Madagaskar September 2016

Reisezeit: August / September 2016  |  von Susanne S.

Antananarivo- Runde 3 - ein bisschen Versöhnung

Um 3 Uhr morgens ging es vom Hotel Nautile mit dem Jeep zur Fähre.
Um 4 Uhr sollten wir da sein.
Der Transfer kostete uns 30.000 Ariary.
Plötzlich machte sich das Radio selbstständig...an - aus... an - aus.
Dann ging auch noch komplett das Licht aus, ausgerechnet in absoluter Finsternis. Aber wir kamen am Ende rechtzeitig an. Warum wir um 4 Uhr dasein sollten, dass weiß kein Mensch.
Alles wartete. Die Tickets waren überprüft, noch mal ein Sturzbach von oben. Aber vor 6 Uhr lief dann eben nix.
Trotzdem hofften wir auf rechtzeitige Ankunft in Tamatave. Wir hatten ja Tickets für den 12 Uhr - COTISSE- Bus... Und für 19 Uhr.
Und was soll ich sagen?
Ein sehr vorsichtiger Fahrer sorgte für eine unfallfreie Fahrt, aber wir waren so spät dran, dass wir nicht mal mehr den Rücklichtern des Busses hätten winken können.
Sofort umlagern einen diverse Tuk-Tuk- und Rickschafahrer, obwohl man doch gerade nur mal durchatmen und nachdenken will.
Eine Familie, offenbar gut situiert, wollte auch sofort nach Tana weiterreisen. Wir hatten den gleichen Wunsch, denn obwohl Tana mit schlechten Erinnerungen behaftet war - Tamatave sah auch im hellen unwirtlich aus.
Mit Hilfe des Familienvaters mieteten wir für insgesamt 200.000 Ar einen Taxibousse. Endlich mal Platz.
Wir rechneten wieder mit den 7 Stunden...ein Trugschluss.
13 Uhr Abfahrt - 23 Uhr Ankunft (am Hotel).
Auf dem Weg entdeckten wir die üblichen Dörfer - diesmal in einer grünen und dschungelartigen Vegetation; einen Unfall mit einem LKW, wobei der auf der Straße liegende Auflieger mit einem anderen LKW kurzerhand in den Graben geschubst wurde... Und Stau, Stau und nochmals Stau.

Obwohl wir so fürstlichen Platz im Bus hatten...die Fahrt zerrte an uns und wir waren mehr als dankbar endlich im Hotel
"La Residence du Rova" anzukommen.
(Appartement mit Küche/Wohnraum/Schlafzimmer/Duschbad und WC für 110.000 Ar/Nacht)

Samstag 24. September. Noch mal zur Polizeistation.
Ich war irgendwie nervös. Herzklopfen, Kopfschmerzen, Schwindel...
Der Polizist war nicht da. Anrufen. Erstmal dem armen Kerl vor Ort klar machen, dass wir hier aus gegebenen Gründen niemanden anrufen (können). Vorsorglich hatten wir Nettis Telefon und sonstige technische Geräte gar nicht erst mitgenommen.
Gibt es kein Amtsapparat? Nein!!!
Man stelle sich eine Polizeistation in 'Schland ohne Festnetzanschluss vor. Genau. Ist hier aber so. Man hört jemanden auf einer alten mechanischen Schreibmaschine Buchstaben auf Papier hämmern...Ist das hier wirklich das Jahr 2016?
Wir mussten erstmal ein Guthaben für den Officer am Shop kaufen. Die 25 Cent hatten wir auch noch.
Netti versorgte die Kinder mit Baguette - ich weiß nicht ob es die gleichen waren, wie am Tag des Diebstahls. Soviele kleine arme Knirpse. Man kann einfach nicht hart bleiben und all die kleinen Mäuse für das widerfahrene Unrecht bestrafen? Nein...
Dann kam "unser Polizeist", der zusammen mit seinem Chef erläuterte, dass der Junge inzwischen gestanden hätte. Es würde jetzt meine Entscheidung sein, ob er für 6 Monate ins Gefängnis gehen würde.
Erste Erziehungsmaßnahme bisher war: seine verpflichtende tägliche Suche nach dem Telefon (das ihm übrigens im Gerangel aus der Hand fiel und unbemerkt weggenommen wurde).

