Madagaskar September 2016

Reisezeit: August / September 2016  |  von Susanne S.

Fianarantsoa

Am Samstag den 03.09.2016, gegen 09.30 Uhr, starteten wir mit unserem überaus freundlichen und stets um unser Wohl besorgten Fahrer Rivo Richtung Fianarantsoa, Entfernung ca.600 km. Planmäßig war eine anderthalb tägige Fahrt angedacht, mit einem kurzen Schlafstopp. Bereits nach wenigen Kilometern auf der RN 13 wurde klar, dass diese Fahrt vermutlich zu einer recht kostengünstigen Rallye mit Safaricharakter wird. Vorbei an kleinen Dörfern, unendlicher Grassavanne, über Wege, die noch jedem schlechten Waldweg nachstehen, fuhren wir die ersten ca.108 km bis nach Ambovombe. Dort gab es gegen 13.00 Uhr die erste größere Pause zum Lunch. In einem kleinen Lokal kann man für wenig Geld hervorragend Zebu mit Reis genießen. Die unendliche Armut der Landbevölkerung in einem wasserarmen Teil des Landes war hier überaus deutlich und es fiel uns schwer diesen Stopp in dieser grandiosen Umgebung, auf Grund der vielen armen Kinder, zu genießen. Außerdem war uns bereits bewusst: diese Fahrt wird eine kleine Tortur. 100 km in dreieinhalb Stunden. Die Fahrbahn, mehr Schotterpiste mit riesen Schlaglöchern, machte es unmöglich schneller als durchschnittlich 25 km/h zu fahren und selbst diese sorgten dafür, dass wir die Nothaltegriffe selten loslassen konnten. Die unglaubliche Unberührtheit, endlose Ruhe und Weite des Landes lenkten uns allerdings bis zum Abend von den stärker werdenden Schmerzen in Rücken, Nacken und Knien ab. Interessanterweise finden an der Einfahrt zu jedem größeren Ort, gemeint sind hier Dörfer mit etwa 200 Bewohneren, Kontrollen durch Militärs statt. Zunächst wirkte das etwas befremdlich, wir stellten aber schnell fest, dass sich die Gendarme für uns kaum interessierten und unser Fahrer auch nur mäßig kontrolliert und das wohl meist übliche "Wegzoll" nicht zahlen musste. Rivo erklärte, die Kontrollen finden auf Grund des Schmuggels mit Alkohol und Drogen statt, ferner werden Fahrzeugpapiere auf Richtigkeit geprüft. Mit Einbruch der Dunkelheit, gegen 18 Uhr, dass bedeutet hier tatsächliche Finsternis, erreichten wir den Ort Beraketa (ca. 270 km der Strecke geschafft). Wir kehrten zum Abendessen in eine kleine örtliche Kneipe ein und fanden uns Tisch an Tisch mit fünf Militärs wieder, die uns freundlich zur Kenntnis nahmen und sich selbst ein abendliches Bier gönnten. Da Rivo beschlossen hatte auch während der Dunkelheit die Fahrt fortzusetzen, schlossen wir uns zu einem kleinen Konvoi mit einem anderen Jeep zusammen und tuckerten jetzt zu zweit durch die Nacht. Außer den unzähligen hellen Sternen war nun weit und breit nichts mehr zu sehen. Vereinzelt konnten wir größere und kleinere Buschfeuer ausmachen, ob diese gelegt oder durch Selbstentzündung entstanden sind, wissen wir nicht. Da an Schlaf nicht zu denken war und unsere Körper nun doch erheblich schmerzten, waren wir froh, dass Rivo nach ca. 50 weiteren Kilometern, für zwei Stunden stoppte und wir wenigstens mal die Augen schließen konnten. Auch wenn wir dies einfach in unserem Auto am Straßenrand abgeparkt und eingeklemmt wie zuvor getan haben, hatten wir keinerlei Ängste, irgendwie passte dies ganz natürlich zu dieser doch surrealen Situation. Gegen zwei Uhr nachts sprangen die Motoren der beiden Jeeps