"Kommen Sie, kommen Sie!", "Schmatz ned so" und "Proszę wódki"
Niepołopice
Von engagierten Hochschwangeren und zerstörten Stockwerken
Nachdem wir in Kraków wunderbare Tage verbringen durften, führte uns der Weg ca. 25 km nach Osten nach Niepołopice. Dort wurden wir herzlich von verschiedenen Gastfamilien aufgenommen. Für mich und uns höchst bemerkenswerkt war, dass Klaudia, die die Unterkünfte organisiert hatte, zwei bis drei Wochen nach unserer Abreise ihr zweites Kind entbinden sollte. Dafür noch einmal ein ganz herzliches "Dziękuję bardzo!" (Vielen Dank). Vor der Reise habe ich mit großem Unbehagen an diese Tage gedacht. Denn da ich nur ein paar Brocken Polnisch kann, habe ich mich gefragt, wie ich mich verständigen soll, wenn in den Familien nicht Deutsch oder Englisch gesprochen wird. Wie so oft stellte sich diese Angst als völlig unbegründet heraus, da Klaudia sehr gut Englisch und auch Deutsch sprach. Beim Abendessen und gemütlichen Zusammensitzen konnten wir dann auch feststellen, dass es einige deutsche Wörter und Wendungen in die polnische Sprache verschlagen hat - wenn auch mit für uns seltsamer Schreibweise.
Eine Kostprobe gefällt?
Dach = dach
Dingsbums = wihajster
ganz egal = ganc egal
Hochstapler = hochsztapler
Flasche = flaszka
Schlauch = szlauch
Feierabend = fajrant
Gurke = ogorek
Von der Hektik und Zerstörung
Am nächsten Tag ging es ins Schloss von Niepołopice, wo wir eine Führung durch eine möglicherweise sehr gestresste und spaßbefreite Polin erhielten. Jedenfalls wurde ihr "Kommen Sie, kommen Sie!" zu einem weiteren Runnig Gag der Reise. Als sie erwähnte, dass der gesamte 3. Stock des Schlosses um 1800 von österreichischen Truppen zerstört wurde, entlockte uns das ein Schmunzeln. Daraufhin reagierte sie verständnislos. Offenbar hatte sie von uns Scham und Bestürzung erwartet. Unser deutscher Reiseleiter war erleichtert, dass einmal nicht die Deutschen, sondern die Österreicher schuld waren. Im Laufe der Führung entglitt ihr aber dann noch einmal ein flüchtiges Lächeln.
Außerdem erzählte sie uns von einer Heldengeschichte der anderen Art. Denn ausnahmsweise wurde nicht eine holde Maid von einem tapferen Ritter gerettet. NEIN! Dieses Mal rettete ein Mädchen einen Mann mit ihrer Armbrust. So soll's sein!
Schmatz, schmatz!
Nach der hektischen Besichtigung und verdienten lody (Eis) wanderten wir zurück zu Klaudias Elternhaus, wo bereits das Mittagessen auf uns wartete. Hier durften wir eine weitere polnische Spezialität genießen: Pierogi
Wer diese gefüllten Teigtaschen nicht kennt, versäumt etwas. Eine Frau aus dem Ort hatte für uns ca. 180 Pierogi mit 7 oder 8 unterschiedlichen Füllungen gemacht. Diese reichten von Erdbeeren, Blaubeeren und Apfel-Zimt über süßen Käse bis zu Fleisch und Spinat. Je nach Füllung gab es Schlag, Schmalz oder Butter dazu. Für eine Diät also wahrlich nicht geeignet.
Wer ist Maryo?
Am Sonntag stand ein Gottesdienst auf dem Programm. Doch was wir dort erleben sollten, war höchst überraschend. Denn nicht nur, dass um 8:00, 9:00, 10:00, 11:00 und 12:00 Messen gefeiert werden. Die Kirche war auch noch gesteckt voll. Dass der Gottesdienst auf Polnisch gehalten wurde, war nur ein geringes Problem. Wer sich im Ritus der katholischen Kirche auskennt, findet sich relativ schnell zurecht. Denn das Vater unser zum Beispiel ist durch seine besondere Melodie in fast jeder Sprache erkennbar. Einzig eine Frage beschäftigte uns: Wer ist dieser "Maryo", von dem ständig die Rede war? Außerdem hieß es in Verbindung mit ihm ständig "Królowa Polski". Für ein paar war das nur eine Scherzfrage, denn damit ist die Muttergottes Maria gemeint, die auch immer mit dem Beinamen "Königin Polens" angesprochen wurde.
Aufbruch: | 20.08.2019 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 30.08.2019 |