Guatemala
Donnerstag. Luxushotel
Wir sind noch etwas müde von unserer dreitägigen Tour in die Karibik. Hier in Antigua herrscht wieder kühleres Klima. Nach dem Frühstück bleiben wir im Zimmer, sortieren unsere Gedanken, lesen und ruhen aus. Doch nach dem Mittagessen sind wir wieder unterwegs. Ich möchte Mutter unbedingt das Hotel Santo Domingo zeigen. Das Hotel ist das schönste und teuerste von Antigua und wahrscheinlich auch das schönste des ganzen Landes.
Mutter ist begeistert. Sie hätte sich nie vorgestellt, dass es ein so spezielles Hotel geben könnte. Gebaut ist das Hotel in den Räumen eines alten, zum Teil vom Erdbeben zerstörten Klosters. Man hat es verstanden, die alten Ruinen und Mauern in ein vornehmes Hotelkonzept zu übernehmen. Es herrscht vornehme Stille und trotzdem dürfen wir uns auf dem ganzen Gelände frei bewegen. Wo wir hinsehen, jeder Winkel, jede Treppe, jeder Innenhof ist ein Fotosujet. In steinernen Schalen schwimmen Blütenblätter auf dem Wasser, in dunklen Winkeln stehen prachtvolle Blumenarrangement und in alten Töpfen blühen kräftige Hortensien. Im Garten krächzen Papageien unter ihren Blechdächern und von den Pergolen hängen grosse Töpfe mit Farn oder exotische Schlingpflanzen.
Ganz hinten gibt es eine kleine Töpferei und im hoteleigenen Kerzenshop decken wir uns mit speziell kreierten Kerzen ein. Nachdem wir die teuren Angebote in den exklusiven Boutiquen, die ebenfalls zum Hotel gehören bewundert haben, finden wir uns in der ruhigen Hotelbar wieder, wo wir eine Margarita trinken.
Doch dann ist es Zeit, nach Hause zurück zu kehren. Wir sind heute bei der Familie meiner Freundin Rebeca zum Nachtessen eingeladen. Sie holt uns ab und mit einem Tuctuc fahren wir zu ihr nach Hause. Seit kurzem ist sie mit ihren Schwestern und ihrer Mutter in das Haus gezogen, das ihr Bruder zusammen mit seiner Frau gemietet hat. Wir treten in die grosse Wohnküche, die mit ihren zwei Herden schon fast luxuriös ist.
Wir werden herzlich, aber zurückhaltend begrüsst. Die Mutter freut sich, meine Mutter kennen zu lernen und auch wenn die beiden nicht miteinander sprechen können, versuchen sie, irgendwie Kontakt aufzunehmen. Rebeca zeigt uns ihr Schlafzimmer, das sie mit ihrer Schwester Miriam teilt. Noch immer schlafen sie zusammen in einem Bett. Das sei völlig in Ordnung so, meinen die beiden. Unvorstellbar für unsere Verhältnisse, dass sich zwei 30-jährige Frauen ein Bett teilen.
Es gibt Geschenke zum verteilen und man freut sich über die Schokolade, über Farbstifte und Bücher. Die jüngste Schwester, Rosio erhält von meiner Mutter eine Porzellanpuppe. Rasch verschwindet sie damit in ihrem Zimmer und anhand dieser Reaktion müssen wir annehmen, dass sie sich über das Geschenk freut. Zum Essen treffen der Bruder und später auch seine Frau ein. Jorge, der Bruder kontrolliert jedes Geschenk ganz genau. Er freut sich über das Sackmesser, das meine Mutter ihm gebracht hat und auch die Armbanduhr, die ich seiner Frau schenke, findet seine Anerkennung.
Das Essen ist sehr gut, es gibt gefüllte Kalbsbrust mit Gemüse und Kartoffeln. Dazu Mineralwasser und nachher eine Torte und Kaffee.
Langsam taut die Familie auf. Wir sind froh, dass Rebeca und ihre Schwester Miriam so fröhliche Menschen sind. Sicher ist es für die Familie nicht einfach, Gäste aus dem fernen Europa in ihrem Haus zu bewirten.
Aufbruch: | 13.05.2005 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 31.05.2005 |
Honduras