"Das Grüne Band Deutschland" - ehemalige innerdeutsche Grenze
15.05.: Vom "Wasserreich" ins Wendland
Die DDR-Grenzsäulen (auch DDR-Grenzpfähle genannt) waren Markierungen der Staatsgrenze der DDR und wurden erstmals im Herbst 1967 an der innerdeutschen Grenze aufgestellt.
Der Standort war anfangs etwa ein Meter hinter der Grenzlinie, später wurden sie etwa 5 bis 10 Meter auf DDR-Gebiet zurückversetzt. Grund waren Beschädigungen von westdeutscher Seite aus.
Die Grenzsäulen trugen unterhalb der Säulenspitze ein Schild mit dem Staatswappen der DDR und dem Staatsnamen. Anfangs handelte es sich noch um Plaketten aus Kunststoff, die mit einem mehrfarbigen Staatswappen bedruckt waren. Später wurden die Kunststoffplaketten gegen Reliefschilder aus Aluminiumguss ausgetauscht. Die Säulen waren rückseitig mit einer Nummernplakette versehen.
Die Säulen hatten einen Querschnitt von 22 cm im Quadrat und ragten je nach Standort 180 bis 210 cm aus dem Boden. Ihr Gewicht betrug etwa 400 kg. Aus der Spitze der Säule ragte ein 10 bis 15 cm langer Eisenstab. Dieser sollte verhindern, dass sich Vögel auf die Säule setzten und sie beschmutzten. Die Lackierung der Säulen verlief schräg von oben nach unten in den Farben schwarz - rot - gelbgold.
Insgesamt wurden 2735 Säulen von Pionierkräften der Grenztruppen aufgestellt. Die Säule mit der Nummer 1 stand am Priwall (Ostsee), Nr. 2735 im Dreiländereck BR Deutschland – DDR – Tschechoslowakei. Die Nummern waren in den Stabskarten der DDR-Grenztruppen aufgeführt.
(Quelle: Wikipedia)
5 Themenbereiche werden hier behandelt:
Grenze und Machtsicherung
Wie durchlässig war die innerdeutsche Grenze?
Natur und innerdeutsche Grenze
Alltagsleben im Grenzraum
Grenzöffnung
Samstag, 15.05.: Schlagsdorf - Ratzeburg - Schaalsee - Rüterberg - Gorleben
Um 9 Uhr haben wir einen Termin mit Herrn Wagner, der das Informationszentrum Grenzhus Schlagsdorf betreut. Herr Wagner verfügt über beeindruckendes Wissen und schafft es, uns in kurzer Zeit einen guten Überblick zu verschaffen, wie sich das damals mit der innerdeutschen Grenze hier zwischen Ostsee und Elbe gestaltete und auch wie die Situation sich im Laufe der Jahre entwickelte. 2001 wurden originale Elemente aus ehemaligen DDR-Grenzsperranlagen sowie Nachbauten in einem Außengelände aufgebaut. Wenn man das so nah sieht, ist die Vorstellung, was es damals hieß, "eingesperrt" zu sein, eine sehr beängstigende.
Da wir noch viel Weg und ebenso viele Reisepunkte vor uns haben, können wir uns nicht so lange aufhalten, wie dieser beschauliche Ort es anböte. Für alle, die hier in der Gegend mal Urlaub machen sei erwähnt:
es lohnt sich, hier einen ganzen Tag zu verbringen. Es gibt einen "Grenzparcour" (3,5 km langer Weg mit Stationen, die von historischen Ereignissen berichten). Für Wander- und Naturfreunde empfiehlt es sich, die ca. 8 km lange Wanderung um den Mechower See einzuplanen. Die Natur konnte sich jahrelang frei entfalten. So frei, dass es irgendwie tatsächlich passierte, dass hier sogar Nandus in freier Wildbahn leben - so viele inzwischen, dass sie bereits zur Plage für die Landwirte würden - erzählt uns Herr Wagner.
www.grenzhus.de
Bevor wir Schlagsdorf verlassen, gibt es einen kurzen "must-stop" beim OST-ZWEIRÄDER Motorshop - direkt gegenüber vom Grenzhus. Hier trifft Nostalgie auf Moderne ... und die Herren fachsimpeln eine Runde Bei der interessanten Frage, welches Motorrad am Ende seines Lebens wohl mehr erlebt haben werde, sind die beiden sich einig : ganz klar die alte DDR-Maschine.
www.ostzweiräder.de
Unsere Fahrt geht getrennt weiter. Mein nächster Stopp ist Ratzeburg.
