Zwei Schwarzwälder auf Bootstour
Weiter geht es: Castelnaudary
Castelnaudary
Endlich wieder schönes Wetter. Wir laufen aus dem Hafen von Carcassonne um 8.30 aus. Es herrscht schon große Aufbruchsstimmung im Hafen, alle wollen weiterziehen.
Heute bewältigen wir 17 Schleusen, davon eine 2fach- und eine 3fach- Schleuse. Ganz schön anstrengend.
Der Schleusenvorgang hat etwas ganz Eigenes.
Zuerst fährt man in die Schleuse ein, kurze Aufregung, bis das Boot gut festgemacht ist. Und wenn die Schleuse über zwei bis drei Meter hoch ist, ist es immer spannend für mich, ob ich mit meinen etwas mehr als 1,50 Metern den Poller erwische oder einen freundlichen Schleusenmeister finde, der hilfsbereit das Tau vom Haken nimmt, mit dem ich in der Luft herum fuchtle, um das Tau damit um den Poller zu legen.
Dann ein Aufatmen, das Schiff ist festgemacht. Das hintere Schleusentor schließt sich und unter und neben dem vorderen Schleusentor schießt das Wasser mit ohrenbetäubendem Getöse ein. Das Schiff wird in die Höhe geschleust und plötzlich sieht man das Schleuserhäuschen und die schöne Landschaft ringsum wieder. Wenn die Höhe des Schleusenvorgangs erreicht ist, wird es sehr ruhig, nur noch ganz wenig Wasser läuft ein und es entsteht eine andächtige Ruhe. Die Andacht wird durch das Quietschen der vorderen Schleusentore beendet. Die Taue werden los gemacht und das Schiff gleitet langsam durch das enge Schleusentor auf den Kanal, um seine Reise fortzusetzen. SCHÖN
Obwohl wir zeitig los fuhren, brauchen wir ganz schön lange. Um 12 Uhr machen die Schleuser Mittagspause, da kann kommen, was will und pünktlich um 19 Uhr ist Feierabend.
Die Mittagspause verbringen wir vor einer Schleuse und halten ein Schwätzchen mit Charterern, die von einem eigenen Boot träumen. Im Nu ist die Pause um.
Die Nacht wollen wir in Castelnaudary verbringen. Die dortige Schleuse ist die zweit größte Treppenschleuse mit vier Stufen. Beziers ist mit 7 Stufen die Größte. Wir schauen grade noch zu, wie zwei Charterboote hinaufgeschleust werden und der Schleuser noch mal runter schleust .... und das war es dann. Wir sitzen vor der Schleuse, Morgen geht es dann weiter. Zwar ein netter Liegeplatz, jedoch ohne Strom. Das heißt, kalt duschen am Morgen und das Buckstrahl- Ruder wird wieder nicht funktionieren.
Am nächsten Morgen sind wir jedenfalls die ersten, die in die Schleusentreppe dürfen. Was für ein verrücktes Bauwerk. Da hatte dieser Riquet Visionen und hat sie verwirklicht. Schiffe über Gebirge fahren zu lassen.
Wir stehen vor einer richtigen riesig breiten Treppe, über die Wasser läuft. Und man wird von Stufe zu Stufe hochgeschleust. Alles klappt hervorragend und wir fahren in das Bassin bei Castelnadaury ein.
Dieser Ort ist berühmt durch das Gericht "cassoulet", ein Bohneneintopf mit Schweine- und Entenfleisch, welches im Backofen in der sogenannten "cassole" , einem eigens dafür gemachte Tontopf, zubereitet wird. Wir haben es probiert und es schmeckt einfach super.
Was uns heute zu schaffen macht, sind die Windböen. Uns treibt es oft vor den Schleusen hin und her. Aber letztendlich fahren wir ein.
Die Charterboote sind besetzt mit Menschen von überall her. Wir treffen Kanadier, Neuseeländer, Belgier, Holländer, Engländer und natürlich unsere Landsleute.
Zwischen Carcassonne und Toulouse liegt mit 190 Metern der höchste Punkt des Kanals und damit die Wasserscheide zwischen Atlantik und Mittelmeer. So viele Höhenmeter sind wir hoch geschleust. Ab jetzt geht es wieder bergab.
Durch den starken Wind schaffen wir heute keine große Strecke und wir machen schon zeitig am Nachmittag im Hafen von Lauragais fest und beschließen für den nächsten Tag einen Faulenzertag mit höchstens einem Ausflug per Rad zur Wasserscheide.
Aufbruch: | 18.05.2019 |
Dauer: | circa 8 Wochen |
Heimkehr: | Juli 2019 |