Wer will nochmal, wer hat noch nicht? Zum zweiten Mal in die Versilia
Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben
Wir sind beide erkältet und kommen nur langsam aus den Federn. Urban hat starkes Halsweh, und ich ändere meine Trainingspläne: Statt mich erst einmal, wie geplant, in die Höhe zu orientieren, biete ich heldenhaft an, unten aus der Apotheke ein Medikament zu holen. Dafür muss ich nach Seravezza runter – und wieder rauf. Wir erinnern uns – das ist die Straße mit den 80 Kurven und Schlängeln. Aber gut – ich bin zwar nicht fit, aber ausgeruht, und außerdem kann ich Pausen machen. Das Wetter ist perfekt, längst nicht so heiß wie in Deutschland, wo ich bei 38 Grad geradelt bin, und ab und zu schiebt sich eine Wolke vor die Sonne. Ich starte um 16 Uhr, um sicher zu sein, dass die Geschäfte offen haben, und finde bereits die Abfahrt mit den unübersichtlichen Haarnadelkurven anstrengend.
In der Apotheke ist es voll und ich sorge ungewollt für Heiterkeit, als mich ein Typ anspricht. Meine höfliche Antwort „Ich warte“ ist zwar richtig, trotzdem kichern alle. Dann verschwindet er hinterm Tresen. Oh … Flüsternd frage ich eine Kundin, ob das der Chef sei. „Si, si, si, il dottore, hihihi“. Also auf ihn mit Gebrüll bzw. schlechten Sprachkenntnissen! Ich bitte ihn um ein Spray gegen Halsschmerzen (gut, dass mein Italienisch-Buch ein Apothekenkapitel hatte), versichere dem Dottore, dass il mio ragazzo kein Fieber hat, gönne mir im Eisladen ein Sorbetto und gehe respektvoll die Auffahrt an. Dass ich die steile Straße zur Schule packe, beflügelt mich schon mal. Das Ganze geht überhaupt überraschend gut! Kein Vergleich zur Kalmit, die ich am liebsten fluchend fahren würde, wenn ich die Luft dazu hätte. Das ruft nach Belohnung – Schorle – also fahre ich gleich noch zwei Stockwerke höher nach Azzano ins Lädchen, Weißwein kaufen. Dort werde ich ob meines Italienischs gelobt. Die Maßstäbe liegen also nicht hoch.
Aufbruch: | 07.07.2019 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 20.07.2019 |