Simson Tour 2020 durch Bayrisch-Sibirien

Reisezeit: Mai / Juni 2020  |  von Flaps !

Abfahrt & Tag 1: Naturnahe Übernachtung Tag 1

Pennen im Sacktal

Als wir den Pass hinunter gefahren waren teilte sich die Straße.

Links eine schmale geschlängelte Straße, in ein enges Tal....
Rechts ging unsere geplante Strecke weiter.

Also links! "Da finden wir bestimmt irgendwas."

Doch zunächst rollten wir ein ganzes Weilchen das Tal hinunter ohne was passendes zu finden. Zu einsichtig, zu eng oder schlicht zu nass.

Wir drehten um und auf dem Rückweg zur Kreuzung bog ich einfach rechts in einen Waldweg ein. Dieser gabelte sich kurz hinter der Straße. Rechts ging es in den Wald rein und geschottert steil hoch. Auf der linken Seite gab es einen alten Wirtschaftsweg der nur leicht anstieg und in eine nicht all zu alte Schonung führte.
Dieser Weg war total zugewachsen. Das Gras und einige Disteln standen knapp einen Meter hoch. Nur zwei ganz schmale Pfade im Reifenabstand führten hier entlang.

"Ich fahr mal und schaue" ... und es war ein rechter Scheiß.
rutschig nass und hohes Schneidegras. Aber eigentlich doch ideal, da der Weg eine leichte Krümmung machte und somit nicht bis zum Ende einsehbar war.
Hinten war eine stark zugewachsene Lichtung. Eigentlich perfekt!
" Jungs ein guter Platz hier bleiben wir. Besser wird es nicht mehr!"
Ich hatte auch keinen Bock mehr ewig umher zu suchen und Zeit zu verlieren. Es war schon ca. 19:00 Uhr und die Russen kommen immer früh!
(Insider Gag aus den vorherigen Touren)

Der "fast" perfekte Zeltplatz... abgelegen mit fließendem Wasser

Der "fast" perfekte Zeltplatz... abgelegen mit fließendem Wasser

Distelhalde

Durch das hohe Gras konnte man nicht wirklich erkennen wie der Untergrund war. Zunächst wurde vorsichtig mit den Schuhen, eine für das Zelt passende, halbwegs ebene Fläche ertastet.

Dann rasch die dicken Lederhandschuhe angezogen und Disteln samt Wurzelwerk entfernt. Es hatte so viele, dass es auf ein Paar nicht ankam und die stacheligen Drecksdinger piksten sogar durch die Handschuhe! Somit sicher auch nicht gut für den Zeltboden.

Beim reinstecken der Heringe bemerkte ich, dass wir auf einer alten Bauschutthalde angelangt waren, die so langsam überwuchert war.
Im Grunde ganz OK, gute Drainage, bloß die Heringe fanden kaum den Weg in den Boden.

Aufbau abgeschlossen

Aufbau abgeschlossen

Irgendwann standen die Zelte, Die Lumas waren prall gefüllt und jeder hatte seine Koje schön eingerichtet.

Erfreulicher Weise gab es so gut wie keine Stechmücken, was sicher an der feuchten Kälte im Sacktal lag.

Da stellt sich natürlich die Frage: Lieber frieren und keine Stechheimer oder angenehm warm und verzwiebelt werden.
==> Die scheiß Kälte hatte also doch etwas Gutes.
Einfach die Moped Klamotten bis in den Schlafsack anlassen!

Wir rodeten noch ein kleines Plätzchen für die mitgebrachte "Falt-Einbau-Küche" mit Gaskocher, Grill und Arbeitsplatte. Der Grill wurde angeworfen und die mitgebrachte Kohle wurde angezündet. Der aufsteigende leichte Rauch vertrieb die restlichen Fliegetiere sogleich und es duftete bereits nach angebratenem Speck mit gerösteten Zwiebeln.

Küche wird eingerichtet

Küche wird eingerichtet

Oh Schreck! Wene bekommt die Panik und den Kontrollzwang

Wir hörten ein >Bib, bib, bib< und lautes Motorengeräusch, dass immer näher kam. Dann sahen wir zwischen den Bäumen einen Holzlaster den Hang hoch fahren.
Wene sogleich "Shit, wenn wir den sehen, sieht der bestimmt auch uns! Das gibt Mecker und Ärger. Jungs macht das Feuer aus und versteckt euch !!!"

Tja, Waldschrade können heimtückisch sein! Aber der weiß doch nicht das wir da sind, warum soll er suchen? Außerdem nehmen wir all unseren Abfall wieder mit (...wie immer)

Egal Wene legte sogleich seine blaue Kutte ab und joggte den Weg zurück und den Schotterweg hoch. Er wollte begutachten und kontrollieren wie gut unser Zeltplatz einsehbar war.
Gefühlte 2 min später war er zurück. Er hatte den Berg erklommen und berichtete.

"Jungs ganz schlecht, Vor allem das silberne Zelt von Flaps ist wie eine Signallampe im Dunklen Grün. Auch die Roller fallen auf. Echt Scheiße."
Er war aufgebracht und kurz vor dem Vorschlag den Standort zu wechseln.

Stoney hörte zu und zog die Stirn in Runzel. "Hmmm und jetzt?"

