, muss man es bezahlen und ich weiß nicht, was die Damen dann für so ein Minibündel Unkraut verlangen werden. Also Vorsicht !
Selfie-Spot in einer Kathedrale !!! Im Boden ist ein Spiegel eingelassen, stellt man sich davor und schießt ein Foto, bekommt man sich selbst mit der Kuppel auf´s Foto, irgendwie cool und der Spot ist - wie man sieht - immer umlagert...
Die reisende Leiche: Wirklich skurril ist die Geschichte der sterblichen Überreste von Christoph Kolumbus, der hier begraben sein soll. Oder auch nicht, oder nur teilweise...
Zu Lebzeiten ist Kolumbus ja schon weit herumgekommen in der Welt, nach seinem Tod blieb es so. War wohl sein Schicksal über den Tod hinaus: 1506 starb Kolumbus in Valladolid und wurde dort begraben. Er hatte jedoch vor seinem Tod den Wunsch geäußert, in Amerika begraben zu werden, aber dort gab es keine angemessene Kirche, die man für würdig genug erachtete. 1509 wurde er umgebettet und in Sevilla in einem Kloster, das noch heute steht und besichtigt werden kann, untergebracht. 1537 dann gelangte er tatsächlich nach Amerika und wurde in Santo Domingo in der heutigen Dominikanischen Republik bestattet. Von dort musste er sich 1778 auf Wunsch Spaniens nach Kuba bringen lassen. Dort wurde er nach der spanischen Niederlage im Kubakrieg 1898 abgeholt und nach Spanien zurück verschifft. Blöd nur, dass bereits 1877 in Santo Domingo unter der dortigen Kathedrale ein Sarg mit der Aufschrift Christobal Colon gefunden wurde. Somit könnten die Gebeine, die in Kuba gelandet waren, die falschen gewesen sein und damit auch die, die wieder in Spanien eingetrudelt waren und seither in der Kathedrale von Sevilla liegen. Der Streit um das wahre Grab zwischen Dom. Rep. und Spanien währte lange, Wissenschaftler wollten ihn mit moderner Technik endgültig beilegen. Man machte DNA-Analysen und verglich die DNA vom angeblichen Christoph Kolumbus mit denen seines (zweifelsfrei in Sevillas Kathedrale beigesetzten) Sohnes Hernando und seines Bruders Diego. Ergebnis: Das, was in Sevilla von Christoph Kolumbus, bestattet ist, ist definitiv von ihm. ABER: In Sevilla befinden sich nur etwa 200 Gramm Knochenmasse. Was wiederum den Verdacht anregt, der Rest könne eben doch noch in Santo Domingo sein. Die Dominikaner lassen von deren sterblichen Überresten jedoch bis heute keinen DNA-Test zu und so wird es wohl vorerst ein Rätsel bleiben, wo der echte Kolumbus-Leichnam zu wieviel % Knochenmasse begraben liegt.
"Ruhe in Frieden" ist jedenfalls definitiv etwas anderes, als diese Odyssee !
Jetzt stehe ich direkt vor dem Aufgang zum Glockenturm Giralda und entscheide "da marschiere ich jetzt hoch, Höhenangst hin oder her". Nach den ersten 10 Stufen biege ich um die Ecke und erwarte nun eigentlich endlose Treppen nach oben und bin sehr überrascht, nicht besonders steile Rampen aufwärts zu sehen. Warum ? Die sind früher hier mit Pferden hoch ! Und Pferde können keine Treppen steigen, daher die relativ flachen Rampen.
Die Rampen machen den Aufstieg wesentlich un-anstrengender, als es Treppen getan hätten. Trotzdem - es sind 36 Rampen und dann noch 17 Stufen, bis man auf der Glockenebene der Giralda angelangt ist. Aber der Blick von dort oben aus ca. 70 m Höhe ist den Aufstieg 1000-Mal wert !
und wieder runter. Man verlässt die Kathedrale über den Patio de los Naranjos, also den Hof der Apfelsinenbäume (den es so auch in Córdoba an der Mezquita gibt). Ein herrlich schattiger Platz voller Orangenbäume. Hier und da plätschert es aus Brunnen. Trotz all der Menschen ist es auch ein ruhiger Ort.
Die Giralda - erinnert an das Minarett der Koutubia-Moschee in Marrakech oder das der Hassan-Moschee in Rabat/Marokko. Kein Wunder: Almohaden-Stil aus Backstein.
So, bin platt, reicht für heute. Supermarktbesuch zwecks Einkaufs von self-catering Abendessen: Es gibt Joghurt, Erdbeeren, Käsebrötchen, Zitronen-Fanta Zero und 3 Mini-Konservendosen Oliven zum Naschen. Bin ja schließlich im Land der Olivenbäume schlechthin...
Mein Hotel Inglaterra an der Plaza Nueva - mein Zimmer ist das mit dem Fenster links von der blauen EU-Flagge und es ist ein Raucherzimmer, ich muss nicht mehr vor die Haustür heute Abend !
Aufbruch: | 10.03.2016 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 23.03.2016 |