Paula bereist Südostasien
Hue
Um 9 kam ich in Hue an. Ich hatte mir schon ein Guesthouse rausgepickt und machte mich auf den Weg. Drei Straßen am Fluß gelten als das Mekka der Backpacker, in einer wurde ich fündig. Mein eigentlich geplantes Hostel war schon voll, aber daneben fand ich noch ein Plätzchen was sich als Glücksgriff herausstellte. Wieder ein Zimmer für mich allein; Doppelbett und eigenes Badezimmer für 5 $ die Nacht und die Inhaberin ist ein Schatz. Nach einer Erfrischung und längeren Pause machte ich mich auf den Weg zur Zitadelle von Hue. Das Areal liegt auf der anderen Seite des Flusses, mehrere Brücken überqueren das Wasser. Von der eigentlichen Zitadelle ist nichts übrig außer der damaligen Stadtmauer, heute ist es ein ganz normales Wohnviertel. In der Mitte befindet sich die Kaiserstadt, welche durch einen Wassergraben und Mauer von der Zitadelle abgegrenzt wird. Ich war von der Kaiserstadt nicht besonders begeistert; die meisten Gebäude/Tempel wurden restauriert und sehen deswegen einfach wie ein moderner Neubau aus..es hat an Charme verloren. Allerdings weiß ich ja nicht wie es vorher aussah, möglicherweise waren die Tempel ja auch schon im Originalzustand in diesem Gelb. Dafür hat mir die Zitadelle gefallen, also das Wohnviertel. Abseits der Touristenstraßen ist es ruhig und angenehm kühl. Die kleinen Gassen sind nicht immer gradlinig, aber man kommt immer irgendwo wieder raus^^ Nach diesem Trip wollte ich mir was leckeres zum Essen gönnen; im Café on Thu Wheels gibt's ne große Auswahl und die Preise sind ziemlich gut. Dort buchte ich auch einen Fahrer für den nächsten Tag, der mich mit dem Motorrad zu den Gräbern der letzten Herrscher-Dynastie bringen sollte.
Ich machte mich morgens auf ins Café, nach dem Frühstück kam mein Fahrer vorbei. Wir machten uns zum ersten Punkt der Liste auf, wir verließen die Stadt und fuhren auf Feldwegen durch die Reisfelder. Die japanische Brücke war unsere erste Station. Er erklärte mir ein bisschen über die Geschichte, dann fuhren wir weiter zur Thien-Mu-Pagode, eins der berühmtesten Bauwerke Vietnams. Der Mönch Thich Quang Duc, der sich 1963 öffentlich in Saigon verbrannte um gegen das Regime zu protestieren, lebte damals auf dem Gelände. Dort kann man in einem der Gebäude hinter der Pagode das Auto besichtigen, mit welchem Duc damals auf die Straßenkreuzung in Saigon fuhr um sich zu anzuzünden. Heute leben immer noch Mönche auf dem Gelände. Nächste Station war eine ehemalige Arena, in der damals Elefanten und Tiger gegeneinander kämpften. Leider darf man nicht auf die Tribüne, zu gefährlich. Es ist auch nicht so spektakulär, dass man unbedingt mal vorbeikommen sollte, aber der Weg dorthin ist interessant, ab vom Schuss. Im Nachhinein kann man fast sagen, dass die Fahrt sogar besser war als die Sehenswürdigkeiten, mein Fahrer schien jeden Winkel der Umgebung zu kennen. Schleichwege, schmale Gassen, Feldwege und ungepflasterte Straßen; ich hab es sehr genossen. Erster Stop war die Grabstätte des Tu Duc. Es fing an zu donnern und zu regnen, als ich das Areal betrat. Es waren nicht so viele Touristen da, vielleicht deswegen. Konnte mir nur recht sein^^ Umgeben ist das Gelände von einer großen Mauer, in der Mitte befindet sich ein See mit Pavillon für die Konkubinen. Der Kaiser hatte 100, aber trotzdem kein einziges Kind. Daher musste er seine "Grabrede" selbst schreiben - vor jedem Kaisergrab steht ein Tempel der die Stele mit der Grabschrift enthält, vom Sohn des jeweiligen Kaisers verfasst. Das Grab selbst ist außerordentlich schlicht; man geht an der Stele vorbei durch ein Tor und steht vor einer Mauer, die ein Viereck bildet. Ein kleiner Durchgang führt direkt zum steinernen Sarg in der Mitte, ansonsten befindet sich nichts im Viereck. Gefällt mir tatsächlich gut, sehr gradlinig von ihm^^ Das Grab seiner Frau wurde gerade restauriert und war daher nicht zugänglich, aber das eines weiteren Kaisers befand sich ebenfalls innerhalb der Anlage. Der Sarg war auch umgeben von einer Steinmauer und relativ schlicht, sah wie das Grab von Professor Dumbledor (Harry Potter) aus Es war durch Steinterrassen zu erreichen, schon ein bisschen verfallen. Ich liebe sowas, vor allem wenn ich allein bin Nach dieser Erkundungstour sammelte mich mein Fahrer draußen wieder auf und wir fuhren zum Minh Mang Grab. Das Gelände ist größer als das von Tru Duc, hat aber weniger zu besichtigen. Zum größten Teil besteht das Areal nur aus Seen. Die Gebäude sind alle in einer Achse ausgerichtet, an dessen Ende der