West-Kanada: Von Vancouver nach Calgary
Von Clearwater nach Jasper
Anreise und Tag eins
So Leute, heute geht die wilde Reise weiter. Uns steht die längste Etappe der Rundreise mit 317km bevor. Recht früh haben wir alles verstaut und gegen halb zehn starten zwei hoch motivierte Reisegruppen Richtung Jasper. Wer kennt ihn nicht, den Jasper Nationalpark. Hier beginnt auch der Teil, wo die Liste „Das muss ich unbedingt gesehen haben“ am längsten ist. Die Nationalparks Jasper und Banff sollen absolute Knaller sein. Banff steht uns ja auch noch bevor. Also warten wir es ab.
So donnern wir den Highway mit flotten 108 Tempomat Km/h runter und erfreuen uns der Natur. Heute ist es kalt und es regnet zum Teil heftig. Das Kind guckt die Augen noch etwas von innen an und wir unterhalten uns über die lange Liste mit Sehenswürdigkeiten. Plötzlich latscht etwas ganz gemütlich über den Highway. Ich überlege was das sein kann, Sinja rastet schon förmlich aus. Es ist ein Schwarzbär der sich hier mal umschaut. Da er nicht tot gefahren werden will, nimmt er die Beine in die Hand und verschwindet im Gebüsch. Bis Sinja die Kamera am Start hat ist das Schauspiel längst vorbei.
Im Örtchen Valemount sehen wir ein Tim Hortens Schnellrestaurant am Horizont erscheinen. Hier gibt es Donuts, Wraps, Kaffee und so weiter. Wir waren schon des öfteren da und Fam. Frese wird vom Timmi magisch angezogen. So war es auch diesmal. Mit einem Hupkonzert dübeln wir vorbei und grüßen kurz ab. Aber man muss dazu sagen, Tim Hortens ist wirklich nicht schlecht. Wir gucken auch gerne vorbei, denn da weiß man was man bekommt.
Wir überqueren die Staatsgrenze von British Columbia und sind nun in Alberta. Hier müssen wir auch eine Kontrolle zur Einfahrt in den Jasper Nationalpark passieren. Wir halten an und halten einen kleinen Smalltalk mit der Dame im Fenster über die Nationalparktickets. Jeder braucht ein Ticket und das sollte am Innenspiegel hängen. Von uns hing nur eins da und unter Anleitung der jungen Frau, die wirklich nett war, habe ich noch das zweite Ticket ordnungsgemäß angebracht. Und weiter geht’s. Hier stellen wir auch die Uhr eine Stunde vor. Nicht weil wir das so schön finden, sondern da hier eine andere Zeitzone beginnt. Jetzt sind wir Deutsjchland nur noch 8 Stunden anstatt 9 zurück. Der Rückflug sollte damit kein Problem mehr sein und Jetleg ist jetzt quasi ausgeschlossen.
Irgendwann sind wir da. Wir wohnen in der Tekarra Lodge. Die Frau am Empfang teilt uns ein Ferienhaus zu. Als wir hingehen denke ich noch „sieht aber klein aus“. Tür auf, „Ist auch klein“. Ein Doppelbett direkt neben der Tür im Essbereich, das zweite Doppelbett im Wohnbereich hinter einem Vorhang. Dann ist da noch ein Kamin, Küche und Bad. Hier sollen wir nun mit 4 Erwachsenen und zwei Kindern für 3 Nächte wohnen. Klar, geht. Nicht so üppig, aber geht. Schlimm finde ich den miefigen Geruch, der eher nach Eisenbahnwaggon von 1920 riecht. Kalter Rauch und sonstigem Gammel. Die Bude finde ich schon recht räudig und schmutzig. Ich nenne die Behausung spontan in Tekacka Lodge um. Welch ein Glücksgriff. Aber Unterkünfte in Jasper sind rar und teuer. Und die Bewertungen waren durchweg gut. Die Reaktion der anderen fiel deutlich positiver aus. Von gemütlich, urig, kuschelig und so schlimm ist es doch gar nicht, war alles dabei. Ich hasse sie trotzdem (also die Unterkunft).
Ok, mir reicht es erstmal. Wir gehen mal was essen. Tim Hortens war ja bewährt gut. Auf dem Weg nach Jasper Zentrum müssen wir einen Bahnübergang überqueren. Zum Glück kommt gerade ein Zug. Züge in Kanada sind lang, sehr sehr lang. Es dauert ewig bis der mit seiner Mühle vorbeigezuckelt ist. Und die Züge fahren auch nicht so schnell wie ein ICE, der blitzschnell vorüber gedonnert ist. Nein, es ist eher wie eine Reihe von 4587 Draisinen, wo jeder in die Richtung fahren darf, in die er möchte. Mit anderen Worten, es geht gar nicht vorwärts. Die Laune wird dadurch nicht besser.