Ich sagte: "Komm, wer wird hier schon Stress machen? Die wollen doch am Freitag Abend auch kein Akt mehr machen."

Wene meinte: "Oh die Jungs sehen das ganz anders. Die machen Stress!"

Ach Wene es wird auch gleich dunkel. ... Wene: "Dann sieht man das Grillfeuer". Zugegeben, der Grill dampfte nicht schlecht als wir das ölgetränkte Fleisch auflegten.

Wene und sein Schreckgespenst der Waldschrad

Wene und sein Schreckgespenst der Waldschrad

Risiko gehört zum Spiel

Wir diskutierten gar nicht über das Abbauen und Umziehen. Beschlossen aber wenn ein Fahrzeug vorbei fuhr uns nicht groß zu bewegen, da Bewegungen gerne auffallen.

Das Essen war vorbereitet und es gab im Grunde keinen Weg zurück für diesen Abend.

Outdoor Küche

Outdoor Küche

Das besondere Zelt.

Ich hatte von meinem Sohnemann das super-geile Luxus 2 Mann Zelt.

Innen schwarz damit die Sonne einen nicht weckt, ... und außen silbern damit die Hitze reflektiert wird und es innen angenehm kühl bleibt.
Das Zelt hatte zusätzlich sogar einige Lüftungsklappen.
Lauter Vorteile die in dieser Situation kein Arsch braucht !!!

Es war kalt, feucht und es glänzte wirklich wie ein funkelnder Diamant auf einer schwarzen Samtunterlage.

Da kann Mann doch was machen! Überall wuchsen neben den Disteln auch ein Kraut mit riesigen Blättern. Das eignete sich gut um die Form des Zeltes zu unterdrücken. "Sauber Tarnen!"

(Später fand ich heraus das das Kraut >Pestwurz< heißt, weil es im Mittelalter gegen Pest eingesetzt wurde.)

Camouflage-Look bricht die Konturen !

Camouflage-Look bricht die Konturen !

Tarnen und Täuschen

Ruck zuck war das glänzende Zelt etwas abgedeckt.
Da meine Haarpracht in gewissen Regionen ebenfalls etwas dürftig war, konnte es auch nicht schaden die glänzende Platte etwas zu tarnen.

Gelassenheit in "ernster" Situation

Gelassenheit in "ernster" Situation

Stoney optimierte auch noch gezielt meine orangen farbige Schwalbe. Die in signal orange sicher in der grünen Hölle ein Hingucker war.

Wie immer hatte ich ja bereits mit Müllsäcken mein Gepäck gegen den Morgentau und die Feuchtigkeit abgedeckt.

In Verbindung mit dem Grünzeug sah die Kiste aus wie ein überwucherter Müllhaufen.

Also beste Tarnung ....

Auch das Moped will getarnt werden. Müllhaufen-Look leicht überwachsen

Auch das Moped will getarnt werden. Müllhaufen-Look leicht überwachsen

Saubohnen mit Zwiebel und Speck. Das Traditionsgericht

Seit einigen Touren hatte es sich eingebürgert, dass ich Bohnen mit nehme.
Mit etwas Brot und Bier und der heilenden Wirkung der Zwiebel ist für ausreichende Zeltheizung bei kühlen Nächten gesorgt.

Außerdem schmeckt es geil.
Heute schlemmten wir, denn es wurde zusätzlich noch das über den Tag gereifte Frischfleisch auf den Grill geworfen.

Ein Festschmaus ohne Gleichen. 2 Fläschchen Rose Wein dazu, der dank der niedrigen Außentemperatur perfekt angerichtet war. Wene und ich (Flaps) waren glücklich und vollgestopft.

Stoney kämpfte mit zwei Schweinehälsen und einer Dose alkfreiem Radler

Festtagsschmaus

Festtagsschmaus

Vorspeise, Hauptspeise und Dessert.

Ich hatte 2 Rindersteaks dabei die ich ebenfalls mit letzter Kraft in mich rein presste. Irgendwo muss die körpereigene Heizung bei der beschissenen Kälte ja her kommen.

Am nah gelegenen Bach konnten wir unser Essgeschirr super reinigen und für das Frühstück vorbereiten.

Das Bächlein hinter der DIstelhalde

Das Bächlein hinter der DIstelhalde

Ein toller Tag ging zu Ende.
Neben ein paar knappen Träcker-begegnungen, der durchdringenden feuchten Kälte und der ungewohnten Schlafgelegenheit überwog dennoch der Spaß an der Sache, die freundschaftlichen Späße und frotzeligen, lustige Kalauer und überaus tiefsinnigen Lebensweisheiten.

Das Resthirn war ausgehängt und ordentlich gelüftet.

"Gute Nacht John-Boy"

Stoney und sein üppiges Schlafgemach

Stoney und sein üppiges Schlafgemach

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Jubiläums-Ausfahrt. 10 Jahre plagen sich alte Säcke jedes Jahr auf´s neue mit ihren Simson Mokicks rum. Fahrten die viel zu lange sind, Berge die zu steil sind, Technik die veraltet ist und viel zu viel Gepäck. Die besten Grundlagen für viel Spaß und Abenteuer. Auch wenn ab und an der Körper schon zwickt.
Details:
Aufbruch: 30.05.2020
Dauer: 4 Tage
Heimkehr: 02.06.2020
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Flaps ! berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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