Radreise in Zeiten von Corona
5.Tag Lübbe See - Prälank See 86 km
Hinter dem Lübbe See gehts durch den Busch, vorbei an Drei Häuser und Morgenland in Richtung Templin
Hinter dem Lübbe See gehts durch den Busch, vorbei an Drei Häuser und Morgenland in Richtung Templin
5.Tag Lübbe See - Prälank See 86 km
"Es gibt eine Abkürzung um den See - dann brauchst'e nich wieder zurück nach Ahrendsdorf und dann hasste vier Kilometer gespart." Erzählte mir gestern Abend jemand am See. Gesagt - getan. Doch der Weg entpuppt sich bald als besserer Trail. Wurzelwerk und sandige Passagen wechseln sich ab - doch irgendwie komme ich durch, bis das rechte Rad meines Hängers von einer fetten Wurzel aufgehalten wird und mein Zug ins Straucheln gerät. Der Hänger kippt zur Seite und um ein Haar, lege ich mich daneben...
Ich komme wieder auf die Landstraße und fahre bis Templin durch ein zusammenhängendes Waldgebiet. Es ist heiß - am Friedhof fülle ich meine Wasserbehälter auf und fahre mit 4,2 Litern kühlem Nass weiter in Richtung Lychen - doch, obwohl Lychen durchaus auch kulturelle Reize bietet, wie zum Beispiel das schöne Jagdschloss, das ich kurz ablichte, hält mich hier nichts. Zu viele Menschen, zu viele Autos. Ich wähle da eher die Ruhe und fahre weiter. Platzkowsee, Zenssee, einer heißt sogar Köllnsee. Die Landschaft ist teilweise wie aus dem Bilderbuch und was mir besonders gut gefällt ist: Es liegt kaum Müll hier herum - das ist doch mal was. Im Gegensatz zu den Ballungsgebieten bei uns in NRW, deren Stadtgebiete vor allem die Parks, an den Wochenenden, teilweise im Müll versinken, möchte ich hier an dieser Stelle, dem Land allen Wegs, ein ganz großes Lob für die Sauberkeit aussprechen!
Wokuhl-Dabelow, Fürstensee, Alt Strelitz, ich kann mich heute irgendwie nicht für einen Ort zum haltmachen entscheiden. Hier bellen Hunde, da laufen Junge Leute mit Bier bewaffnet über den von mir zum Pennen anvisierten Fußballplatz - dann wird es düster als ich mich entgegengesetzt meiner inneren Haltung entschliesse, an den Wöblinsee zu fahren um auf dem dortigen Campingplatz am See mal zu schauen, ob es da wohl doch ein Plätzchen für mich gäbe. Na, diesen Ritt dahin hätte ich mir beileibe echt sparen können, aber es ist schon fast elf und ich rolle näher heran. Bereits aus zwei Kilometern Entfernung, höre ich die laute Musik, die mir vom Seeufer entgegen dröhnt - entpuppt sich doch der Campingplatz als reines Jugendcamp deluxe. Na, jetzt will ich es aber wissen, stelle meine Karre lässig ans Logo des Camp und gehe die Stufen hinauf zur jungen Dame ans Pult. " Na, die Musik hört bald auf dann können sie sicher schlafen und wenn's trotzdem laut ist, können Sie unseren Sicherheitsdienst informieren." Sicherheitsdienst?! Die Junge Frau kann Augen lesen und als sie merkt das ich ihr, "das mit dem Aufhören" nicht abkaufe, schwenkt sie ab und zeigt mir auf der Karte des riesigen Campingreal, ein Plätzchen im "ruhigeren Bereich "wie sie sich ausdrückt - für 26, 90 Euronen. Oh ja, ich habe meine Ferrarri gleich draußen geparkt, lächle ich. Nein, das war Spaß - danke, aber ich will den Platz nicht kaufen, ich will einfach nur ruhig schlafen! Iss Ok, ich glaub dass iss doch nix für mich, sage ich, steige die Stufen runter zu meinem Ferrarri und mache einen Abflug. Doch was Jetzt!? Ersteinmal weiterfahren. Ich komme an einem Feld vorbei. Als ich mit meiner Kopflampe näher rein schaue blicken mir wie so oft schon, Katzenaugen entgegen. Als ich nochmal hinsehe werden es mehr und auf einmal sind es drei - dann vier dann fünf Augenpaare. Verdammt das sind doch Waschbären! Und ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, mein Zelt am Ackerhain aufzubauen. Bloss das nicht. So putzig die Waschbären auch sind, so gnadenlos rauben sie dich aus - das habe bereits in Oregon und Kalifornien am eigenen Leibe erfahren müssen. Mitten in der Nacht, bin ich den Viechern hinterher, um mir meine Bananen und mein Müsli zurückzuholen. Die schlauen Biester hatten tatsächlich vollbracht, den Riegel vom Fressbehälter zu öffnen.I war ihnen dann hinterher gelaufen und konnte noch zwei Bananen zurückerobern... Mittlerweile ist es fast halb zwölf als ich bereits das zweite mal nach Userin hineinrolle. Hinter mir, höre ich Gesprächsfetzen von Leuten, die sich schnell nähern. Kurz darauf setzen drei e-bikes zum überholen an. "Hallo, ich möchte sie was fragen. Haben sie vielleicht eine Ahnung, wo ich mein Zelt heute Nacht ausnahmsweise auschlagen könnte - frage ich, noch ehe sie an mir vorbei sind. Ich habe leider nichts finden können und der Campingplatz am Wöblinsee ist total überfüllt."
Wer hätte das gedacht. Die Drei, sind Vater Mutter und Sohn und kommen von einer Feier aus dem Nachbarort. Sie halten sofort und beratschlagen umgehend, mir zu helfen. Dann sagt der Vater: Ja - dort unten am Prälank - ja am Prälank, stimmen Mutter und Sohn mit ein. Ich versteh zwar nur Bahnhof, aber was solls, Also Los, wir bringen dich dahin - ist bloß ein Kilometer von hier entfernt. Ich gebe mir Mühe dran zu bleiben - die ebike's gehen ganz schön ab. Doch schon ein paar Minuten später, stehe ich auf einem traumhaft ruhigen flecken Wiese mit Blick auf den Prälank See, der jedoch, nur noch schemenhaft zu sehen ist. Die Nacht ist Pech schwarz und ich bin Hundemüde. Aber was muss das muss. Ich lasse die drei nicht eher gehen, bevor ich dem Papa ein kleines Andenken verpasse. Hier Helmut, ein kleiner Karnevalsorden mit einem schönen Gruß aus Kölle und habt recht schönen Dank für eure Hilfe! Achja Klaus, Wir beide, meine Frau und ich waren so wie du, auch schon des Öfteren unterwegs in der Welt. Zuletzt sind wir noch in der Mongolei mit dem Wohnmobil unterwegs gewesen... Und wenn du morgen sehr früh wach wirst, dann wundere dich nicht über ein paar nackt Bader - die kommen jeden Morgen hierher, die sagen nix. Gute Nacht Klaus. Und weg waren die drei.
07.08.2020
Aufbruch: | 02.08.2020 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 18.08.2020 |