Auf das Dach der Welt: Nepal, unser 2. Versuch
06.05.2016: Thamel,Kathmandu-Panauti
Um 6 Uhr ist die Nacht zu Ende--das muß reichen. Ines ist auch wieder fit und so erzähle ich ihr von meinen Plänen.
Da diese sich auch mit ihrer Vorstellung decken, beschließen wir das Paket zu schnüren.
Pünktlich um 9 Uhr steht Udaya auf der Matte.
Wir gehen in sein Office und buchen den Fahrer für heute, die Trekkingtour und im Anschluß auch noch die Weiterfahrt zum Nationalpark Chitwan und weitere 2 Übernachtungen mit vollem Programm dort.
Für die Trekkingtour haben wir die Wahl zwischen einem Porter für 18$ oder einem Guide für 20 $ pro Tag. Wir wünschen uns aber einen Guide, der uns viel erzählt und trotzdem unser Gepäck schleppt...
Bekommen wir natürlich auch...
So sind wir bis zum 18.schon programmtechnisch versorgt.
Wir zahlen an, weil der größte Betrag für die Trekking-Permit ist und tauschen noch Geld bei ihm und dann bekomme ich von einem Jungen eine Simkarte, die aber noch aufgeladen werden muss.
Dazu gehen wir zu einem kleinen Kiosk. Das ist schon wieder ein kleines Abenteuer:wie der Kioskbesitzer die Simkarte aus meinem geliebten Ipad pult, sie zum beladen in sein Handy packt und nebenbei für wenige Cent dubiose kleine Dinge in Tütchen verkauft die er wiederum aus völlig zugestaubten Plastikdosen aus den Tiefen der Regale gräbt.
Wenn man hier eine Simkarte kaufen will, muss man den Pass vorzeigen und benötigt 2 Passbilder. Die Prozedur bleibt mir zum Glück erspart.
Wir telefonieren mit Hans und verabreden,dass er uns um 16 Uhr abholt.
Dann ist auch schon der Jeep mit dem Fahrer Kasi da.
Bald stellen wir fest, dass der Jeep auch hier in der Stadt angebracht ist.
Wir quälen uns im Schrittempo von Tempel zu Tempel. Die Straßen sind brechend voll und in sehr schlechtem Zustand und oft Schotterwege.
Wir starten mit der Tempelanlage Swoyambhunath.
Dann geht's weiter zum Patan Durbar Square. Paten bildet mit Kathmandu eine Doppelstadt.
Jetzt besuchen wir die für mich interessanteste Stelleashupati--der Ort wo die Toten verbrannt werden und dann deren Asche in den Fluss gestreut wird. Dieser Fluss fließt irgendwo in den Ganges
Infos aus Wikipedia:
"Hier wird Shiva als Pashupati (Gott des Lebens - 'Pashu'='Leben') verehrt. Die Tempelanlage liegt am heiligen Fluss Bagmati, etwa sechs Kilometer östlich von Kathmandu. Der eigentliche Tempel ist nur für Hindus zugänglich, der äußere Tempelbezirk darf hingegen von jedermann betreten werden. Es wird vermutet, dass hier schon in vorchristlicher Zeit eine heilige Stätte bestand.
Der Bagmati teilt die Anlage in zwei große Bereiche. Am linken Ufer des Bagmati liegen der Pashupatinath-Tempel und die Verbrennungsstätten, die Arya Ghats (Verbrennungsstätten der höheren Kasten) und die Surya Ghats (Verbrennungsstätten der niederen Kasten).
Dieser Ort hat für viele Gläubige als Platz für die 'letzten Riten' besondere Bedeutung, es gilt als erstrebenswert, seine Leiche hier verbrennen zu lassen.
Die meist in gelbe Tücher gehüllte Leiche wird zu den Verbrennungsstätten getragen, wo ein Scheiterhaufen errichtet wird. Vor der Verbrennung bespritzt man die Leiche mit dem Wasser des heiligen Flusses oder wäscht die Füße im Wasser. Die Leiche wird dann von oben mit feuchtem Stroh bedeckt. Wenn die Familie es sich leisten kann, verwendet man zur Verbrennung neben normalem Holz zusätzlich das kostbare, duftende Sandelholz. Der älteste Sohn umschreitet dann den Scheiterhaufen fünfmal im Uhrzeigersinn, entsprechend der heiligen Zahl fünf, die im Hinduismus die fünf Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind und Akasha, den Äther, repräsentiert. Danach zündet er (ersatzweise die älteste Tochter oder ein Priester) mit einem mit Butter getränkten Strohbüschel den Scheiterhaufen an, das er dazu in den Mund des Toten steckt. Die Beine des Toten stehen zunächst etwas über den Scheiterhaufen hinaus und werden dann bei fortschreitender Verbrennung auf den Holzstapel geklappt. Nach etwa vier Stunden ist die Leiche zu Asche verbrannt, die in den Fluss geschüttet wird."
