Radreise in Zeiten von Corona

Reisezeit: August 2020  |  von Klaus Lüttgen

9.Tag Lütgendorf​ - Greifswald 95,90 km

Eichen säumen seinen Weg...

Eichen säumen seinen Weg...

Mann ist der dick Mann! Eichen säumen seinen Weg...

Mann ist der dick Mann! Eichen säumen seinen Weg...

Der freundliche Herr Koch von der Touristinfo im Rathaus von Malchin, versorgte mich gleich erstmal mit frischem trinkwasser als ich dort auftauchte...

Der freundliche Herr Koch von der Touristinfo im Rathaus von Malchin, versorgte mich gleich erstmal mit frischem trinkwasser als ich dort auftauchte...

Erwin Junker ist passionierter Kanut und Segelflieger. Der Sauerländer aus Arnsberg  packte sofort sein smartphone aus der Tasche und zeigte mir den Weg um den schönen Kummerower See.

Erwin Junker ist passionierter Kanut und Segelflieger. Der Sauerländer aus Arnsberg packte sofort sein smartphone aus der Tasche und zeigte mir den Weg um den schönen Kummerower See.

Kirche in Schönfeld

Kirche in Schönfeld

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Auch nach diesem Schönen Sonnenuntergang war ich lange noch nicht am Ziel für heute...

Auch nach diesem Schönen Sonnenuntergang war ich lange noch nicht am Ziel für heute...

...und zum Schluß blieb mir als einzige Option nur noch das Acker....Dieses Bild ist am frühen Morgen danach entstanden.

...und zum Schluß blieb mir als einzige Option nur noch das Acker....Dieses Bild ist am frühen Morgen danach entstanden.

Bild vom Sonnenaufgang am nächsten Tag

Bild vom Sonnenaufgang am nächsten Tag

9.Tag Lütgendorf​ - Greifswald (kurz davor, Acker) 95,90 km

Nach einer doppelten Portion Müsli bin ich gerüsstet für den ersten Part der heutigen Etappe. Meine Wasser Behälter habe ich gestern Abend vorsorglich mit Wasser aufgefüllt und zum Kühlen in den Kühlschrank gelegt. Für ein paar Euros, hatte mir die hilfsbereite Wirtin gestern Abend noch die schmutzige Wäsche in die Waschmaschine gesteckt - die hänge ich jetzt noch schnell von der Leine, bevor ich mich nach einer erholsamen Nacht, um kurz nach Zehn wieder auf den Weg mache. Ich wäre zwar gerne noch für eine weitere Nacht geblieben, weil mir dies ländliche Idyll hier sehr zusagt - doch leider ist die Ferienwohnung schon für heute und auch die Wochen danach, komplett ausgebucht. Mein erstes Ziel heute, ist Malchin. Dort besorge ich mir neues Kartenmaterial und Lebensmittel. Über Klocksin komme ich bei Dahmen an den Malchiner See und fahre über eine einigermaßen gut zu befahrene L 20 nach Seedorf und Basedow weiter. Nach 26 km erreiche ich bei mittlerweile wieder über 30°- Hitze, Malchin. Nach meinen Besorgungen gehe ich mal in die Touristinfo ins Rathaus und treffe auf einen sehr freundlichen Mitarbeiter, der mir gleich mal die Toilette aufschließt, damit ich meine beiden Trinkflaschen mit Frischem Wasser füllen kann. Horst Koch heißt er und staunt nicht schlecht, als er meinen kleinen Karnevals Anhänger draußen auf dem Vorplatz in Augenschein nimmt. Er macht gleich mal ein Foto. Horst ist auch ein passionierter Radfahrer. "Sie werden es nicht glauben Herr Lüttgen" sagt er - "bin ich doch auch im Karnevalsverein, dem einzigen übrigens in der Gegend hier. Der Ort heißt..."Na welch ein Zufall sage ich - obwohl, ich glaube nicht an Zufälle. Dann schon eher an Schicksal lache ich. Ihre ausgesprochene Freundlichkeit lob ich mir sehr Horst. Und so schenke ich dem lieben Mitarbeiter des Touristbüro in Malchin - für seine Hilfsbereitschaft, ein Andenken aus Kölle - einen kleinen Orden aus den Siebzigern.