Perfekt: als ich das Auto parke, zeigt sich endlich Sonne und ich kann trockenen Fußes eine Runde durch die beschauliche Inselstadt laufen. Ratzeburg ist von vier Seen umgeben: Küchensee, Stadtsee, Domsee sowie der Große Ratzeburger See. Der imposante Dom (aus Backstein gebaute 3schiffige Basilika) wurde 1154 von Heinrich dem Löwen erbaut. Leider ist der Turm derzeit eingerüstet.
Über viele kleine Kopfsteinpflastersträßchen laufe ich durch den wunderschönen Kurpark wieder zurück zum Auto - Parkplatz Am Jägerdenkmal ist übrigens kostenfrei, während die meisten Parkplätze auf der Insel gebührenpflichtig sind.
Gerade mal 20 km weiter südlich befindet sich das Biosphärenreservat Schaalsee. Auch hier kann ich eine Empfehlung für Naturfreunde aussprechen:
Wandern oder auch Radeln kann man hier in Form von Tagestouren und Natur genießen. Die Zeit dafür habe ich leider nicht. Um aber wenigstens einen kleinen Eindruck der wunderbaren Natur aufzunehmen, gehe ich den Zarrentiner Moorlehrpfad. Eine wunderbare Runde durch herrliche Moorlandschaft mit vielen lehrreichen Hinweisen.
Weiter geht es Richtung Süden (ca. 70 km) in die Elbtalaue:
Die Gemeinde Rüterberg liegt direkt am Ufer der Elbe. Zu DDR-Zeiten war dies mitten im Grenzgebiet und die Bewohner mussten sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen des Ortes jedes Mal ihre Papiere vorzeigen. Bis 1989 war Dorf Rüterberg komplett eingezäunt und mit einem Schlagbaum abgesperrt.
Jetzt regnet es wieder mal so richtig heftig und ich beschließe, direkt nach Gorleben zu fahren, wo wir unsere heutige Unterkunft reserviert haben.
Das Deichhaus - www.dasdeichhaus.de
Das Hotel liegt übrigens direkt am Elberadweg - wenn man also wieder mal Corona-frei reisen kann, ist die Unterkunft perfekt. Obwohl die Hotel-Betreibenden jetzt schon so lange unter den Einschränkungen leiden und immense Verdienstausfälle haben, treffen wir hier auf superfreundliche und hilfsbereite Menschen. Und sogar meine außergewöhnliche Bitte, ich würde gerne in meinem eigenen Bett (also im Dachzelt) schlafen, wird kreativ umgesetzt:
Ich darf mein Auto neben einem Schlaffass parken. Im Fass finde ich Strom und Sitzgelegenheit, um am Reisebericht und weiteren organisatorischen Dingen arbeiten zu können. DANKE an Arno Schwarz für das unkonventionelle Entgegenkommen.
Als Michael am Spätnachmittag auch in Gorleben ankommt, darf ich mich nochmal hinter ihn auf die "weiße Göttin" schmeißen und wir statten dem Atomlager Gorleben noch einen Kurzbesuch ab - diesen Ort habe ich bereits letztes Jahr besucht im Rahmen meiner Wendland-Reise (https://www.umdiewelt.de/travelogue.php?t=9660&c=7)
Das heutige Abendessen wird uns von einer Pizzeria des Nachbarortes Gartow gebracht. Und dann gibt es für mich ein Gratis-Froschkonzert zum Einschlafen.
Abendstimmung outdoor - wie ich sie liebe... was ich euch nicht vermitteln kann ist das Froschkonzert, das hier stattfindet
Aufbruch: | 12.05.2021 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 24.06.2021 |