Radreise in Zeiten von Corona

Reisezeit: August 2020  |  von Klaus Lüttgen

16 und 17. Tag Pepelow - Bleckede 169,00 km -

Bald kann's wieder losgehn

Bald kann's wieder losgehn

Nahe der Schweinebrücke am Bächlein Grube, in Wismar

Nahe der Schweinebrücke am Bächlein Grube, in Wismar

Nahe der Schweinebrücke am Bächlein Grube, in Wismar

Nahe der Schweinebrücke am Bächlein Grube, in Wismar

Altstadtgasse in Richtung Markt

Altstadtgasse in Richtung Markt

Altstadtgasse in Richtung Markt

Altstadtgasse in Richtung Markt

Altstadtgasse in Richtung Markt

Altstadtgasse in Richtung Markt

Klassizistischer Bau aus dem 19.Jahrhundert. Das Rathaus der Hansestadt Wismar

Klassizistischer Bau aus dem 19.Jahrhundert. Das Rathaus der Hansestadt Wismar

Die Wasserkunst ist das Wahrzeichen von Wismar. Dieses Kunstwerk ist zwischen 1579 - 1602 nach Plänen des Utrecher Baumeisters Philipp Brandin errichtet worden.

Die Wasserkunst ist das Wahrzeichen von Wismar. Dieses Kunstwerk ist zwischen 1579 - 1602 nach Plänen des Utrecher Baumeisters Philipp Brandin errichtet worden.

Die Wasserkunst ist das Wahrzeichen von Wismar. Dieses Kunstwerk ist zwischen 1579 - 1602 nach Plänen des Utrecher Baumeisters Philipp Brandin errichtet worden.

Die Wasserkunst ist das Wahrzeichen von Wismar. Dieses Kunstwerk ist zwischen 1579 - 1602 nach Plänen des Utrecher Baumeisters Philipp Brandin errichtet worden.

Wasserkunst. Das Berühren der Figuren soll Glück bringen...Ich habe das Corona bedingt, wie auf dem Bild zu erkennen ist, nur angedeutet.

Wasserkunst. Das Berühren der Figuren soll Glück bringen...Ich habe das Corona bedingt, wie auf dem Bild zu erkennen ist, nur angedeutet.

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Figur am Gerhart-Hauptmann-Gymnasium

Figur am Gerhart-Hauptmann-Gymnasium

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...ich nix wissen

...ich nix wissen

...der Holzkopp weiss auch nicht, wo ich übernachten könnte

...der Holzkopp weiss auch nicht, wo ich übernachten könnte

Da zieht was auf. Schweriner See bei Bad Kleinen

Da zieht was auf. Schweriner See bei Bad Kleinen

Da zieht was auf. Kurz vor Schwerin.

Da zieht was auf. Kurz vor Schwerin.

Da zieht was auf. Kurz vor Schwerin.

Da zieht was auf. Kurz vor Schwerin.

Sport und Kongresshalle Schwerin

Sport und Kongresshalle Schwerin

Durch die Nacht nach Bleckede an der Elbe.

Durch die Nacht nach Bleckede an der Elbe.

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Quo Vadis

Quo Vadis

Es fährt mich durch die Nacht...

Es fährt mich durch die Nacht...

...?!

...?!

!

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Der Kreis schliesst sich - ich habe Bleckede gleich erreicht.
Klaus Lüttgen   www.rocktheroads.de

Der Kreis schliesst sich - ich habe Bleckede gleich erreicht.
Klaus Lüttgen www.rocktheroads.de

16 und 17. Tag Pepelow - Bleckede 169,00 km - plus Nachtfahrt!

Um kurz nach Zehn ist alles wieder verschnürt und verpackt. Es kann weitergehen. Jetzt weiß ich auch wie dieses kleine Dörfchen hier heißt. Von Pepelow aus, fahre ich nun am Salzhaff vorbei weiter über die Orte Boiensdorf - Stove - Blowatz und Groß Strömkendorf und schließlich Redentin, nach Wismar rien...
Ich glaube nicht, dass ich mit meinem Kurzbesuch dieser Geschichtsträchtigen Hansestadt Wismar, mit ihren wunderschönen gotischen Baudenkmälern, heute jedenfalls nicht, gerecht werden kann. Dennoch werde ich versuchen, ein wenig von dem Flair dieser ca. 45 tausend Einwohner zählenden Kreisstadt in der Wismarer Bucht gelegen, mit der Kamera einzufangen. Denn es ist wieder sehr heiß heute und zugegeben, spüre ich das in mir, so etwas wie "home run" brodelt. Dies liegt auch daran, dass für sehr bald schon, eine Wetter Änderung ansteht. Die schwüle Luft ist ein erstes Anzeichen dafür, dass sich ein Gewitter anbahnt. Sollte dies so sein, dann hoffe ich nur, dass ich dem entkommen kann. Sei es mit einer nächsten Übernachtung unter einem Dach und Fach oder...