"Das Heiligtum wurde mit den anderen Sehenswürdigkeiten des Kathmandutals als Weltkulturerbe der UNESCO klassifiziert."
Zum Schluss besuchen wir Boudhanath, die einst größte Stupa, leider durch das Erdbeben fast vollkommen zerstört
Als wir in unserem Hotel sind ist noch Zeit für einen kleinen Imbiß.
Pünktlich ist Hans mit Suresh da. Ines und ich sind erschrocken, wir kennen Hans von Bildern aus dem Internet. Er bemerkt sofort unsere Reaktion und erzählt uns, dass er sehr krank war und 22kg abgenommen hat. Eine merkwürdige Krankheit, die ihm den Appetit raubte, sodass er wochenlang nichts essen und bei sich behalten konnte.Leider hat er die Krankheit noch nicht komplett überwunden, deshalb fährt er auch nicht mit uns zurück sondern bleibt noch wegen der besseren ärztlichen Versorgung in Kathmandu.
Er erzählt uns seine Lebensgeschichte. Wie er bei einem Spaziergang mit seinem Hund Bewohner aus dem Waisenhaus kennenlernte. Damals wohnte er in einem großen Haus, ganz in der Nähe der sehr beengten und ärmlichen Unterkunft der Waisenkinder. er empfand es als ungerecht dass er allein so viel Wohnraum für sich hatte, während die Kinder so beengt wohnten.
Also gab er sein Haus auf und mietete ein großes Haus für die Kinder und zog dort im Obergeschoss mit ein. Fortan reduzierte er seine eigenen Bedürfnisse auf ein Minimum und gibt alles für die Kinder.
Ich muss sagen uns standen bei dieser Geschichte die Tränen in den Augen. Suresh war auch ein Waisenkind und mußte mit 18 Jahren das Waisenhaus verlassen ohne eine Perspektive zu haben. So wurde er von Hans aufgenommen, der erkannt hat, dass in diesem jungen Mann mehr steckt.
Um 16.30 Uhr starten wir. Eine lange Fahrt steht uns bevor. Eigentlich dauert der Weg nur 1 Stunde, aber heute ist hier Muttertag--ein Feiertag. Das erklärt auch das Verkehrschaos.
Wir kämpfen uns im Schrittempo durch die Stadt.
Leider ,leider erleben wir noch einen Auffahrunfall. Ein Auto fährt in dem Gedränge auf uns und schiebt uns auf den Vorderwagen. Es kracht heftig. Zum Glück ist uns nichts passiert, außer dem Schreck und ein kurzes Durchschütteln. Suresh steigt aus. Der Schaden ist schon heftig an seinem Kleinwagen.
Der Vordermann fährt nach kurzer Besichtigung des Schadens weiter--die Autos sind hier eh alle zerbeult, aber wir können nicht weiterfahren, denn ein lautes Schnarren behindert die Fahrt schon im Schritttempo.
Die Polizei kommt und nimmt den Schaden auf. Der Fahrer der den Crash verursacht hat und wir fahren zu einer "Traffic Station" Hier wird unser Wagen wieder halbwegs fahrbereit gemacht und ein Termin für Sonntag zur Reparatur.
Morgen ist Samstag, das ist hier in Nepal der wöchentliche Feiertag wie bei uns der Sonntag und alle Geschäfte sind geschlossen. Also, muß er Sonntag zur Reparatur wieder hierher.
Um 19 Uhr sind wir dann endlich im Waisenhaus angekommen und werden aufs herzlichste von Sabina, das ist Sureshs Frau begrüßt.
In dem Essraum sitzen die Kinder zusammen und begrüßen uns im Chor: "Welcome here ..nice to meet you!"
Sie sitzen alle fleißig über ihren Schulbüchern. Suresh und Sabina zeigen uns das ganze Haus. Es gibt 2 Zimmer für die Jungs und eines für die Mädels.
Die Zimmer sind spärlich eingerichtet, stolz zeigen Sie uns ihr neuesten Errungenschaften, die Stockbetten die sie Sylvia verdanken.
In ca 12 qm ist Platz für 4 Doppelbetten, also leben hier 8 Jungs.
Wir werden mal wieder geerdet, wie Ines so schön sagt und erkennen wie gut es unseren Kindern doch geht.
Nach dem Abendesssen, welches aus Reis, selbst angebauten Kartoffeln und kleinen Fleischklößen besteht gehen wir um 21 Uhr ins Bett.
Da es hier keinen Strom gibt und wir die ganze Zeit mit Kerzen und Taschenlampen umherlaufen müssen ist es eh schwierig noch etwas zu unternehmen.
Wir schlafen in einem Haus gegenüber--in dem sie noch ein Zimmer angemietet haben. Auch hier müssen wir überall mit Kerzen und Taschenlampen in Flur und Bad umherwandern, was sehr schwierig ist.
Aufbruch: | 04.05.2016 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 24.05.2016 |