Radreise in Zeiten von Corona
8.Tag Plauer See - Lütgendorf - 53,90 km
Hier befinde ich mich eindeutig auf dem falschen Weg. Auch die Streckenführung in der Schwinzer Heide lässt sehr zu wünschen übrig!
Ein typisches Überbleibsel aus vergangenen DDR - Tagen. Gartenkneipe und Imbissbude in Alt Garz. Hier habe ich leckeren Kaffee getrunken und auch der Apfelkuchen war Himmlisch!
Glück muss man auch mal haben. In der kleinen Ferienwohnung in Lütgendorf habe ich ausgezeichnet übernachtet und dies für ganze 38 Euronen!
8.Tag Plauer See - Lütgendorf - 53,90 km
Um 6:34 Uhr bin ich wieder unterwegs. Auf dem Platz konnte ich keinen Offiziellen antreffen und offen gestanden, war es mir dann doch zu aufwendig um noch länger zu warten, bis heute am Sonntag, endlich mal jemand das Büro aufmacht...
Schnell wird es wieder zu heiß. Am Nordufer des Plauer See halte ich an der Nationalparkverwaltung und komme sogleich mit einem Angestellten, der seinen Dienst gleich antritt, ins Gespräch. Der freundliche Mann verkauft mir, obwohl offiziell noch nicht geöffnet ist schon mal einen Kaffee. Wie es denn hier in der Gegend mit Arbeit aussehe, frage ich Ihn. Solch eine Arbeit wie die ihre würde mir auch schon passen, sage ich. "Och hör mir auf, winkt er ab - den Job habe ich auch nur im Sommer," erzählt der etwa Fünfzig Jährige Mann. "Im Winter bin ich arbeitslos. Bin selbst froh das ich den Job wenigstens für ein paar Monate im Jahr ergattert habe. Vorher habe ich auch schon mehrmals eine Reha gemacht - so wie du." Das mit der Arbeit hier lacht er, war echt Glücksache!"
Über eines sind wir uns ganz sicher einig geworden. Nämlich, dass kaum jemand der arbeitenden Bevölkerung versteht, dass weiterhin, viele Milliarden an Geldern nutzlos verschwendet werden, anstatt dieses Geld in Arbeitsprogramme, wie den Schutz und die Renovierungen von Schulen und Kitas zu investieren. Es wäre sicherlich machbar, und vor allem im Hinblick der Integration ein deutliches Signal, deutsche als auch ausländische Bürger für solche Projekte zusammenzubringen. Niemand versteht wirklich, das sowas weiterhin nicht ermöglicht wird - oder doch? ! Vielleicht die verantwortlichen Politiker - die wissen genau warum - denn sonst würde dies ja längst anders gehandhabt.
Das was mir der Mann soeben erzählt hatte, machte mich gleich hellhörig und erinnerte mich sofort an meine eigene Situation. So bin ich selbst vor kurzem erst aus einer monatelangen Reha gekommen - mit dem eindeutigen Ziel, über einen nächsten Schritt, einer BRT Maßnahme endlich wieder in Arbeit zu kommen. Mein Antrag diesbezüglich läuft bereits und meine Hoffnungen und Eigeninitiative in diese Maßnahme sind sehr hoch - auch weil die BRT längst der Rentenversicherung mitgeteilt hatte, dass meine Motivation sehr hoch ist und auch seitens meiner 6 monatigen Reha, wurde im Entlassbericht, mehrmals auf die Wichtigkeit dieser gezielten Maßnahme hingewiesen - hege ich Hoffnung. Meine Ärztin und der Sozialhelfer unterstützten diese Empfehlung. Auch aus diesem Grunde, habe ich meiner Tour allumfassend den Titel, Radreisen in Zeiten von Corona gegeben, nicht nur deswegen, weil ich die Problematik des Unterwegsseins während der Pandemie aufzeigen will, sondern weil ich auch etwas über meinen eigenen Antrieb erzählen möchte. Corona hat so vieles verändert!
Am Badestrand in Alt Schwerin, verschaffe ich mir ein letztes Mal Abkühlung im Plauer See, bevor ich kurz vor Jabel einen Schwenker in Nord östliche Richtung mache und ab dort in Großrichtung Greifswald halte. Eine Zeitlang führt die Wegstrecke durch ein größeres Waldgebiet - der Schwinzer Heide. Doch heute schafft es der Wald nicht, mir etwas Kühlung zu verschaffen. Die schwüle Luft steht förmlich - und die Mücken fliegen tief und lassen nicht mehr von mir ab. Irgendwann mache ich einen Abzweige Fehler und biege nach links in einen Sandweg. Eine vermeintliche Abkürzung! Keine hundert Meter - Game Over! Ich kehre um und fahre den längeren part. Das ist auch gut so - wahrscheinlich wäre dieser, wie schon so viele andere, falsche Abzweige auf meiner Tour durch den Osten, irgendwo im Nirvana geendet.