Ich schiebe meinen Zug vorbei an der Kirche St. Nikolai und quere über die sogenannte Schweinsbrücke - einen schmalen Bach, der Grube. Wegen der Menschenmassen in der Fußgängerzone, brauche ich erstmal eine kleine Auszeit und genieße meinen Kaffee im Schatten schöner Fachwerkhäuser.

Ich stehe vor der Wasserkunst, dem Wahrzeichen von Wismar. Dieses Kunstwerk ist zwischen 1579 - 1602 nach Plänen des Utrecher Baumeisters Philipp Brandin errichtet worden. Hier komme ich mit einer sehr netten Dame ins Gespräch. Die Frau ist augenscheinlich sehr an Kultur interessiert. Als sie hört, dass ich heute noch nach Schwerin weiterfahre, meint Sie: "Ach dann sollten sie sich dort unbedingt mal das Schloss ansehen - nur ist das heute wegen einer Veranstaltung geschlossen - Sie können aber sicherlich trotzdem durch den Park gehen und so von außen einen Blick darauf werfen"..."Ich habe kaum eine Ahnung von geschichtlichen Hintergründen solcher Baudenkmäler" antworte ich der netten Hamburgerin. "Allerdings habe ich schon ein Herz für schöne Dinge und ich mag gute, aufwändige Arbeiten sehr" Tatsächlich hatte ich vorgehabt, mir das Schweriner Schloss anzuschauen - das es dann doch nicht dazu kommen würde, hatte einen anderen, triftigen Grund.

Mich treibt es wieder raus aus Wismar. Ich fahre über eine gut angelegte Fahrradstrecke, diese ab dem Dorf Mecklenburg, ja, so heißt dieses Dorf wirklich, an den Geleisen entlang nach Bad Kleinen an den Schweriner See führt. Unterwegs halte ich, wie solls auch anders sein, für Tomatenbrot mit Salamiwurst an einer schattigen Bank. Der Schatten entsteht allerdings nicht nur wegen der Büsche. Langsam ziehen immer mehr Wolken über mich hinweg und auch die Schwalben sammeln längst im Tiefflug ihre Mücken ein. Weiter in Richtung Schwerin, halte ich in Lübsdorf, an einem völlig unscheinbaren grauen Haus mit dem Hinweis "Ferienwohnung zu vermieten". Hatte ich ein paar Kilometer zuvor, von einer Passantin noch zur Antwort bekommen, " dass die meisten Anbieter hier am See, ausschließlich nur für mehrere Tage vermieten", werde ich an diesem grauen Haus, hierrüber leider sehr eindringlich, Gewissheit erlangen..."Was soll'n das werden"! ruft mir ein älterer Herr entgegen, als ich das Grundstück betrete um die Klingel am Haus zu betätigen. "Ich wollte fragen, ob die Ferienwohnung noch frei ist" "Aha, wohl nur für eine Nacht" wink er unfreundlich ab. "Haben sie denn eine Idee wo ich..."Na auf'em Campingplatz" fällt der Mann mir ins Wort und verschwindet in der Garage. Seeehhr freundlich von Ihnen - ich wer'ds so weitergeben und Tschüssi auch. Dann rolle ich wieder zur Straße. Mann war das ein Ar...... arroganter Sack, wollt ich hier in aller Deutlichkeit sagen!