Tempel mit Sarg auf einer Insel thront, durch eine Brücke zu erreichen. Leider ist der Tempel abgesperrt, nur zu seinem Todestag wird er geöffnet. Man kann aber eh nichts sehen, der Leichnam wurde in geheimen Tunneln beerdigt und niemand kennt den genauen Aufenthalt. Unser letztes Ziel war das Grab von Khai Dinh. Die beiden ersten Grabstätten waren ähnlich aufgebaut, das Areal ist von einer Mauer umgeben und Tempel säumen die Landschaft. Dieses Gelände ist etwas komplett anderes, es erschien mir wie ein Schloss. An einem Berghang erbaut führt eine Treppe hinauf, die sich über die gesamte Breite des Palastes ganz oben erstreckt. Die erste "Etage" enthält den Tempel mit Stele, auf beiden Seiten stehen Statuen von Kriegern, zwei Obelisken ragen am äußersten Rand in den Himmel. Auf beiden Seiten führen zwei Treppen hinauf, dann steht man vor dem Palast. Ursprünglich war der Eingang vorne, 3 große Tore sind geöffnet. Für Touristen sind sie gesperrt, man gelangt durch den Seiteneingang hinein. Ein goldener Altar steht vor den Toren. Rechts und links davon führen Flure in den Raum dahinter, wo eine goldene lebensgroße Statue vom Kaiser auf einem Podest sitzt. Vor seinen Füßen ruht der Sarkophag; der ganze Raum sowie Sarkophag und Podest sind über und über mit Glasscherben überzogen und formen chinesische Zeichen. Zum Teil schauen die Scherben aus der Wand und bilden quasi in 3D Motive ab. Nach diesem Besuch war unser Trip vorbei und wir fuhren zurück zum Café. Ich aß ein Baguette, dann ging ich im Supermarkt einkaufen. Asien ist da sehr interessant; entweder es gibt nur Supermärkte mit 4 Reihen und man findet nie das was man braucht, oder es gibt riesige Einkaufscenter wo man auf 6 Etagen alles kaufen kann. Supermarkt-Ketten vergleichbar mit Netto oder Rewe sind mir bisher nicht begegnet. Naja, vielleicht 7/11 oder K-Mart, aber die sind was Größe und Auswahl angeht einfach anders. Jedenfalls finde ich die großen Einkaufscenter ziemlich cool Danach machte ich mich zum Bang Da Markt auf, ich wollte mir einen non la kaufen - die berühmten Kegelhüte aus Vietnam. Die gibt's vermutlich im ganzen Land, aber in Hue sind Bilder in die Hüte eingearbeitet, die man nur bei Lichteinfall sieht. Ich hab ein paar Stände besucht und dann am Ende einen sehr hübschen gefunden. Danach erforschte ich kurz die Stadt, aber ich war vom heutigen Tag erschöpft, also ging ich bald darauf ins Guesthouse zurück. Im Zimmer kümmerte ich mich endlich mal wieder um meinen Bericht, dann versuchte ich zu schlafen. Die Schluckbeschwerden hatten sich kurzzeitig etwas gebessert, aber jetzt kam trockener Husten dazu :/
Mein letzter Tag stand an. Ich machte mich wieder auf den Weg zur Zitadelle. Diesmal ging ich eine andere Route und kam nicht an Wohnhäusern sondern Geschäfts-Straßen vorbei. Viele Klamottenstände und kleine Boutiquen, für die shoppingbegeisterte Frau ein Traum. Aber deutsche Kartoffeln passen nicht in asiatische Mode Die Barbershops der Männer in Hue sind interessant. Sie sahen fast garagenähnlich aus, maximal 2 Stühle und sehr beengt. Am coolsten war aber ein Barber in Hanoi. Ganz minimalistisch hat er gleich ganz auf einen Shop verzichtet und einfach in einer Seitenstraße einen Spiegel an die Mauer geschraubt und nen Stuhl davor gestellt, direkt neben einen Obst-Stand Ich würde mir ja gerne die Haare in einem dieser Barbershops rasieren lassen, aber das wäre vermutlich zu seltsam; es erscheint mir, dass Haare schneiden geschlechtergetrennt stattfindet. Barbershops natürlich männliches Klientel und einen männlichen Friseur, Friseur-Salons haben nur weibliches Personal und Klientel. Davon abgesehen ist das so lokal, dass ein Tourist wie ein Eindringling erscheint. Nach meiner Wanderung verließ ich die Zitadelle und ließ mir am Straßenrand ein banh mi schmecken. Ein Baguette wird mit Fleisch, asiatischen Gurken, Salat, und individuellen Zutaten belegt; die asiatische Antwort auf Subway Nur viel billiger und schmeckt besser. Baguette ist natürlich Überbleibsel der Franzosen, aber die Vietnamesen übernehmen nichts zu 100% sondern verleihen dem Gericht eine eigene Note, die dem asiatischen Geschmack angepasst ist. In einem Café auf der anderen (meinen) Fluss-Seite gönnte ich mir einen passion fruit cheese cake. Mein trockener Husten machte mir immer noch das Leben schwer, also besorgte ich mir Sirup und begab mich in mein Hotelzimmer zurück, dort ließ ich die letzten Stunden ausklingen.
Aufbruch: | 26.02.2016 |
Dauer: | 11 Wochen |
Heimkehr: | 09.05.2016 |
Kambodscha
Vietnam