Das wird nicht die einzige "Ordensverleihung" heute sein. Nur 15 km weiter, am Kummerower See, treffe ich am Bade Ufer des schönen Campingplatz Gravelotte, auf den Kanuten Erwin Junker. "Ich war schon über viele Gewässer in Europa unterwegs" erzählt der etwa 60-Jährige aus Arnsberg im Sauerland. Hilfsbereit schaut der kundige Wassersportler auf seinem smartphone, ob der Radweg am Uferrand weitergeht. Ich spiele schon mit dem Gedanken, für heute Schluss zu machen und hier auf dem schönen Platz mein Zelt aufzuschlagen - doch stehen erst gut vierzig Kilometer auf meinen Tacho und wer weiß schon, ob es hier so schön ruhig bliebe. Nein - ich bin ausreichend Campingplatz - geschädigt und entschließe mich dagegen. Schade, denn mit Erwin Junker hätte es noch über weitere Stunden, genügend Gesprächsstoff gegeben, dessen bin ich mir sicher. So verabschiede ich mich mit einem schönen Gruß aus Köln und einem kleinen Fest Abzeichen für Erwin Junker.

Schönfeld - Demmin - Loitz, danach wird es langsam Düster. Ich liebe es so durch das Abendrot zu fahren, die Straßen sind leerer und endlich weht von der nahenden Ostsee ein lindes Lüftchen und verschafft mir Abkühlung. Doch diese Dunkelfahrten machen jetzt umso schwieriger, ungeachtet durch die Dörfer zu fahren. Jedes Mal wenn ich an einer Dorf Bank, an der Ecke anhalte um mich zu orientieren, ob ich vielleicht ganz in der Nähe auf dem Fußballplatz oder einem Stückchen Wiese ein Plätzchen fände, knurrt der wachsame Bello in Nachbars Garten und stimuliert anschließend mit lautem Gebell, all seine Freunde zum Gefecht um - den "Fremden" in die Flucht zu schlagen.

Etwa zehn Kilometer noch bis Greifswald. Irgendwo zwischen Dersekow und Hinrichshagen nimmt der Verkehr trotz Dunkelheit stark zu. Der Radweg gleich neben der Strecke ist kurz vor der Fertigstellung und noch nicht freigegeben. Pah - bevor ich mich hier umfahren lasse, umfahre ich die Absperrung und rolle über nigelnagelneuen Asphalt neben dem rasenden Verkehr in Richtung Greifswald weiter. Noch ein paar Kilometer davor, ziehe ich die Reißleine - Ich will jetzt endlich pennen! Ich biege von der "Rennstrecke" rechts ab auf ein weitläufiges Ackerfeld und schiebe meinen Tross, etwa dreihundert Meter von der Straße entfernt über den Wiesenpfad bis hinter eine kleine Ansammlung von Büschen. Hier baue ich flugs mein Gehäuse ohne Innenzelt auf und verabschiede mich für heute mal, ins Reich der Träume...

© Klaus Lüttgen, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Corona hat vieles bereits verändert - so auch das unterwegs sein. Ich habe versucht, mit möglichst wenig Berührungen, trotzdem auf Tuchfühlung mit den Menschen zu gehen und bin mit nur begrenzten finanziellen Mitteln, hauptsächlich durch die ehemaligen Ostgebiete gefahren. In Bleckede, etwa 75 Elbe-Kilometer von Hamburg entfernt, war Start und Zielpunkt meiner 1374 km langen Rad-Reise
Details:
Aufbruch: 02.08.2020
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 18.08.2020
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Klaus Lüttgen berichtet seit 4 Jahren auf umdiewelt.
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