Das selbstgemachte Abendessen mit Gemüse, Reis und Tomatensoße tut sein übriges. Was nichts mit der Kochkunst von uns zu tun hat, aber lecker ist anders.
Wir warten morgen ab, was uns erwartet. Vielleicht wird es besser.
Herr Frese Jr. hat schnell in den Schlaf gefunden. Lene fand alles zu spannend und konnte erst um 21:30 einschlafen. Endlich.....
Wir warten auf die Bahn, oder besser bis sie weg ist
Tag 2 in Jasper
Das erste Kind klappt die Augen auf und beginnt fröhlich zu erzählen. Damit ist die Nacht pünktlich um sieben für alle beendet. Die Kinder gucken wie die Erdmännchen aus ihren Betten (bzw. unseren Betten) und winken sich zu und erzählen Geschichten.
Die Nacht war bis auf die Kälte ganz gut. Draußen sind es 7 Grad. Drinnen gefühlt 8 Grad. In Wirklichkeit wahrscheinlich irgendwas zwischen 14 und 16 Grad. Die Hütte ist nämlich so gut isoliert wie ein Schwarzbär Schlittschuhlaufen kann. Nämlich gar nicht. Die Fenster sind einfach verglast und haben keine Dichtung. Es zieht überall. Wer es kennt, der Fischteich ist ein Palast gegen diese Hütte hier.
Die Kinder wurden mit allem gewärmt was man so zur Verfügung hatte und selbst noch nicht abgestorben war. Letztendlich haben alle überlebt und der Tag startet. Es regnet und das Frühstück wird gemacht.
Heute geht es für uns zu dem Medicine Lake und dem Maligne Lake südlich von Jasper. Die beiden Seen liegen hintereinander und die Straße dorthin ist eine Sackgasse. Auf der Straße darf man nur langsam fahren, da hier allerhand wildes Getier unterwegs ist. So sehen wir Elche, Dickhornschafe, Kalibus, Streifenhörnchen, Adler und so weiter. Immer wenn sich ein kleiner Stau bildet, weiß man, hier gibts was zu sehen. Also Augen auf.
Die Landschaft mit Bergen, Flüssen, Seen und Bäumen ist mal wieder ein Träumchen. Trotz des bedeckten Wetters. Immer wieder sieht man große Flächen Wald, die verbrannt sind. Scheinbar haben die Kanadier auch viel Angst vor Waldbränden. An den Highways wird immer wieder dazu aufgerufen Waldbrände zu melden. Aber es kommt ja wohl auch häufiger vor.
Am Maligne Lake machen wir eine kleine Wanderung am See entlang. Es ist schweinekalt und Lene hat das komplette Winterpaket anbekommen. Die leichter bekleideten Eltern müssen es so aushalten.
Die Bootstour über den riesigen See lassen wie heute mal aus. Das machen Freses morgen und berichten uns wie es war.
Nach der Mittagspause reisen wir wieder ab und halten Ausschau nach Tieren oder Menschenansammlungen. Wir halten nochmal um uns einen Fluss genauer anzusehen. Hier trifft Sinja auf ihren Kumpel, das Streifenhörnchen. Erst posiert es lässig auf einem Stein am Flussrand, dann springt es Sinja fast auf den Schoß. Beide waren am Ende durch die Reaktion des jeweils anderen überrascht. Lene und ich beobachten das Treiben aus etwas Entfernung. Leider haben wir kein Bier und Popkorn. Es ist herrlich anzusehen.
Jetzt fahren wir nochmal bei dem Pyramid Lake vorbei. Das ist nicht weit von Jasper entfernt und mal einen Blick wert. Auch hier sieht man wieder viele Tiere auf und neben der Straße. Lene verpasst leider oft das ganze, da sie mal wieder Schlaf nachzuholen hat.
So klingt der Tag aus. Das Wetter hat einigermaßen gehalten und wir haben wieder viel gesehen.
Die Kinder sind im Bett, es gibt Bier und Wein und ich kann hier noch etwas berichten. Der Kühlschrank surrt und jetzt gehen wir schlafen. Gute Nacht.
Aufbruch: | 22.05.2019 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 11.06.2019 |