Guatemala
Mittwoch. Schulstunde
Olga hatte mit Bety Kontakt und heute wollen wir sie in ihrer Landschule besuchen. Wieder fahren wir mit dem Chickenbus, so werden die öffentlichen Busse hier genannt. So genau kann mir niemand erklären, warum das so ist, aber es weiss jeder, was damit gemeint ist.
Betys Schule liegt ist in der Nähe der ersten Hauptstadt Ciudad Vieja. Sie erwartet uns und hat den Kindern bereits erzählt, dass Besuch aus der Schweiz kommt. Brav sitzen die Schüler in ihren einfachen Pültchen. Sie sind wohl genauso gespannt, was auf sie zukommt, wie wir. Was soll ich nun machen. Ich stehe vor der Klasse und weiss nicht so richtig weiter.
Am besten wird wohl sein, wenn wir uns erst mal vorstellen: 'Ich bin Beatrice und das ist meine Mutter Ruth. Wir kommen aus der Schweiz. Weiss jemand wo, die Schweiz ist?'
Niemand weiss, wo dieses Land liegt, aber vielleicht kann es jemand auf die Tafel schreiben. Auch Europa könnte man aufschreiben. Schüchtern heben die Kinder die Hand, sie trauen sich fast nicht, vor den fremden Gästen zu sprechen. Also biete ich für jede richtige Antwort einen Schoggistängel an.
Jetzt ist das Eis gebrochen. Ich erzähle von der Schweiz und was es alles da gibt. Die Kinder schreiben das Wort zusammen mit einer Zeichnung an die Wandtafel und bekommen dann von meiner Mutter die Schokolade. Jetzt können wir uns kaum mehr wehren, so viele Hände gehen nach oben, wenn ich wieder ein Wort sage, das man aufschreiben könnte. Alle wollen etwas zeichnen, wollen auch eine Schokolade. Den grössten Sympathiebonus bekommt wohl der Kleine, der Mutters Name inmitten eines grossen Herzen schreibt. Das ist vielleicht der Mutter-Effekt, denn an den Wänden hängen noch die Herzen vom Muttertag, der am letzen Wochenende gefeiert wurde.
Draussen ist schon längst Pause, aber keines der Kinder macht Anstalten, aufzustehen, diese Schulstunde ist speziell interessant. Irgendwann holt Bety einen grossen Topf mit Atoles, einem warmen Maisgetränk. Das bekommen die Kinder als Zwischenverpflegung. Wir haben die Schulstunde abgeschlossen und darum stellen sie sich nun mit ihren Bechern bei Bety an.
Nachher verteile ich die Bleistifte, die ich aus der Schweiz mitgebracht habe. Sie wurden mir durch einen Nachbarn, von der Post spendiert und natürlich brauche ich noch ein Foto davon. Fröhlich präsentieren die Kinder ihr Geschenk und danach ist Fototermin mit Mutter. Alle wollen auf die Foto und einen Moment scheint es, dass sie sich kaum mehr erwehren kann, ob dem Ansturm der Buben.
Das Überraschungsgeschenk zeige ich aber erst zuletzt. Ich habe zwei Bälle, einen Fussball und einen Volleyball mitgebracht. Mit staunenden Augen sehen mir die Kinder zu, wie ich sie aufpumpe und natürlich müssen wir sie gleich ausprobieren. Schnell sind die Gruppen eingeteilt: die Mädchen spielen Volleyball vor der Kirche und die Jungs rennen mit dem Fussball auf dem Sportplatz. Sogar der Direktor der Schule sieht uns zu. Er hat die Erlaubnis gegeben für die ausserprogramm-mässige Pause.
Noch eine letzte Klassenfoto und dann ist es Zeit, zurück zu fahren. Es war ein sehr eindrücklicher Vormittag.
Bei Veronika sind unterdessen drei Amerikaner eingetroffen. Es sind Seminaristen, die in den Staaten im Institut St. Meinrad Theologie studieren.
In Ermangelung eines Fernsehers sind wir hier alle zusammen für die Abendunterhaltung zuständig. Die Nachtessen ziehen sich manchmal in die Länge, denn im Haus von Veronika gibt es immer viel zu lachen. Leider versteht Mutter nur am Rande, worüber wir lachen, aber mit ein paar Übersetzungen bleibt sie auch im Gespräch. Nachtruhe ist früh, wir sind meistens ziemlich müde, und Frühstück gibt es schon morgens um sieben Uhr.
Aufbruch: | 13.05.2005 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 31.05.2005 |
Honduras