Gefängnis = Abbruch der Suche. Bringt ja auch keine Punkte, zumal beide Polizisten immer noch vollkommen sicher sind, dass sie es wiederfinden. Es gibt ja nur 3 Provider. Dauert eben nur. Ok.
Nun wurden Vater und Sohn erneut zur Polizeistation geordert.
Wohlerzogen nahm er sich respektvoll sofort seine Mütze ab. Als ich seine ausgestreckte Hand zum Tagesgruß ablehnte fiel er auf die Knie. Oh Gott - da fühlte man sich gleich wieder schlecht. Aber er war der Dieb. Nicht ich.
Wir unterhielten uns noch einige Zeit mit den Polizisten - wurden für unseren nächsten Aufenthalt eingeladen gemeinsam zu Essen oder einen Bodygard zu bekomme -, der Junge bekam eine Standpauke...
Irgendwie haben wir immer noch das Gefühl: hier werden Sie geholfen ... Hier kümmert man sich...
Und wie schade. Ein Bild wäre jetzt echt nett gewesen.

Nun noch mal auf den Markt L'Artisinal.
Hinter all den Schuhen und Kleidern verstecken sich leere Gänge mit Souvenirs. Man fühlt sich nicht unsicher. Sicher nicht das massenhafte Angebot, wie in HoChiMinh oder Bangkok und handeln kann man auch hier...aber sehr angenehm, nicht aufdringlich und vor allem leer.

Nur am Nachmittag, nachdem wir fertig waren und wieder auf die Straße zurück gingen...da waren offensichtlich die ganzen miesen Gestalten endlich wach.
Einer verfolgte uns regelrecht, versuchte uns sogar einmal in die Tasche zu greifen. Er gab irgendwann auf.
Aber auch sonst war das Gefühl: Unwohlsein...vielleicht schon beinahe Verfolgungswahn. Ständig blickte man nach hinten, bekam einen aggressiven Blick bei sich im Laufschritt nähernden Füßen. Sicher zum Teil unbegründet, aber da waren schon ein paar Menschen, die sicher nur auf eine Gelegenheit warteten (die wir Ihnen heute nicht gaben).

Schnell ins Waterfront - Areal...
Maniküre und Pediküre (45.000 Ar/Person) ...netter Salon.
Dann den Supermarkt leer kaufen und ins Taxi.
4 Wochen...ohne eigene Küche. Heute kochte ich selbst.

Sonntag:
Ambohimanga. Der ehemalige Königssitz der Merina und Weltkulturerbe...
Unser Abschluss eines tollen Urlaubes.
80.000 Ar mit dem Taxi (Hin-und Rückfahrt) zum "Blauen Hügel".
Die Fahrt von 20 km dauert etwa eine Stunde. Verkehr, Verkehr.
Ganz nett, aber nicht das Event-Highlight schlechthin.

Den Nachmittag verbrachten wir noch mal im Botanischen Garten "Tzimbazaza". Die Stadt bietet sonst keine netten und ruhigen Plätze.
Aber auch da war es voll...schließlich strömen auch die Bewohner Tanas an einem Sonntag ins Grün der Stadt.
Wir warfen uns auf eine Wiese...genossen die Sonnenstrahlen und wurden dann irgendwie die Attraktion des Zoo's.
Wir hätten Geld für die Unmengen an Bildern nehmen sollen, die die angestellten Fotografen von den Familien und uns aufnahmen.
Der einzige Unterschied zu den Tieren war, dass wir zahm waren und uns kein Käfig umgab.

Die Taxifahrt zurück kostete uns 10.000 Ar. Wie immer fuhr das Taxi erstmal zur Tankstelle, um etwas Sprit in den Tank zu geben. 3630 Ar / pro Liter. Knapp über 1 € und seit Wochen ein stabiler Preis an jeder Tankstelle des Landes. Schon fast unverhältnismäßig teuer für madagassische Verhältnisse. Ein voller Tank würde den Wert der klapprigen Vehikel wohl um ein Vielfaches übersteigen.

Abends im Hotel: ein lautes Peng/Puff auf der Straße und dann Dunkelheit.
Nach knapp 2 Stunden hatte man die Störung aber beseitigt. Alle Achtung.

Montag:
Packen.
Das Taxi zum Flughafen ist bestellt. 60.000 Ar.
Dann treten wir die fast 24 stündige Rückreise an.

Es war eine tolle Reise. Wir haben viel gesehen und es fällt irgendwie schwer zu sagen, was uns wohl am Besten gefallen hat. Madagaskar bietet dafür zu viel verschiedenes und sehenswertes an Vegetation, Menschen und und und.
Dennoch freuen wir uns auf:
Guten Kaffee, eine Waschmaschine und so andere für uns vollkommen normale Dinge unseres Alltags.

© Susanne S., 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rundreise mit Backpack
Details:
Aufbruch: 29.08.2016
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 27.09.2016
Reiseziele: Madagaskar
Der Autor
 
Susanne S. berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.