Kurz vor Schwerin hatten sich bereits einige Gewitterwolken zusammengetan. Und als ich über die Chaussee in Richtung Bahnhof rolle, fallen ein paar erste, zaghafte Tröpfchen. Hallo Taxi. Taxifahrer wissen am besten wo's langgeht. Und deshalb frage ich den fülligen Fahrer nach einem Ausweg aus meiner Situation - doch entgegengesetzt meiner Annahme, es käme jetzt ein Tip rüber für eine Übernachtung, schüttelte der hilfsbereite Mann mit dem Kopf. "Hier in Schwerin ist alles dicht und die Anbieter der Ferienwohnungen"..."ich weiß schon", tat ich ab - "die Tuns unter zwei oder besser drei Tagen erst gar nicht". "Richtig" meinte er und dachte nochmal nach. "Hm, jetzt um die Zeit wird's schwer sein hier in Schwerin". Dann war er noch so freundlich und zeigte mir auf seinem Omelett - ähem Tablet, wie ich raus komm und in Richtung... na, ihr hab es sicherlich schon geahnt, ja. - Wie ich von hier in Richtung Elbe komme. "Was, da wollen sie heute noch hin"?! Das schaffen sie nie! "Ich weiß - aber was soll ich denn machen - so bin ich wenigstens in Richtung und probiere es unterwegs nochmal woanders".

Doch jetzt, wo ich es endlich ausgesprochen hatte, fasste ich den sehr undurchsichtigen Plan, dies zur Not auch durchzusetzen. Wenn ich unterwegs nicht noch durch irgendeinen Zufall oder so, doch noch was zum Pennen ergattern könnte - würde ich weiterfahren bis es nicht mehr geht - das stand nun für mich fest. Dass diese vage Vorstellung bereits einen Kilometer weiter, beim Wasser tanken auf dem Friedhof eingebremst wird, hatte ich aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen auf Touren, natürlich im Focus gehabt. Mittlerweile war es schon halb elf. Während ich meine Wasserbehältnisse fülle, höre ich es deutlich grollen. Kurz darauf erhellen Blitze den dunklen Friedhof. Der Friedhof macht mir keine Angst - wegen der Stille hier halte ich mich sehr gerne auf Friedhöfen auf. Auch die Dunkelheit macht mir gar nichts. Doch die Blitze und das Donnern hingegen, war da schon was anderes. Regen ist auch nicht schlimm. Den hatte ich auf meinen Touren durch Kanada und Alaska und in Washington State, über viele Tage hinweg immer wieder erlebt. Doch die Blitzerei, die ist gefährlich. Gerade dann, wenn du über weitläufiges Gelände fährst. Und das hatte ich nun vor. An der Kongresshalle in Schwerin steige ich vom Rad und gehe nochmal in mich. Soll ich's tun?...Mir bleibt Anbetracht der Situation kaum was anderes übrig. In der Bahnhofshalle jedenfalls, würde ich die Nacht keinesfalls verbringen. Ich stehe noch eine Weile unschlüssig in der Gegend herum, da spürte ich, wie das Grollen leiser wurde und die Blitze weniger. Dafür regnete es weiter - aber das war nicht so schlimm. Die Entscheidung schien mir hiermit abgenommen. Also auf gehts zur Elbe und dann rüber nach Bleckede!

Klein Roghan, Groß Roghan, Strahlendorf. Genau so, hatte es der Taxifahrer beschrieben. Strahlendorf liegt hinter mir - jetzt müsste ich bald Dümmer erreichen. Es nieselte immer noch - das war ok. Hauptsache es goss nicht in Strömen. So ein leichter Nieselregen nach all den schwül heißen Tagen hat durchaus auch was Positives. Ja, ich empfand das leicht kühlende Wässerchen jetzt sogar als kleine Labsal für meine Mühe.

Aha, da steht es auf dem Straßenschild. Dümmer. Na wäre ja auch ziemlich dumm gelaufen, wenn ich Dümmer verfehlt hätte. Na jedenfalls lagen die ersten gut 20 Kilometer seit meinem Wendepunkt, der Sport und Kongresshalle Schwerin, nun schon hinter mir. Gut, dass ich zusätzlich zu meinem Scheinwerfer, die Kopflampe aufhabe. Wenn auch nur hin und wieder mal ein Auto entgegen kommt, dann meist mit völlig überhöhter Geschwindigkeit! Deshalb mache ich kurz bevor die Blechschachtel mir nahe genug erscheint, den Kopfleuchter aus und bevor der Raser mich passiert, wieder an. Das macht Eindruck. Die Mehrzahl der Düsenjet - Piloten geht dann automatisch von der Pedale. Die Lernen es sonst nie. Leider ist das so - und ich will möglichst heil nach Hause kommen, traurig genug, dass immer und immer wieder Radfahrer durch diese rasenden voll Pfosten zu Tode kommen - ist doch war, Mensch!