In dem kleinen Örtchen Alt-Garz halte ich meinen Zug an einer Garten - Konsum - Kneipe, einem Kleinod, das noch aus der DDR-Zeit übrig geblieben zu sein scheint. Hallöchen ist das der Sonderzug nach Pankow? rufe ich. Als sich nach dem zweiten ansatz meiner Melodei immer noch keiner meldet, werde ich mutig und schreite durch das Gartentörchen durch -Immerhin könnte ja ein großer Bello hier auf mich warten...wie schon so oft zuvor erlebt...
Jahaa. An der Türe isst ne Klinke. Oder sowas ähnliches, schallt es zurück. Als ich eintrete in den Raum, bin ich erst einmal überrascht, wie Kühl es in der Laube ist. Ein Gast - besser gesagt eine Gästin, verabschiedet sich gerade. Die Frau ist offensichtlich hier aus der Gegend, hat ein paar Eier und eine Gurke und Tomaten eingeholt. Alles wohl aus dem eigenen Kneipengarten des Kneipiers. Ob ich wohl auch so ein leckeres Stück Apfeltorte und einen großen schwarzen Kaffee bekommen dürfte, strahle ich, ob der angenehmen Kühle im Gehäuse. Und bitte - von den Tomaten würde ich gleich auch ein paar mitnehmen wollen. Krisste - ich Pflück dir gleich ein paar ab - sagt der Wirt und verschwindet sofort im grünen Wirrwarr seiner Pflanzen. Die Wirtin, seine Frau, holt mir den Kuchen und den Kaffee. Ach wie schön kühl ihr es hier habt, schwärme ich beinahe lallend noch einmal, als der Chef zurück kommt - so als hätte ich einen Hitzeschock abbekommen.
Es gibt manchmal so Momente, wo man jemanden trifft und es dann direkt funkt mit der Konversation -ihr wisst was ich meine. Dies war einer dieser Momente.
Schnell kommen wir vom Hölzchen zum Stöckchen und landen wie solls auch anders sein - na, klar bei der Politik. Nein, ich werde hier jetzt nicht all das wiedergeben, was wir dann so geplaudert haben - nur so viel. Ich konnte etwas mitnehmen, denn die beiden Rentner, die dieses Lauben Geschäft nur noch als Hobby sozusagen betreiben, waren wirklich ganz nette Gastgeber. gib mir Fünf Euro na denn iss et juut, meint die freundliche Herrin des Hauses als ich mich verabschiede - und ich versicherte, dass ich mit meiner Heidi nochmal wieder komm, um euren leckeren Kaffee und Kuchen zu genießen!
Ein paar Kilometer weiter lese ich auf dem Schild am Ortseingang Lütgesdorf. Oh wie ähnlich mir das klingt - heiße ich doch Lüttgen mit zwei t allerdings. Nun ja. Kaum einen Kilometer weiter, lese ich am Ortseingang von Blüchershof, Ferienwohnung frei! Na denn schnell das Handy gezückt. doch zu meiner Enttäuschung muss ich leider erfahren, dass, "mein Sohn hat vergessen das Schildumzudrehen - wir sind leider schon belegt" Doch fragen Sie mal auf dem Gutshof nach". Gesagt getan. Auf dem Gutshof nur 200 Meter weiter, kommt auf mein Klingeln hin, eine nette ältere Frau aus dem Treppenhaus, mir entgegen und ruft auf mein Begehr gleich mal die Besitzerin des alten Gemäuers an und reicht mir damit das Handy rüber. Volltreffer! "Sind sie mit 35 Euro einverstanden - dann fahren Sie zurück nach Lütgersdorf und klingeln am zweiten Backsteinhaus auf der Bahnhofstraße - ich warte dort auf sie". Ich bin so in zehn Minuten bei Ihnen antworte ich und bedankte mich schnell bei der Vermittlerin. Dann trete ich in die Pedalen. Endlich eine Übernachtung im Bett freue ich mich auf der kurzen, schnellen Fahrt zurück. Und als ich den Raum - eine ganz einfache Wohnung mit knirschenden alten Holzbrettern unter den Füßen betrete und die freundliche Wirtin versichert wie ruhig es hier ist, bin ich natürlich einverstanden. Sehr sympathische Wirtin und vor allem, eine sehr saubere die einfache Wohnung, so mag ich es! "Und wenn sie heute Abend noch ein Bad im See nehmen wollen, den See finden sie hier ganz in der Nähe" erzählt sie und ich bemerke jetzt erst an ihrem Haar, dass sie gerade von diesem See zurückgekommen war...
Oh wie wohl ist mir am Abend, - zum See bin ich heute dann nicht mehr gefahren, dafür bin ich viel zu groggie und allzu versessen auf eine einfache Dusche und dann gar nichts mehr, außer endlich mal eine heiße Tütensuppe, dann vielleicht noch ein paar Zeilen draußen im Garten um mich schließlich von dem quakenden Frosch im Teich nebenan, ganz gemach ins Bett lullen zu lassen, mehr, wäre mir heute, viel zu viel...
Aufbruch: | 02.08.2020 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 18.08.2020 |