wieder an und wir erreichten zum Sonnenaufgang, gegen 06.00 Uhr, Betroka. Nun gab es Frühstück. Da Reis und Zebu keine Option darstellten, holten wir uns an einem kleinen Straßenstand frisches Brot und einen heißen, wenn auch kaum genießbaren Kaffee. Wir hatten 320 km auf dieser Rallyestrecke überlebt und uns standen noch weitere 80 km bevor. Auch wenn wir unterwegs immer wieder Taxibusse (Tatas) mit Pannen gesehen haben, so scheinen diese durch die schnell und innovativ arbeitenden Fahrer und Mitfahrer ausreichend behoben worden zu sein, denn wir haben nicht ein Autowrack am Straßenrand liegen sehen und die Menschen schienen immer überaus entspannt. Mit der wärmenden Sonne im Nacken erreichten wir schließlich nach 400 km, gegen 14.30 Uhr, die Stadt Ihosy und damit die lang ersehnte, asphaltierte RN 7. So ließen sich nach einem Mittagessen auch die letzten 200 km ertragen, obwohl wir mittlerweile vermutlich auch einfach zu müde waren, um noch Energie auf das Erfassen aller schmerzenden Regionen unseres Körpers aufzubringen. Nach 32 Stunden Reise waren wir um 18.30 Uhr endlich in Fianarantsoa. Auf gut Glück versuchten wir ein Zimmer im Hotel Soratel zu mieten und wurden nicht enttäuscht. Die Räume sind ausreichend groß und sauber, es gibt wirklich warmes Duschwasser, welches auch nicht nur aus der Leitung tröpfelt, sondern fließt. Das Hotel hat kein Restaurant, serviert allerdings ein Frühstück, das im Zimmerpreis (49000 Ariary, ca.14 Euro pro Nacht im DZ) beinhaltet ist. Es ist zentral gelegen, zur Post (Briefmarke 2100 Ariary) und zum Busbahnhof ist es nur ein kurzer Fußweg von 5 Minuten. Die Altstadt (Oberstadt) lädt mit ihren kleinen Gassen zu einem schönen Spaziergang ein und von dem ehemaligen Königsplatz Ivonea hat man eine fantastische Aussicht auf Fianarantsoa selbst und die umliegende Berglandschaft. Eine schön gelegene Entspannungsmöglichkeit mit Terrassenbereich bietet das Tsara Guest House. Es lädt mit einem hervorragenden Espresso zum Verweilen ein und sorgt für das angemessene Ambiente, um Postkarten an all jene zu schreiben, die in der Ferne sind. Ein Spaziergang durch die Stadt, in Höhe des Marktes in der Neustadt, welcher mit frischem Obst und Gemüse aufwartet, führt zu einer Touristeninformation, dessen Personal sehr bemüht und hilfsbereit ist. Für das Abendessen bieten sich sicherlich ausreichend Möglichkeiten, dass Restaurant "Le Panda" lädt mit gemütlichem Ambiente und einer ausreichenden Auswahl an Speisen auf einer französischen Menuekarte ein. Es befindet sich in der Nähe des Stadions und scheint ein Treffpunkt für Reisende. Am morgigen Tag fahren wir weiter nach Ambatolampy, ca.330 km nördlich. Das Ticket kostet pro Person 26000 Ariary (Gesamtpreis nach Antananarivo ca.8-9 Euro) und es sollte eine Fahrtzeit von 8 Stunden eingeplant werden. Wir sind gespannt und werden berichten.

Endlose Weiten... RN 13... Keine Ahnung, wie die auf die Bezeichnung Straße kommen.

Endlose Weiten... RN 13... Keine Ahnung, wie die auf die Bezeichnung Straße kommen.

© Susanne S., 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rundreise mit Backpack
Details:
Aufbruch: 29.08.2016
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 27.09.2016
Reiseziele: Madagaskar
Der Autor
 
Susanne S. berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.