Die Strecke nach Wittenburg führt immer mal wieder von Wiesen und Ackerflächen durchbrochen, durch kleine Wälder. Nebeldunst zieht auf. Der Nieselregen hat zugenommen, doch noch ist meine billige Regenjacke, gefühlt aus dem letzten Jahrhundert, nicht durch. Alles um mich herum ist still. Nur ab und zu höre ich eine Eule rufen und manchmal tauchen wie aus dem Nichts heraus, Fledermäuse auf und flattern plötzlich vor mein Gesicht. Ich bin müde. Nur noch das sirrende Geräusch meines Dynamos, dieses mich seit Stunden begleitet und das beständige auf und ab tänzeln meiner Beine, halten mich irgendwie noch wach. Zeitweise fahre ich beinahe selbst nicht sondern, Es fährt mich durch die Nacht. Vor Wittenburg zeigte mein Zähler die Hundert an. Jetzt mittlerweile in Vellahn angelangt, knapp über 120 . Dann fehlen, wenn ich's denn überhaupt schaffe sollte, noch etwa fünfzig Zähler mehr auf dem Tacho. Ich pedaliere also weiter. Fast wie in Trance fährt Es mich weiter nach Boiensdorf - ich habe das Elbufer erreicht. In Boiensdiorf ist alles still so wie Stunden zuvor auch schon in Wittenburg. Alles war längst zu Bett gegangen. Entgegen gesetzt meiner Hoffnung, gab es in Boiensdorf jedoch keinen Fährübergang. Auch fand ich trotz einiger herum Kurverei keinerlei Zugang zu einem Elbradweg. Schließlich gab ich die Sucherei auf und musste fast drei Kilometer zurückfahren, um dann rechts in Richtung Bleckede zu halten.

Dann verfahre ich mich erneut. Komme nach Gothmann, einem Örtchen, unmittelbar an der Elbe. Doch finde ich auch hier keinen Weg der mich an den Elberadweg führt. Ich funktioniere nur noch - Es fährt mich weiter durch die Nacht. Schließlich mache ich kehrt und biege von der Hauptstraße rechts ab nach Bahlen und biege einem Hinweis zufolge ein paar Kilometer vor Gülze wieder rechts ab. Der schlechte Radweg wird noch mieser und wird schließlich zum Wiesenweg. Mensch wäre ich doch bis Gülze und dann rechts ab...Ok - eine Siedlung ist in Sicht. Langsam wird es hell. Über einen Rüttelpflasterweg gelange ich nach und durch Bandkow oder so. Dann fährt Es mich in den neblig verhangenen Morgenhimmel hinein. Als in der Ferne eine Kirchturmspitze auftaucht bin ich mir sicher, dass ich hier richtig bin. Das ist der Kirchturm von Bleckede! Nur noch ein paar Kilometer dann hat Es mich geschafft. Das letzte Örtchen - Wendischthun. Was soll das bloss bedeuten? Na iss mir jetzt auch egal. Die Fähre - ich kann die Fähre sehen - sie ist blau - iss auch egal. Sie kommt grad rüber. Ich schaue auf den Tacho. 168,58 km - nur ein Hinweis, Es hat mich geschafft. Fasst Klaus. Drüben musst du nochmal ran - für einen einzigen Kilometer. Dann biste an deinem Auto.

Klaus Lüttgen August 2020

Mehr von Klaus findest Du hier: www.rocktheroads.de: 20.000 Orden für Alaska | Mein langer Weg nach Hause

© Klaus Lüttgen, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Corona hat vieles bereits verändert - so auch das unterwegs sein. Ich habe versucht, mit möglichst wenig Berührungen, trotzdem auf Tuchfühlung mit den Menschen zu gehen und bin mit nur begrenzten finanziellen Mitteln, hauptsächlich durch die ehemaligen Ostgebiete gefahren. In Bleckede, etwa 75 Elbe-Kilometer von Hamburg entfernt, war Start und Zielpunkt meiner 1374 km langen Rad-Reise
Details:
Aufbruch: 02.08.2020
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 18.08.2020
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Klaus Lüttgen berichtet seit 4 Jahren auf umdiewelt.
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