Radreise in Zeiten von Corona

Reisezeit: August 2020  |  von Klaus Lüttgen

Corona hat vieles bereits verändert - so auch das unterwegs sein. Ich habe versucht, mit möglichst wenig Berührungen, trotzdem auf Tuchfühlung mit den Menschen zu gehen und bin mit nur begrenzten finanziellen Mitteln, hauptsächlich durch die ehemaligen Ostgebiete gefahren. In Bleckede, etwa 75 Elbe-Kilometer von Hamburg entfernt, war Start und Zielpunkt meiner 1374 km langen Rad-Reise

1.Tag Bleckede - Lenzen 78 km

Ein steter Begleiter meiner Tour. Uralte Eichen

Ein steter Begleiter meiner Tour. Uralte Eichen

Da zieht was auf...

Da zieht was auf...

Um was es hier bei der Figur, nahe Lenzen an der Elbe geht, habe ich nicht herausgefunden - es war schon spät ich war durch nass vom Regen und bin dann weiter...

Um was es hier bei der Figur, nahe Lenzen an der Elbe geht, habe ich nicht herausgefunden - es war schon spät ich war durch nass vom Regen und bin dann weiter...

Die Brezeltante Anna Grieben - in Lenzen

Die Brezeltante Anna Grieben - in Lenzen

Entlang der Elbe - 1. Übernachtung Ferienwohnung an der Hauptwache - 40 Euro , normalerweise 65 Euro!

Bleckede. 02.08.2020 Das ca. 9500 Einwohner zählende Städtchen in Niedersachsen, liegt etwa 75 Elbe-Kilometer vor Hamburg. Mein Auto habe ich gleich gegenüber vom Bahnhof abgestellt. Es ist 8:12 Uhr - ich bin startklar und bewege mich in Richtung Elbufer. "Ach Sie sind aus dem Rheinland - das habe ich gleich erkannt" lacht die freundliche Frau als ich sie nach dem Weg frage. "Sie fahren besser mit der Fähre rüber auf die andere Seite - dort geht der Radweg über den Damm. Vor einigen Jahren bin ich wegen dem Musical Cats nach Köln gefahren, habe aber leider keine Eintrittskarte mehr bekommen - na dann habe ich mir den Film Bodyguard angeschaut - war auch sehr schön," strahlt die gebürtige Türkin und wünscht mir viel Glück auf meinem langen Weg gen Osten. Doch für die ersten beiden Tage, wird es für mich in südlicher Richtung, immer entlang der Elbe über Wittenberge nach Havelberg gehen. Dort schwenke ich dann ab vom Fluss und fahre in die Schorfheide und die Uckermark, dann zur Müritz und wenn es funktioniert wie ich mir das vorstelle, dann weiter hoch bis an die Ostseeküste. Soweit mein Plan.

Meine Frau Heidi hat mir vorsorglich die Taschen mit einem Riesen Haufen Tütensuppen, Müsliriegeln und Italienischer Salami befüllt - damit sollte ich bis auf den Zukauf von Brot, für die ersten 4 - 5 Tage, unabhängig sein - die Suppen reichen darüber hinaus. Danach muss ich wohl oder übel Lebensmittel dazu kaufen... Trinkwasser werde ich unterwegs auf den Friedhöfen finden. Mir ist klar, dass meine Unternehmung keine leichte Aufgabe sein wird, denn seit Corona ist vor allem Mecklenburg-Vorpommern endgültig zum Reiseziel Nummer eins der Deutschen avanciert.

Damit sind wir auch schon bei Problem Nummer eins. Alles auf der Strecke ist längst überbucht - in Brandenburg und in Meck-Vorpommern aber vor allem an der Küste sind alle Zimmer schon seit Wochen ausgebucht und auch die Campingplätze sind hoffnungslos überfüllt. Das werde ich unterwegs immer wieder feststellen. Doch weil ich sowieso meine Ruhe haben will und Menschenansammlungen tunlichst vermeide, habe ich auch nicht vor, mich da noch zwischen zu drängen. Womit wir trotzdem beim Hauptproblem sind. Denn Nähe ist heutzutage sowieso nicht wirklich erwünscht und aller Ortens nur mit Maske erlaubt. Auch dies wird mir während meiner Tour durch die ehemaligen Ostgebiete Deutschlands, immer wieder Bewusst.

Bei Neu Darchau geht's mit der Fähre rüber auf die andere Seite der Elbe. Mit meinem voll bepackten Anhänger hintendran lässt es sich hier auf dem Damm wunderbar rollen und schnell finde ich die passende Trittfrequenz. Mit 30 °- ist es ziemlich heiß und vereinzelt ziehen kleine Wölkchen über den blauen Himmel. Jedoch soll es laut Wetterbericht, bis auf ein Wärmegewitter am späten Nachmittag und wahrscheinlich auch Morgen nochmal, in den kommenden Tagen schön bleiben. Auf den Feldern entdecke ich ein paar Störche, die im hohen Gras herum waten und nach Fröschen Ausschau halten. Am nächsten Tag erfahre ich von einem Fachkundigen Passanten in Wittenberge, dass die Population der Störche auch in diesem Jahr erfreulicher Weise zugenommen hat.

Schwärmte ich meiner Heidi per Telefon soeben noch von dem schönen Wetter, türmen sich kaum eine Stunde danach dunkle Gewitterwolken vor mir auf. Dann regnet es Bindfäden und ein Unterstand ist nicht in Aussicht - also bleibt mir nichts anderes übrig, als durch den Regen weiterzufahren. Um näher an die Orte zu gelangen, verlasse ich den Damm und fahre bei strömenden Regen durch einen Auenwald. An einem Holzschild am Ortseingang von Lenzen bleibe ich stehen und Telefoniere mit sämtlichen Anbietern der Ferienwohnungen und Fremdenzimmer und den Hotels die hier aushängen - nichts zu machen alles belegt. Es ist bereits fast halb elf. Einige gehen wohl erst gar nicht mehr ans Telefon, denke ich mir. Doch dann probiere ich es nochmals bei dem Gästehaus an der "Hauptwache"

"Ich habe eigentlich nichts mehr frei aber..." "aber?!" frage ich. "Hm, da hat jemand kurzfristig abgesagt - na, kommen sie erstmal und schauen sich die Wohnung mal an, ich warte auf Sie an der Straßenecke gleich ein paar Hundert Meter, von dem Aushang entfernt, wo sie jetzt stehen." Die Ferienwohnung ist gerade neu renoviert und top in Schuss. Was soll ich dazu noch sagen. Herr Henning heißt mein Retter. "Die Wohnung ist heute kurzfristig abgesagt worden - kostet normalerweise 65 pro Nacht - sind sie mit vierzig Euro einverstanden? "Na und ob ich das bin Herr Henning. Haben sie recht schönen Dank dafür!

So kann es gehen - da habe ich gerade nochmal Glück gehabt und übrigens, geschlafen habe ich wie das sprichwörtliche Baby!

© Klaus Lüttgen, 2020
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 02.08.2020
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 18.08.2020
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Klaus Lüttgen berichtet seit 4 Jahren auf umdiewelt.
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